Stuttgart: Ungemütlicher Spatenstich für

Schon von Weitem tönte es mir entgegen: „Wir sind hier, wir sind laut, weil Ihr uns den Bahnhof klaut.“ Und das war nicht übertrieben, je näher man kam, desto ohrenbetäubender wurde der Lärm der zahlreichen „Stuttgart 21 „-Gegner mit ihren phantasievollen Lärminstrumenten wie Kochtöpfen oder Gießkannen. Die Herren mit ihren Walkie-Talkies hinter der großzügigen Absperrung hatten ihre liebe Not, denn man konnte sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Hin und wieder huschten in der Ferne gut gekleidete Herren vorbei, jedes mal besonders laut begrüßt. Gegen 14 Uhr kamen dann die besonders wichtigen Leute, und hatten es sehr eilig. Der Lärm steigerte sich noch weiter „Lügner, Lügner“ skandierend. Die Menge versuchte, näher an den Ort des Geschehens heranzukommen, was aber wegen der Absperrung kaum möglich war. Denn vor den Tausenden, die trotz Mittagszeit zum Protest gekommen waren, versuchten sich die hohen Herren wie Bahnchef Grube, Noch-Ministerpräsident Öttinger (CDU), Stuttgarts Oberbürgermeister Schuster (CDU) oder der Sprecher des Projektes, Wolfgang Drexler (SPD) zu schützen. Mit der von Bahnchef Grube noch am Freitagabend angebotenen „Kommunikation“ war es vorbei. Dafür war massenhaft Polizei aufgeboten worden, um Stärke zu demonstrieren. Doch wie die Herrschaften sich auch drehen und wenden, ob „kommunikativ“ oder gewaltbereit wie heute, den Widerstand gegen Stuttgart 21 bekommen sie nicht so einfach in den Griff.

Geschützt vor dem unmittelbaren Kontakt mit dem Volk, aber unter ungeheurem Lärm ließen sie einen Prellbock aus dem Gleisbett heben – als angeblichen ersten Spatenstich. Der Prellbock hat allerdings gar keine Bedeutung für das Wahnsinnsprojekt „Stuttgart 21“. Es sollte hier nur ein symbolisches „Basta“ gegen das Volk gesprochen werden. Die eigentlichen Bauarbeiten sollen erst später beginnen und auch das wird schwierig. Mittlerweile hat ein Enkel des Architekten Bonatz, der den Stuttgarter Hauptbahnhof entworfen hat, gegen die Bahn wegen Verletzung des Urheberrechtes geklagt. Ebenso stehen für wesentliche Teilprojekte noch die notwendigen Genehmigungen aus. Und der Protest der Bevölkerung wird immer stärker. Für die Herren wird es also noch ungemütlicher werden, als es heute war.

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Hier noch ein Link zu einem Video von den Aktionen:
http://www.vimeo.com/9210285