Filmbesprechung: The day after tomorrow

Wie immer bei Roland Emmerich ist der Film „The day
after tomorrow“ gigantomanisch, mit teilweise atemberaubenden Effekten,
die allerdings manchmal auch aufgesetzt wirken.

Die Geschichte ist übertrieben, hat aber einen realistischen
Hintergrund. Im Film warnt ein Wissenschaftler auf einer Klimaschutz-Konferenz
vor dem möglichen radikalen Umkippen des Klimas durch eine Änderung des
Golfstroms. Durch die Erderwärmung werde Süßwasser von den Polkappen
abgeschmolzen und dadurch der Salzgehalt im Nordatlantik verändert und so der
Golfstrom unterbrochen. Dies führe zu einer Abkühlung auf der nördlichen
Halbkugel und zu einer neuen Eiszeit.

Unter Wissenschaftlern wird diese Theorie tatsächlich
ernsthaft diskutiert. Allerdings würde ein solcher Prozess real mindestens
mehrere Jahrzehnte und nicht wenige Tage wie bei Emmerich dauern.

Im Film wie in der Realität verhallen die Warnungen des
Wissenschaftlers ungehört. Der US-Vizepräsident antwortet auf der Konferenz,
aufgrund solch vager Theorien könne man nichts unternehmen, schließlich sei die
Wirtschaft viel empfindlicher als die Umwelt. Es sei viel zu teuer,
Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen.

Kurz nach der Konferenz geht es los. In Japan regnet es
riesige Hagelkörner. Menschen werden erschlagen, Gebäude zerstört. Wirbelstürme
rasen über die Erde und vernichten Städte unter anderem in eindrucksvollen
Bildern Los Angeles und Hollywood. Dann folgt Regen und eine riesige Flutwelle,
dann Schnee und eine Eiszeit. Kanada, Nordamerika, Europa und Russland liegen
unter einer Decke von Eis und Schnee.

Der Film enthält einige witzige Szenen: So verbrennt z.B.
eine Gruppe in einer Bibliothek in New York Bücher, um die Kältewelle zu
überleben, ein Jugendlicher findet dicke Bände des US-Steuerrechts und meint,
die könne man ja nun ruhig verbrennen, die brauche man nicht mehr. Oder auf
einmal fliehen Millionen US-Bürger nach Mexiko und werden vom Zaun aufgehalten,
den die US-Regierung dort einmal gegen Mexikaner gebaut hat.

Einige Szenen sind unrealistisch. So übt der
US-Vizepräsident am Ende öffentlich Selbstkritik.

Trotz offensichtlicher Mängel ist der Film sehenswert. Er
zeigt, wenn auch übertrieben, die Konsequenzen aus dem Raubbau des Kapitals an
der Natur. Die Interessen der Industrie werden auch als Ursache der Katastrophe
genannt. Dass ein Mann wie Roland Emmerich keine andere Perspektive als
individuelle Rettung und persönlichen Heldenmut sieht, darf nicht verwundern.

Nicht umsonst hat die Bush-Regierung versucht, dem Film
Steine in den Weg zu legen. Die offene Kritik an der offiziellen
US-Umweltpolitik war ihr nicht genehm.