Pulverfass Nahost

Die von George W. Bush geführte US-Regierung bezeichnete eine Reihe Länder als „Schurkenstaaten“. Auf dieser recht flexiblen Liste tauchen der Irak und Libyen nun nicht mehr auf. Noch nicht abgehakt sind aber, neben Kuba, Syrien und der Iran. Der seit über einem Jahr tobende Bürgerkrieg in Syrien soll den Verbündeten Irans destabilisieren und so einen Angriff auf den Iran möglich machen.

In der unüberhörbaren Kriegspropaganda will Israel angebliche Atomanlagen im Iran vernichten. Heimatschutzminister Matan Vilnai erklärte in der Zeitung „Maariv“, dass Israels Kampffähigkeit derzeit hoch „wie nie zuvor sei“. Er erwartet Kampfhandlungen an mehreren Fronten, eine Dauer von 30 Tagen und ca. 500 Tote auf israelischer Seite. Vilnai glaubt vielleicht mit solchen Prognosen in der israelischen Bevölkerung werben zu können und erklärt:

So wie die Bürger Japans mit Erdbeben rechnen müssen, müssen die Bürger Israels verstehen, dass sie mit Raketen an der Heimatfront rechnen müssen. Es ist nicht angenehm für die Heimatfront, aber es müssen Entscheidungen getroffen werden, und wir müssen dafür bereit sein.“

Das ist die Logik von Psychopathen. In Israel wächst der Widerstand gegen die Kriegspläne, zumal die Bevölkerung ganz andere Sorgen hat.

Das vierte Wochenende in Folge, haben am 14.8. landesweit über 70.000 Menschen an Demonstrationen teilgenommen. Eine Woche zuvor hatten sich 250.000 Menschen in Tel Aviv an den größten Sozialprotesten in der Geschichte Israels beteiligt. Die Menschen können sich die steigenden Preise für Mieten und andere Grundbedürfnisse des Lebens schlicht nicht mehr leisten. Probleme, die uns nur zu vertraut sind. Probleme, die aber Netanjahu und Barak nicht berühren, denn die arbeiten offensichtlich lieber an ihren Kriegsplänen.

Die BBC hat am 15.08. ein Memo veröffentlicht, das durch den US-Journalisten Richard Silverstein zu Tage kam. Der Inhalt dient zur Überzeugung des Israelischen Sicherheitsrates. Darin heißt es: „Der israelische Angriff wird mit einem koordinierten Schlag beginnen, darunter einem beispiellosen Cyberangriff, der das iranische Regime völlig paralysieren wird.“ Gleichzeitig werden „in großem Umfang ballistische Raketen von Israel auf den Iran abgeschossen,“ heißt es in dem Memo. Sie werden von israelischen U-Booten aus dem Persischen Golf auf iranische Atomanlagen bei Arak, Isfahan, Fordo und anderen Orten abgefeuert. Unterstützt werden sie von „Hunderten von Marschflugkörpern“, mit denen die Befehlsketten und die Kontrollfähigkeit des iranischen Regimes und Irans Atom- und Raketenprogramm zerstört werden sollen, wobei „die Wohnsitze von wichtigen Wissenschaftlern ins Visier genommen werden.“

Die Drohkulisse scheint den Iran nicht zu beeindrucken. So erklärt der Sprecher des iranischen Außenministeriums Ramin Mehmanparast , es gebe immer wieder „haltlose Äußerungen“ und „leere Drohungen“, über die sich Teheran keine Sorgen mache. Der Verteidigungsminister Ahmad Vahidi erklärte, dass das schwache und angeschlagene israelische Regime keine Chancen gegen den starken und entschlossenen Iran habe. Mit der üblichen Kriegsrhetorik kann aber auch der Iran nicht darüber hinwegtäuschen, dass schon jetzt die iranische Bevölkerung extrem unter den Wirtschaftssanktionen zu leiden hat und die USA mit einer ganzen Flotte vor der syrischen Küste stehen. (JT)