Stuttgart: Protest und Kampf auch bei Kühler-Behr

Am Dienstag, 1. Dezember, blockierten etwa 200 Kollegen der Produktion von Behr in Stuttgart die Heilbronner Straße (B 10) am Verkehrsknotenpunkt „Pragsattel“. Gleichzeitig mit den Aktionen der Daimler-Kollegen in Sindelfingen (siehe eigener Bericht) brach auch bei „Kühler-Behr“, einer bekannten Stuttgarter Traditionsfirma, einem Automobilzulieferer, heftiger Widerstand gegen Schliessungspläne auf. Behr stellt Kühlsysteme für Automobile her und will die Produktion in Stuttgart schliessen. Auch Arbeitsplätze in Kornwestheim und im sächsischen Kirchberg stehen auf dem Spiel.

Unterm Strich sollen bis zu 440 Stellen in den drei Produktionswerken wegfallen, darüber hinaus läuft in Stuttgart ein Abbauprogramm in der Entwicklung und der Verwaltung, das mehr als 300 Arbeitsplätze vernichten würde. Für die Mitarbeiter sind die jüngsten Abbaupläne in der Produktion ein Schlag ins Gesicht. In der Presse lässt Dr. Markus Flik, Vorsitzender der Geschäftsführung der Behr GmbH & Co. KG verlautbaren: „Wir sehen keine Alternative zur Schliessung der Produktion in Stuttgart.“

Für Montag (30.11.09) hatte die Geschäftsleitung eine Information an die Belegschaft geplant, was aber der Betriebsrat verhinderte, weil er selber nicht korrekt informiert war! Deshalb wurde die Bekanntmachung erst um eine halbe Stunde verschoben, dann abgesagt. Für Dienstag war eine Betriebsversammlung geplant.

Doch in der Montagsnachtschicht erschien Geschäftsführer Flik, begleitet von vier Bodyguards(!) und verkündete kaltschnäuzig die Schliessung von Werk 8, also der kompletten Produktion in Feuerbach mit etwa 200 Arbeitsplätzen. Die Nachtschichtkollegen berieten sich. Am Dienstagmorgen um 8 Uhr zogen sich viele der etwa 200 Kollegen aus allen drei Schichten der Produktion Müllsäcke mit der sarkastischen Parole: „Behr – Sondermüll“ und dem Warnsymbol für Radioaktivität über.

Sie marschierten am Haupteingang vor den Augen der Geschäftsleitung durchs Tor, liessen die wartenden Busse stehen und schwenkten auf die B10 Richtung Pragsattel ein.

Der Verkehr dieser wichtigen Stuttgarter Durchfahrtsstraße kam sofort zum Erliegen. Polizei erschien, griff aber nicht ein. Um 9.45 Uhr begann im grossen Saal des Theaterhauses am Pragsattel die Betriebsversammlung. Mit rund 1300 Kolleginnen und Kollegen war es brechend voll. Die Bekanntmachung der Geschäftsleitung ging im Tumult unter. Sie wagte es aber nicht, der Aufforderung des Betriebsrats, sie zu wiederholen, nach zu kommen. Die Kollegen blieben alle bis zum Schluss der Betriebsversammlung da. Die Stimmung war kämpferisch. Grosse Solidarität wurde mit den zugleich kämpfenden Daimler-Kollegen laut.

Betriebsratschef Thomas Wörner kündigte weitere Proteste zusammen mit der IG Metall an. Die Stimmung in der Belegschaft sei sehr angespannt. Es sei auch allen bewusst, dass man mit einem Jobabbau rechnen musste, sagte Wörner.

Werden die Behr-Kolleg/innen weiterkämpfen?

Rund zwanzig Behr-Kollegen besuchten in der Vorweihnachtswoche den Metaller-Treff des Zukunftsforums der Gewerkschaften in Stuttgart, eine Diskussionsrunde der Gewerkschaftslinken. Alle Anwesenden bekundeten ihre Solidarität mit den bedrängten Behr-Kollegen/innen. Diese stellten die Ereignisse dar, und logischerweise ging es um die Frage, „Wie weiterkämpfen?“ Sie zeigten sich entschlossen, nach Weihnachten und Neujahr den Kampf wieder aufzunehmen. Die Zwangspause über den Jahreswechsel soll Flik nicht für sich nutzen können. Die Kollegen/innen berichteten, dass die erwähnten Bodygards, über deren Einsatz der Betriebsrat nicht unterrichtet wurde, noch immer im Werk ihr Unwesen trieben und sich Kontrollrechte anmaßten.

Sehr kritisch wurde die Frage der Zusammenarbeit und des gemeinsamen Kampfes mit den anderen Konzernstandorten diskutiert. Die Runde wies auf die Gefahr hin, dass man von der Geschäftsführung gespalten wird. Wir werden weiter berichten, auch auf www.arbeit.zukunft.de

Wir rufen alle unsere Leserinnen und Leser auf zur Solidarität mit den Behr Kollegen! Solidaritätserklärungen und Informationsanfragen bitte an:

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