Radiotipps für März

(Sendefrequenzen je nach Standort auf der Internetseite www.dradio.de).

DLR-K
Mo. 1.3. – 19:30 Uhr
Zeitfragen
„Kratzer an einem deutschen Statussymbol“
Das Auto zwischen Fortschrittsvehikel und Leitfossil
Von Heiner Dahl

DLF
Di. 02.03.2010 · 19:15 Uhr
Freiwerdende Gebiete – Schrumpfen als Chance
Von Anselm Weidner
In 40 Jahren werden zehn Millionen weniger Menschen in Deutschland leben; der Osten Deutschlands hat schon seit dem Mauerfall über zwei Millionen Menschen verloren. Leerwerdende Regionen, verlassene Dörfer in Vorpommern, in Brandenburg, ebenso wie in Südost-Niedersachsen oder Nordhessen: In den Zeiten des Abschieds vom Wachstum entstehen hierzulande immer ungleichere Lebensverhältnisse in immer disparateren Räumen.
Wenn schließlich irgendwo ein Zigarettenautomat als letztes Relikt der öffentlichen Versorgung steht, kann man darüber klagen oder wie die „Raumpioniere“ in Ost und West, von denen Anselm Weidner berichtet, „schrumpfende Regionen“ als „frei werdende Gebiete“ für neue Ideen, Projekte und Lebensweisen nutzen.

DLF
Fr. 05.03.2010 · 19:15 Uhr
Nicht weniger – Besser
Zur politischen Ökonomie des Schrumpfens
Von Matthias Greffrath
In der Volkswirtschaftslehre gibt es keine Theorie des Schrumpfens. Wachstum ist erwünscht und soll der Normalfall sein, Schrumpfen gilt als Störung. Aber was passierte eigentlich also, wenn wir die Konsequenz aus der Klimakrise und den Verwerfungen der globalen Ökonomie, aus der Kritik an Konsumismus, Naturzerstörung, Beschleunigung ziehen?
Wenn wir weniger, aber besser essen und öfter selbst kochen; nur einmal im Jahr, aber dafür gut vorbereitet reisen; unsere Möbel, Mäntel, Motorräder nicht alle Jahre wechseln; und nur noch so viel arbeiten, wie es uns gut tut – kurzum, wenn wir nachhaltig und vernünftig leben: Wäre das der GAU für unser Wirtschaftssystem, das Elend für Millionen von Arbeitern? Und wenn nicht: Was steht unserer Vernunft im Wege – um uns herum und in uns selbst?

DLR-K
Mo. 8.3. – 19:30 Uhr
Zeitfragen
Das politische Feature
„Politisch korrekt abgefertigt“
Was man in Deutschland sagen darf
Von Katja Bigalke

DLF
Di. 9.03.2010 · 19:15 Uhr
Noch zehn Sekunden
Die amerikanische Radiopionierin Elsa Knight Thompson
Von Martina Groß
Als kämpferische und umstrittene Journalistin leitete Elsa Knight Thompson vierzehn Jahre lang die Politische Redaktion von KPFA in Berkeley, dem ersten von seinen Hörern bezahlten Radiosender. Ihr Interesse galt gesellschaftlichen Außenseitern, die keine Chance hatten, in den Medien Gehör zu finden.
Sie glaubte an Dialog, Meinungsfreiheit und daran, dass es die wichtigste Aufgabe von Journalisten sei, die Hintergünde politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen auszuleuchten und die Informationen zu liefern, die die Bürger zur Wahrnehmung ihrer Rechte benötigen.
So strahlte KPFA Reportagen von den McCarthy-Prozessen aus, Interviews mit den Black Panthers, Berichte über das Free Speech Movement in Berkeley, die wachsende Gegenkultur in den USA. Die Frau mit der rauchigen Stimme war eine der ersten politischen Radiojournalistinnen. Sie sorgte mit ihren Reportagen und Interviews für heftige Erschütterungen. Sie war mit scharfem Verstand und Witz ausgestattet, galt als kompromisslos, mutig, stur und streitsüchtig. Sie wurde geliebt und gehasst, von Freunden wie Feinden. Und manchmal beides gleichzeitig.

DLR-K
Sa. – 13.03.2010 · 18:05 Uhr
Kärnten gibt’s nur einmal – Geschichte einer Abschiebung
Von Doris Stoisser
Drei Flüchtlingsfamilien werden auf Anordnung des Landeshauptmanns Jörg Haider 2008 aus Kärnten ausgewiesen. Der Abschiebung vorangegangen war eine Schlägerei, an der einheimische und fremde Jugendliche beteiligt waren. Auf einen vagen Verdacht hin werden drei tschetschenische Jugendliche ausgewählt und mit ihren Familien als „gewalttätige Tschetschenen“ ausgewiesen. Der Verwaltungssenat des Landes Kärnten erklärt das Vorgehen des Landeshauptmanns für rechtswidrig. Das Urteil bleibt ohne Konsequenzen.
„Kärnten gibt’s nur einmal“ ist eine Dokumentation über Geschichte(n): Von Krieg, Flucht, Integration und erneuter Vertreibung. Und von einem Land, das Fremde nur dann ins propagierte „Wohlfühlparadies“ einlädt, wenn sie als Touristen kommen.

DLR-K
Mo. 15.3. – 19:30 Uhr
Zeitfragen
„Beton statt Bildung“
Das Konjunkturpaket und seine Folgen
Von Anja Schrum und Ernst-Ludwig von Aster

DLF
Di. 16.03.2010 · 19:15 Uhr
In langen Schürzen würde man uns nicht beachten
Zivilgesellschaftliche Aufbrüche in der Ukraine
Von Anastasia Vinokurova
Jeweils am 24. August feiert die Ukraine sich selbst. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde an diesem Tag 1991 die Gründung des unabhängigen demokratischen Staates Ukraine verkündet. Die 24-jährige Kiewerin Anna Hutsol sieht allerdings keinen Grund zum Feiern: „In 18 Jahren entwickelte sich die Ukraine zu einem Staat der Willkür der Machthaber. Für den Rest der Bürger wird weder rechtlicher noch wirtschaftlicher Schutz gewährleistet.“
Anna und die im Jahr 2008 von ihr gegründete Fraueninitiative FEMEN kämpfen in erster Linie für die Rechte der ukrainischen Frauen, gegen Prostitution und Sex-Tourismus und ermuntern ihre Mitbürger zum aufrechten Gang. Die Mittel sind einfach, aber wirksam: Mit öffentlichen Performances in sexy Outfits wird Aufmerksamkeit hergestellt und über Missstände in der ukrainischen Gesellschaft aufgeklärt. „In langen Schürzen würde man uns nicht beachten“, erklärt Anna. Die Popularität der Gruppe wächst, nach einem Jahr hat FEMEN über 20.000 inoffizielle Mitglieder.

DLR-K
Do. 18.3. – 19:30 Uhr
Forschung und Gesellschaft
„Wie viele Arten braucht ein Ökosystem?“
Zum Stand einer alten Debatte im Jahr der Biodiversität
Von Peggy Fuhrmann

DLF
Fr. 19.03.2010 · 20:10 Uhr
Auf Suche nach dem idealen Leben
Theo Pinkus und Amalie de Sassi
Von Jochanan Shelliem
Sie waren ein Jahrhundertpaar. Theo Pinkus und Amalie de Sassi, ein Paar, das zu den wichtigsten Protagonisten der unabhängigen Linken nicht allein in der Schweiz wurde, zum Gedächtnis der Alpenrepublik. Zum Energiezentrum, das der Schweizer Staatsschutz fünf Jahrzehnte lang überwachen ließ: Amalie, die Frauenrechtlerin. Theo, der Kommunist.
1929 empfängt Theo Pinkus das Parteibuch der KPD aus der Hand von Wilhelm Pieck. Der SA entkommt er knapp. In ihrer Züricher Wohnung sammeln Theo und Amalie verbotene Bücher. Aus ihrer Buchhandlung entwickelt sich die Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung.
1972 gründet Theo Pinkus die Utopisten-Begegnungsstätte Salecina. Hier diskutieren Herbert Marcuse, Carola Bloch, Max Frisch, hier treffen sich Lehrlinge aus Mailand mit Spontis aus West-Berlin.
Theo und Amalie bringen die jungen Alternativen mit den alten Kämpfern zusammen, das hält sie selbst frisch.
2009 wäre er 100 geworden, 2010 sie. Endlich erschließt die Züricher Zentralbibliothek die Sammlung des revolutionär-bibliophilen Paares.

DLF
Di. 23.03.2010 · 19:15 Uhr
Von Mücken, Moneten und Infektionen
Wie aus Afrikas Gesundheitsversorgung ein Geschäft werden soll
Von Peter Kreysler
Wenn Bill Gates auf einer US-amerikanischen Computertagung vor dem staunenden Publikum hunderte Moskitos aus einem Glas entlässt und dabei fordert, dass Malaria ausgerottet werden soll, dann sind ihm die Schlagzeilen sicher. Die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung ist die größte und reichste Stiftung der Welt.
Aber mit ihren noblen und milliardenschweren Gesundheitsprogrammen sind harte Forderungen verbunden: Der Kampf gegen die gefährlichen Infektionskrankheiten Afrikas sollte nun endlich sparsam, effizient und mit neuester Technologie geführt werden, eben wie ein Weltkonzern und nicht wie die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen.
Doch auch nach zehn Jahren und Milliarden von Dollars der Geberländer bleiben die erhofften Erfolge aus: Jedes Jahr sterben fast eine Million Menschen an Malaria. Kritiker fragen sich, ob ein privatisiertes Gesundheitssystem wirklich die Lösung für Afrikas Dilemma sein kann.

DLR-K
Do. 25. 3 – 19:30 Uhr
Forschung und Gesellschaft
„Kein Blut am Handy“
Der geochemische Fingerabdruck für das kongolesische Coltan
Von Jan Lublinski

DLF
Sa. 27.3. – 11:05 Uhr
Gesichter Europas
Angestellte auf der Couch: Frankreichs Arbeitswelt im Umbruch
Mit Reportagen von Bettina Kaps
Am Mikrofon: Barbara Schmidt-Mattern

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Anmerkung der Redaktion:
Die Inhalte der Sendungen und die
Inhalte der Sendungsbeschreibungen
geben nicht immer die Meinungen
der Redaktion wieder.