Korrespondenz: Kampf gegen Mobilfunk-Sender – mit 2 Kommentaren

In „Arbeit Zukunft“ ist meines Wissens bis jetzt noch nie über den
Kampf  vieler Menschen gegen das immer zahlreichere Errichten von
Mobilfunk-Sendern berichtet worden. Allein die Tatsache, dass sich so
viele Menschen gegen das Ausbreiten dieser Technologie in Initiativen
und Aktionen zur Wehr setzen, ist für uns Kommunisten Grund genug, sich
mit dieser Problematik auseinanderzusetzen.  

Unter dem Motto „Heute die Kuh – morgen Du? – Auswirkungen des
Mobilfunks auf Mensch und Tier“ fand am 02.März in Traunstein/Bayern
eine Veranstaltung zum Thema Mobilfunk und dessen Gefahren vor allem
für die Landwirtschaft statt. Traunstein ist eine Kleinstadt im
oberbayerischen Chiemgau, wo es vor allem viel Milchwirtschaft und
damit bäuerliche Tierhaltung gibt.
Die Veranstaltung stieß in der Bevölkerung auf reges Interesse. Der
etwa 200 Personen fassende Saal reichte nicht aus. Viele Zuhörer
mussten auf dem Gang stehen.
Worum geht es bei der Mobilfunk-Problematik vor allem? Zum einen ist
die Benutzung von Handys und schnurlosen DECT-Telefonen nicht
unproblematisch. Das beweisen zahlreiche Studien, z.B. die
Salford-Studie, die Schädigungen an Rattenhirnen noch Stunden nach der
Bestrahlung mit Mobilfunkwellen nachweist. Benannt ist diese Studie
nach Leif Salford, einem Neurochirurgen des Lund-Hospitals in Schweden.

Zum zweiten geht es um die Beeinträchtigung der gesamten belebten Natur
durch Mobilfunkstrahlung von Sendemasten. Es lässt sich sogar ein
verändertes Blattwachstum an Bäumen, die Strahlungen von Handymasten
ausgesetzt sind, beobachten.
Mobilfunk-Sendeanlagen gibt es heute überall: In Städten meist auf
Hochhäusern, Fabrikgebäuden und oft auch auf öffentlichen Gebäuden. Das
Land Bayern hat sich sogar extra verpflichtet, den Mobilfunkbetreibern
staatliche Gebäude als Standorte zur Verfügung zu stellen. Auf dem Land
meistens auf eigens errichteten Mobilfunkmasten oder auch immer
häufiger auf den Gittermasten von Überlandleitungen. Es gibt sogar
Landwirte, die sich solche Sendeanlagen gegen gute Bezahlung auf ihre
Scheunen montieren lassen. Massiver Protest der Nachbarn ist häufig die
Folge
Ohne auf technische Details eingehen zu wollen, der
gesundheitsschädigende Effekt liegt vor allem in der Pulsung der
hochfrequenten Strahlung. Dazu kommt, dass wir in Deutschland die
höchsten staatlich zugelassenen Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung
haben. Daran wird sich auch ohne politischen Kampf nichts ändern.
Schließlich hat die Bundesregierung vor wenigen Jahren die
UMTS-Lizenzen für ca. 50 Milliarden Euro an die Netzbetreiber
versteigert. Jetzt muss der Staat dafür sorgen, dass die Konzerne auch
damit Geld machen können und nicht durch gesetzliche Auflagen behindert
werden.
Land auf – Land ab gibt es bei uns in Bayern heftigen Widerstand gegen
die Neuerrichtung von Sendeanlagen, weil die Menschen durch die
zahlreichen Berichte von Schäden durch gepulste (digitale) Strahlung
sensibilisiert sind und sich nicht für die Profite der
Mobilfunkbetreiber und die Geldgier derjenigen, die sich das Aufstellen
von Sendern teuer bezahlen lassen, die Gesundheit ruinieren lassen
wollen.
Zu den heftigsten Gegnern zählen eben auch die Landwirte, die von
zunehmenden Fehl- und Missgeburten bei Kälbern und Krankheiten bei den
erwachsenen Tieren berichten. Auf der Veranstaltung in Traunstein
sprachen darüber die Bauern Josef Altenweger aus Schnaitsee in
Oberbayern und Bernhard Hartmann aus Wildpoldsried/Allgäu. Altenweger
ist bei den Mobilfunk-Kritikern in ganz Bayern bekannt, weil er schon
sehr früh Schäden durch Mobilfunkstrahlung feststellte und seither
einen beständigen und mutigen Kampf gegen die Mobilfunklobby und
staatliche Stellen führt, die versuchen, die Bevölkerung zu täuschen
und die Gefährlichkeit der Mobilfunkstrahlung herunterzuspielen. Unter
anderem ist seinem Kampf zu verdanken, dass in Bayern eine so genannte
„Rinderstudie“ erstellt worden ist, welche die Schädigung von Rindern
auf Höfen, die sich in der Nähe von Mobilfunkanlagen befinden, belegt.
Außer den beiden Landwirten sprachen auf der Veranstaltung drei
namhafte Vertreter der Mobilfunk-Kritiker: Dr. Gerd Oberfeld,
Umweltmediziner der Landessanitätsdirektion Salzburg, dem vor allem die
Durchsetzung der sehr niedrigen Vorsorgewerte im Land Salzburg zu
verdanken ist, Siegfried Zwerenz, Sprecher der Bürgerwelle e.V.,
Dachverband der Bürger und Initiativen zum Schutz vor Elektrosmog und
Dr. med. Hans Scheiner, Arzt und Gerichts-Gutachter aus München, einer
der frühesten mobilfunkkritischen Ärzte in Deutschland.
Dr. Gerd Oberfeld betonte in seinem sehr interessanten Beitrag vor
allem, dass die Schädlichkeit von Mobilfunkstrahlung nicht durch immer
neue Studien belegt werden muss, wie es die Betreiber von
Mobilfunknetzen immer wieder behaupten, sondern dass  es schon
zahlreiche (hunderte oder sogar tausende) von Studien und
Untersuchungen gibt, welche diese Schädlichkeit eindeutig nachweisen.
Er erwähnte die Studien von Dr. Neil Cherry (Neuseeland) über die
wahrscheinlichen gesundheitlichen Folgen des Mobilfunks und die dadurch
häufig auftretenden Krankheiten wie Kopfschmerzen, Krebs und
Depressionen, Professor Santini (Frankreich), der gesundheitliche
Beschwerden in Abhängigkeit von der Entfernung von Mobilfunksendern
untersuchte, Kundi (Österreich), der eine ähnliche Untersuchung in
Kärnten durchführte, Gomez-Perretta (Spanien) über Beschwerden in der
Nähe von Mobilfunksendern, die holländische, so genannte TNO-Studie zu
GMS und UMTS und die Hardell-Studie (Schweden, 2002 und 20003) über die
Häufigkeit von Hirntumoren bei Nutzern von Mobilfunk.
Siegfried Zwerenz ging insbesondere auf das Thema Grenzwerte für
Mobilfunkstrahlen ein. Er erläuterte, dass die gesetzlich festgelegten
Grenzwerte, die in Deutschland übrigens 100 mal höher sind als in der
Schweiz, lediglich die thermischen Wirkungen der Strahlung, nicht aber
die athermische Wirkung auf die Nervenzellen berücksichtigen.  
Dr. Scheiner befasste sich in seinem Vortrag mit den rechtlichen
Problemen der Mobilfunkstrahlung, z.B. dem drastischen Verfall der
Immobilienwerte im Nahbereich von Sendeanlagen. Die Versicherer böten
keinen Versicherungsschutz für Schäden durch Mobilfunk. Dadurch würde
eine Lawine von Schadenersatzforderungen auf die Mobilfunkbetreiber
zukommen.
Interessant war auch die rege Diskussion im Anschluss an die Vorträge.
Eine Tierheilpraktikerin, die ca. 1000 Bauernhöfe in Ober- und
Niederbayern betreut, berichtete, dass ihr sehr viele Missgeburten
bekannt seien, die sie auf den Einfluss der Mobilfunkstrahlung
zurückführt. Sie ist selbst Landwirtin und hat Probleme im Stall.
Derzeit führe sie eine Feldstudie durch.
Man sieht: auch in der tiefsten bayerischen Provinz wird der Kampf
gegen die kapitalistische Umweltzerstörung geführt. Ein ermutigendes
Zeichen.


E-Mail eines Lesers zum Artikel:
Man sollte allerdings auch bedenken, dass es viele Studien gibt, dass
Handys den Menschen nicht stören. So gab es auch Befragungen bei Personen, ob
sie z.B. schlechter Einschlafen. Bei denen, die wussten, dass ein Sender in der
Nähe ist, lag die Rate höher, als bei denen, die es nicht wussten, also könnte das
auch eine psychologische Wirkung haben. Natürlich bin ich auch dagegen, dass man
überall Sender aufstellt, sollten sie denn schädlich sein, aber der Artikel
verurteilt die Sender ja hart. Würden im Kommunismus Handy abgeschafft
werden…
 
Mit solidarischen Grüßen
DB

Betrifft: E-Mail eines Lesers

 Lieber Leser! Es gibt tatsächlich Studien – wie viele es
sind, weiß ich nicht – die beweisen wollen, dass es keine Schädigung durch das
Benutzen von Handys oder durch Mobilfunkstrahlung allgemein gibt. Dr. Oberfeld (siehe
Artikel) wies in seinem Vortrag ausdrücklich darauf hin, dass eine Studie, die
keine Schädigung nachweist, noch lange nicht beweist, dass da nichts ist. Es kommt immer auf die Untersuchungsmethode an
und vor allem auch darauf, wer die Untersuchung in Auftrag gibt.

Ob im Kommunismus oder Sozialismus Handys abgeschafft
werden, das werden die Menschen dann entscheiden, wenn sie darüber bestimmen
können. Immerhin gibt es auch Mobilfunk-Techniken ohne gepulste Strahlung. Es
gibt auch Standorte, die weiter wegen von bewohnten Gebieten sind. Und es gibt
niedrigere Strahlungsgrenzwerte. Muss man zum Beispiel unbedingt im Auto, im
Keller oder in einem Tunnel Handy-Telefonate führen können? Außerdem gibt es
auch Repeater, durch die sich die Strahlungsdichte wesentlich verringern lässt.
Kostet natürlich alles Geld. Und das schmälert den Profit, der sich durch das
Betreiben von Mobilfunknetzen machen lässt.

Viele Grüsse

WH