Habemus papam

Ein neuer Papst – und dazu noch aus Lateinamerika, ein Anwalt der Armen – die Medien überschlagen sich damit, Erwartungen und Hoffnungen zu schüren. In einem ungeheuren Personenkult wird jeder kleine Schritt des Papstes beobachtet und die in die Welt hinaus posaunt. Der Papst kratzt sich am Kopf? Dann muss er ein großer Denker sein! Der Papst guckt streng? Dann ist er ein ernsthafter Mensch! Er lächelt? Dann ist er milde und gütig! Wie Kaffeesatzleser wird spekuliert, interpretiert und vor allem selbst die banalsten Dinge zu einem „heiligen Mysterium“ gemacht.

Doch hinter der Fassade sieht es etwas anders aus. Jorge Bergoglio, alias Franziskus I, ist ein zutiefst reaktionärer Kleriker. Er wetterte gegen die linken Regierungen in Lateinamerika, gegen Homosexuelle, gegen Schwangerschaftsabbrüche. Er sah sogar schon den Teufel im Anmarsch, wenn Homosexuelle frei und ohne Diskriminierung leben können oder wenn Frauen straffrei Schwangerschaftsabbrüche durchführen dürfen. Zu mindestens sehr zweifelhaft ist die Rolle des „Anwaltes der Armen“ während der Militärdiktatur in Argentinien. Bergoglio hatte gute Kontakte zu den Generälen, die tausende ermordeten. Zwei Jesuitenpater, die in Armenvierteln arbeiteten und von der Militärdiktatur verschleppt und gefoltert wurden, ließ er aus dem Jesuitenorden wegen „politischen Differenzen“ ausschließen. So etwas war damals ein Signal an die Diktatur: Ihr könnt sie haben! Die katholische Kirche versucht dieses Verbrechen zu vertuschen, indem sie einen der beiden, der in einem Kloster in Deutschland sein Gnadenbrot erhält, erklären ließ, er habe sich mit dem Papst versöhnt und es sei nichts gewesen. Wieso Versöhnung, wenn angeblich nichts gewesen ist? Der Ausschluss der beiden aus dem Jesuitenorden ist unbestrittene Tatsache und hieß damals eben, sie schutzlos der Diktatur auszuliefern. Und wieso lässt der angebliche „Anwalt der Armen“ Padres, die sich konkret für die Armen einsetzen, wegen „politischer Differenzen“ aus dem Orden ausschließen? Weil er halt zwar schön reden, aber nichts ändern will!

Bergoglio, alias Franziskus I, wird keinen Fortschritt bringen. Er ist ein Vertreter der Reaktion! Wir haben keine Hoffnungen auf ihn. Wir haben allerdings große Hoffnungen, dass die vielen gläubigen Arbeiter/innen, Angestellten, Jugendlichen usw., die sich nach Fortschritt und Freiheit sehnen, dies erkennen und ihren Weg für eine bessere Welt hier und jetzt und nicht erst im Himmelreich trotz und gegen solche Reaktionäre weitergehen.