Rechtschreibreform beibehalten, weitere Verbesserungen durchsetzen!

Was in der
Schule gelehrt wird, ist eine klassenfrage. Die arbeitenden menschen erobern
sich die kultur, indem sie überflüssigen mist , aus ihr entfernen. Die deutsche
rechtschreibung ist sehr kompliziert, komplizierter als nötig. Sie korrekt und
weitestgehend zu vereinfachen, das ist eine forderung aller arbeitenden und
arbeitlosen, aller unterdrückten und sozial mies gestellten Menschen. Sie haben
eingeschränkte möglichkeiten der schulbildung, ständig wird gekürzt und beschnitten.
Das Pisa-Ergebnis spricht bände.

Mit allergrößter
mühe wurde 1996 eine leichte vereinfachung der deutschen rechtschreibung durchgesetzt.
Nein, lächerlich war sie nicht. Sie hat einige begrüßenswerte erleichterungen
gebracht. So wurde die großschreibung durch konsequentere regeln und die
eliminierung zahlreicher schwachsinniger Ausnahmen verbessert.

Die Verwendung
von „s“ „ß“ und „ss“ wurde endlich konsequent gestaltet. Die Kommasetzung wurde
vereinfacht.

Es gibt dinge,
über die sich diskutieren lässt. Getrennt- und zusammenschreibung. Den wackeren
rittern von der „klassischen deutschen rechtschreibung“, wie die alte, aus der
reform von 1911 hervorgegangene schreibe jetzt „geadelt“ wird, sei gesagt. Ihr
habt ganz nebenbei und aus versehen eure ganze reaktionäre gesinnung an den Tag
gelegt. Nach eurem willen, herr Aust vom „SPIEGEL“, herr Strunz von Bild am
Sonntag sollen die Schüler/innen und Schüler nun  wieder kapieren, warum  ich einerseits „Angst haben“ soll,
andererseits „recht haben“ kann. Ja, so ist die alte, „klassische“ Rechtschreibung,
und wir präsentieren gerne noch mehr alten schrott! 

 

Ein paar
feststellungen unsererseits:

Alle möglichen
gescheiten damen und herren, auch die tapfere kultusministerin Ahnen aus
Rheinland-Pfalz, die bei Christiansen für die neue rechtsschreibung stritt,
behaupten, es ginge um die deutsche sprache. Und sie werfen sich gleich für
unser teutsche kultur in die brust. Sechs! Setzen, die damen und herren! Darum
geht es nicht. Egal ob alte oder neue schreibe – wir reden genauso weiter wie
vorher. Wir benutzen die sprache nicht einen deut anders als zuvor! Die sprache
lebt im sprechen. Und ich verspreche den famosen damen und herren
schriftstellern wie z. b. dem herrn Grass: Wenn eure werke morgen alle in neuer
deutscher rechtschreibung gedruckt vorlägen, was ihr ja teilweise verbietet(!):
drückt sie einem x-beliebigen lesekundigen in die hand und bittet, etwas
vorzulesen. Es kömmt genau das heraus, was herauskäme, wenn das buch in alter
rechtschreibung gedruckt vorläge!

Es geht also um
nicht weniger, aber auch nicht um mehr als um ein paar regeln, nach denen die
krähenfüße unserer buchstaben auf die gängigen schreibmedien verteilt werden,
um die gesprochene oder gedachte sprache wiederzugeben. Pisst euch also nicht
selbst ins hemd! Unsere deutsche Sprache wird es überleben. Lest mal Marx und
Engels, aber auch Goethen und Schillern in originaldrucken! Ihr werdet Euch
wundern, da galt noch nicht mal die „klassische“ Rechtschreibung alla Springer,
FAZ und Spiegel! „Hülfe“, „Bureau“, und all´ so schöne sachen, waren damals en
vogue.

 

Wirklich hoch zu
loben   
ausnahmsweise    die taz! Sie kreierte ein ganze nummer (12.
august 2004) in der rechtschreibung nach dem muster der „gemäßigten kleinschreibung.
Auch dieser text folgt diesem modell. Diese reform wurde beim start der
arbeiten an der rechtschreibreform von den kultusministern ausdrücklich
verboten. Das wäre was gewesen. Das hätte mal den Namen Reform verdient! Ich
schlage allen linken und revolutionären zeitungen und medien vor, der taz zu
folgen und diese rechtschreibung zu praktizieren. Für ein leichteres lernen zu
gunsten der schülerinnen und schüler, gerade derer, die es schwer haben!

 

Was uns die
herrschenden damen und herren, die so schnell wie möglich zur „klassischen
rechtschreibung“ zurückwollen, heute bieten, ist ein dankenswert deutliches
Beispiel der reaktionären herrschenden gesinnung: Dieselben, die die reform der
rechtschreibung in auftrag gaben und sie dann beschlossen, hetzen gegen sie.
Sie selber haben in der sache keinerlei vertiefte ahnung, aber was schüler und
Lehrer seit 1996 geleistet haben, ist ihnen keinen gedanken wert. Sie sind
fähig dies zu zerstören, nein sie verspotten geleistete arbeit durch ihr tun!

Genauso
beschließen die CDU-ritterinnen und –ritter Hartz IV im bundestag mit und
wollen sich bei den protesten einschleimen, herr Rüttgers!

 

Sie zeigen
selbst, wo die Änderungsunfähigkeit zu hause ist: bei ihnen selbst, in den
ministerien, den vorstandsbureaus.

 

Zwei schöne
zitate aus der genannten taz zum abschluss. Zwei klassiker der deutschen
sprache, Wilhelm und Jacb Grimm (die gebrüder Grimm, bedeutende germanisten und
lexikografen):

 

„den gleichverwerflichen misbrauch
groszer buchstaben für das substantivum (das hauptwort, die red.), der unserer
pedantischen unart gipfel heiszen kann, den habe ich abgeschüttelt…“

 

Hier haben wir
es tatsächlich mit dem versuch einer klassischen rechtschreibung zu tun!

 

Und:

Typographische
Mitteilungen“, zeitschrift des bildungsverbandes deutscher buchdrucker , august
1926:

 

„die rechtschreibung ist eine förmliche
geistige folter für die jugend, eine folter wie die übermäßige arbeitszeit, für
deren herabsetzung die besten menschen jahrzehntelang gekämpft und gelitten
haben…

deutsche rechtschreibung, das ist noch
der unverfälschte geist des militarismus, das ist noch dressur zum
gottbegnadeten untertanenverstand und kadavergehorsam, das ist noch die alte
deutsche, autoritäre erziehung in reinkultur. die deutsche rechtschreibung ist
ein hohn auf die demokratische erziehung, dieser unfug, den wir immer noch
dulden, ist die brutale rechtschreibung des klassenstaates“.

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