Atomkatastrophe: Schon 2 Blöcke in Fukushima außer Kontrolle

ATOMKRAFT SOFORT ABSCHALTEN!

Solidarität!

Nach dem historisch stärksten je gemessenen Erdbeben (9,0 a. d. Richterskala), im Norden Japans, und dem anschließenden Tsunami am Freitag, dem 11. März 2011, ist der Norden der Insel Honshu in apokalyptischer Weise verwüstet und verheert, mittlerweile gehen die Schätzungen auf weit über zehntausend Todesopfer. Millionen einfache Menschen weltweit fühlen mit den Opfern und beginnen mit Solidaritätsaktionen, es laufen Geld- und Sachmittelsammlungen, freiwillige Helfer weltweit wollen nach Japan und anpacken. Wir rufen alle unser Leser auf, hier mit zu helfen, so gut es immer geht!

Kapital geht über Leichen!

Doch obwohl alle um die extreme Erdbebengefährdung dieser Region wissen, wurden mit Billigung und auf Betreiben der japanischen Regierung hier 12 gewaltige Atomkraftwerke hineingeklotzt, die privatkapitalistisch betrieben werden.

Schon kurz nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe verdichteten sich beunruhigende Nachrichten! Für den mittendrin gelegenen Atomkraftwerkskomplex Fukushima (I und II) mit 10 Reaktoren(!!) und mit zusammen rund 6 Gigawatt Leistung musste der Atomnotstand ausgerufen werden.

Was dann geschah, ist bruchstückhaft bekannt: Am Sonntag, 13. März 2011, sind wenigstens 2 dieser Reaktoren außer Kontrolle! In einem wurde auf Grund der nicht mehr kontrollierbaren Hitzeentwicklung im Reaktor Wasserstoff freigesetzt. Das hat zu einer Knallgasexplosion geführt, die die Außenverkleidung des Reaktorbaus komplett wegsprengte und 19 AKW-Werkern das Leben kostete. Es tritt radioaktive Strahlung aus. Die Regierung hält genaue Werte geheim, aber längst haben unabhängige Messungen das nachgewiesen.

Aktuelle Ergänzung, 14.3.11: Mittlerweile ist auch der Reaktorblock 3 explodiert. Ein US-Kriegsschiff hat auf dem Pazifik stark erhöhte Strahlung gemessen. Die japanische Regierung jedoch behauptet, es sei kaum radioaktives Material ausgetreten.

Für die zwei Reaktoren muss mit Kernschmelze gerechnet werden.

Die japanische Regierung kann das nicht mehr bestreiten, bemüht sich aber – unterstützt von den kapitalhörigen Medien weltweit wie auch in Deutschland, das apokalyptische Ausmaß nach Kräften herunter zu spielen. Da fliegt, da kracht in Fukushima I der Reaktorblock 1 vor den TV-Kameras der Welt auseinander – für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) vom 13.3.11 „steigt weißer Dampf auf“. Wenn es nicht so entsetzlich wäre, wäre das grotesk komisch!

Natürlich sind (vielleicht!) die Reaktordruckgefäße noch nicht gesprengt. Das heißt aber nicht, dass man unter Kontrolle hätte, was da drinnen vor sich geht! Jetzt soll versucht werden, die Reaktoren mit Meerwasser(!!) und beigemischter Borsäure (die Giftigkeit spielt längst keine Rolle mehr!) zu kühlen.

Zitat FAS von heute: „Es ist ein Experiment (!!!), das noch nie geprobt wurde. Während Soldaten (Was machen die da??) Maschinen und Pumpen anschleppen, basteln(!!!) Fachleute an den Details dieses Rettungsplanes.

Alle diese Menschen – das weiß man von Tschernobyl – arbeiten nicht unter Lebensgefahr! Sie setzen vielmehr ihr Leben direkt für ihre Mitmenschen ein! Man muss offen die Frage nach ihrer Überlebenschance stellen! In Tschernobyl prägte man den zynischen Titel „Liquidatoren“ für die Menschen, die mitten in der Nuklearkatastrophe ihr Leben hergaben. Zahllose „Liquidatoren“ haben nicht überlebt.

Inzwischen wurde angeordnet, im Umkreis von 20 km um die Kernkraftwerke alle Menschen zu evakuieren. Das sind 120 Quadratkilometer! Aber jeder weiß, keine Strahlung und kein radioaktiver Fallout macht an solch einer Grenze halt. Laut offiziellen Angaben betrifft das ca. 240 000 Menschen, eine Großstadt von der Größe Kiels. Vom Erdbeben geschockt, nach Verlust des Hauses oder der Wohnung, inmitten einer zerstörten Welt – und das stets für sicher geglaubte AKW nebenan dreht durch! Eine apokalyptische Szenerie! Aber keiner der Verantwortlichen in den Vorständen der Banken und Energieriesen kann sagen, er habe davon nichts wissen können!

Eine atomare Katastrophe, von der die Befürworter und Werbetrommler der Atomenergie immer gesagt haben, dass sie nie eintreten könnte, sie spielt sich vor unseren Augen ab!

60000 auf der Straße!

Angesichts dieser Katastrophe gingen am 12.3.11 in Baden Württemberg 60 000 Menschen auf die Straßen. Sie bildeten eine geschlossene Menschenkette zwischen dem wegen seiner Sicherheitsmängel umstrittenen Uralt-AKW Neckarwestheim (bei Lauffen am Neckar, zwei Reaktoren! Besitzer EnBW) und Stuttgart. Diese Protestaktion war lange vor der japanischen Katastrophe vorbereitet worden. Nun bekam sie beklemmende Aktualität. Es kamen mehr Menschen als erwartet. Hauptforderung. „Abschalten!“ Voller Empörung erschallte sie entlang der 45 Kilometer langen geschlossenen Menschenkette.

Aber auch andere Forderungen mischten sich darunter: „Mappus weg!“ „Schwarz-Gelb weg!“ Die Menschen kennen deren verantwortungslose Erfüllungspolitik für alles, was die Atom-Energielobby ihnen in den Notizblock diktiert. Ministerpräsident Stefan Mappus griff am baden-württembergischen Landtag vorbei in einer Nacht- und Nebelaktion dem angeschlagenen Energieriesen EnBW mit Milliarden aus dem Steuersack, natürlich auf Pump, unter die Arme. Seine Umweltministerin und Atomaufsehrein Tanja Gönner lehnte eine sicherheitstechnische Aufrüstung von Neckarwestheim ab! Die Menschen vergessen das nicht, werte Herrschaften!

Auch ungezählte Menschen, die seit Monaten gegen Stuttgart 21, jenes zerstörerische Bahnhofsprojekt in Stuttgart kämpfen, waren bei der Menschenkette und zeigten sich. Die IG Metall hatte einen Abschnitt in Stuttgart Feuerbach organisiert. Der Landesvorsitzende des DGB, Nikolaus Landgraf, sprach auf der Abschlusskundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Es ist ein sehr breites Bündnis geworden, das heute auf den Straßen kämpft!

Machen wir es noch breiter und noch stärker! Auch die Menschen in den Betrieben müssen nun ihre Kraft in die Wagschale werfen! Wir alle haben eine klare Forderung:

Ausstieg aus der Atomenergie sofort! Sofort abschalten! Auf Kosten der Betreiber!

Wahlen?

Wir wissen: Wahlen ändern nicht viel, auch die SPD und die Grünen machen Atompolitik, nur etwas versteckter. Mit dem Atomkompromiß, der „den Einstieg in den Ausstieg“ bringen sollte, haben SPD und Grüne den Energiekonzernen die Türen sperrangelweit geöffnet, um später unter einer anderen Regierung alles zu ändern. Denn der Ausstieg wurde nicht rechtssicher und endgültig fixiert, sondern so vereinbart, dass er jederzeit geändert werden konnte. Trotzdem muss Schwarz-Gelb jetzt bei jeder der kommenden Wahlen klar die Quittung bekommen! Sie müssen weg! Das ist heute eine Massenforderung! Die Regierenden müssen neben dieser Quittung auch den Kampf zu spüren bekommen!

Hörig gegenüber der Atom-Maffia versuchen Merkel und ihre Kamarilla aus CDU- und FDP-Atomlobbyisten, angesichts der wachsenden Empörung schlicht auf Zeit zu spielen. Verlogen und heuchlerisch machten Merkel und Westerwelle auf „tief betroffen“. Sie mahnen, jetzt nicht Parteipolitik zu betreiben und nicht die Ausstiegsdebatte wieder aufzunehmen. Und zuckersüß: Man müsse doch der Opfer in Japan gedenken und den Überlebenden helfen. Sie versuchen, die Menschen mit nebligen Hinweisen auf angebliche neue Überprüfungen der Sicherheitsstandards in deutschen AKWs zu beschwichtigen. Dazu werde nun eine Konferenz der zuständigen Minister tagen. Aber sie halten gnadenlos am Weiterbetrieb der AKWs fest!

Nein Frau Merkel und Herr Westerwelle! Ihr täuscht Euch! Die Forderung „Abschalten, sofort!“ ist keine Parteipolitik! Die Mehrheit der Menschen steht fest an der Seite der Opfer in Japan! Die Mehrheit der Menschen aber ist gegen die Atomenergie, für den sofortigen Ausstieg, egal ob in einer Partei oder nicht! Viele lehnen Eure Parteien heute ab! Sie bewundern oder respektieren die Menschen, die selbst aktiv dagegen kämpfen. Und immer mehr werden selbst aktiv.

Seit dem 11. März 2011, der in die Menschheitsgeschichte eingehen wird, hassen Millionen die Atom-Industrie! Sie verachten die Verlogenheit der PR-Profis, die die Schreckensszenarien nun bejammern und beflennen, die aus dem streng abgeriegelten japanischen Katastrophenkomplex dringen. Haben doch die Kritiker der Atomindustrie diese Szenarien den Atom-Verteidigern schon seit Jahrzehnten vorgehalten! Dazu brauchte man kein Prophet zu sein, sondern dazu reicht nüchternes Ingenieur- oder Physiker-Wissen! Dieses sollte allerdings nicht vom Profitinteresse benebelt sein.

Diesen Zusammenhang hätte übrigens die Physikerin und Ex-FDJ-Vorsitzende ihrer damaligen DDR-Universität, Angela Merkel, damals bei Karl Marx oder Friedrich Engels gut nachlesen können, hätte sie ihren Verstand nur unbefangen eingesetzt! Stattdessen bereitet sie heute der Atomindustrie und deren Mega-Profiten den Weg.

Weg mit dieser Politik!

In den nächsten Wochen gibt es etliche Wahlen. Wir rufen auf, schwarz-gelb abzuwählen und antikapitalistische Kandidat/innen zu wählen, wo immer das möglich ist. Aber das ist keine Lösung! Die Lobbies der zahlreichen Kapitalgruppen sind weiterhin beherrschend. Banken, Pharma-, Chemie-, Automobil-, ja und auch Atomindustrie haben weiterhin freien Zutritt zu den Landtagen und zum Bundestag.

Nein, der aktive Kampf der Menschen muss weitergehen: In den Betrieben, wo Menschen rausfliegen, weil sie zu teuer sind, wo die Leistungsschraube unerträglich angezogen wird, auf den Straßen und Plätzen, über all dort, wo Beton aufgetürmt, bzw. in der Erde versenkt, wo Tunnel gebohrt, wo die nächsten Megaprojekte gegen die immer kritischeren Menschen durchgedrückt werden.

Den Motor hinter all diesen zunehmend verhassten Aktivitäten bilden das private Kapital und die Spekulation! Kapital muss sich auf Teufel komm raus verwerten, muss Profit erzielen, der dann privat abgegriffen wird, koste es die Gesellschaft, was es wolle: Lasten, Schulden, Sozialabbau, Bildungskatastrophen, Kriegsgefahren und Umweltzerstörung!

Deshalb: Bis zu den Wahlen, aber besonders nach den Wahlen:

Wir haben heute die historische Chance, in kämpferischen Massenaktionen dieser kaltschnäuzigen, menschenverachtenden Atom- und Profitpolitik eine Ende zu setzen!

Noch stärker, noch kämpferischer auf die Straßen! Mächtige Aktionen braucht es dann noch mehr als je zuvor!

 

  • Für den Ausstieg aus der Atomenergie!

  • Abschalten aller AKWs!

  • Für eine ein nachhaltige Energiepolitik!

  • Für Energieeinsparung und für erneuerbare Energien!

  • Kein Brot für Benzin und Treibstoffe!

 

  • Für eine lebenswerte Zukunft ohne die Zumutungen des Kapitals!

  • Alle gemeinsam gegen das Kapital!

 Unser Flugblatt dazu: hier zum Download