München: Maulkorb für den Historiker Ilan Pappe von der Stadt München

Korrespondenz:

Mit dem offiziellen Vorwand „Begründete Sicherheitsbedenken“ ist dem israelischen Historiker Ilan Pappe von der Stadt München Ende Oktober kurzfristig ein städtischer Saal verwehrt worden. Mehrere Organisationen haben bereits Protest eingelegt. Der in England tätige israelische Professor Ilan Pappe wollte einen Vortrag zum Thema Zionismus halten. Veranstalter war der „Arbeitkreis Palästina/ Israel Salam Shalom“. Nur mit viel Glück konnte noch ein anderer Saal gefunden werden, um den Vortrag halten zu können. Das es ausgerechnet Sicherheitsbedenken waren, die zur Absage des Saales führten, wie von der Stadt München behauptet, erwiesen sich schnell als unglaubwürdig. Ist es doch gerade die bayerische Landeshauptstadt München, die bekannt dafür ist, alle Veranstaltungen durchzuziehen, die von der herrschenden Klasse gewünscht werden. Geht es also um Veranstaltungen wie dem öffentlichen Gelöbnis von Bundeswehrsoldaten, das erst letztes Jahr stattfand, oder den unzähligen Naziaufmärschen, die zunächst erst aus Sicherheitsgründen untersagt und dann dennoch vom Gericht zugelassen werden oder um den städtischen Empfang für Teilnehmer der „Münchner Sicherheitskonferenz“. -Eine hohe Polizeipräsenz hierfür ist immer verfügbar! Auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) konnte in dieser demokratischen Frage nicht punkten. Er selbst hätte ja mit der Entscheidung nichts zu tun gehabt, hätte aber bei einem Mitspracherecht ebenfalls das Raumverbot gebilligt. Jedoch war der Einwand von Christian Ude gegen die Veranstaltung ein anderer. Seine Begründung jedoch war ebenso unglaubwürdig. Die Stadt München, so der Oberbürgermeister, halte sich bei internationalen Konflikten heraus und identifiziere sich nicht mit einer Seite!

Offensichtlich sollte mit dem Vorgehen der Stadt München, die Gleichsetzung „Antizionismus ist Antisemitismus“ , die von einem Teil der bürgerlichen Ideologen und Historiker als moralisches Mittel gegen jegliche Kritik an Israels Politik ins Feld geführt wird, nicht öffentlich in Frage gestellt werden!

ab

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Quellen: Neues Deutschland vom
01. und 15. Dezember 2009


Buchtipp: Ilan Pappe, Die ethnische
Säuberung Palästinas, Gebundene
Ausgabe, 413 S., Verlag Zweitausendundeins,
6. Auflage August 2007, NP 22,-€