Buchbesprechung: Schmidt-Bleek, Friedrich: Grüne Lügen

Schmidt-Bleek führt aus, dass unser so genannter Umweltschutz nur ein nachträgliches Reparieren der Schäden durch die Gesellschaft ist, die durch die Industrie an der Umwelt verursacht wurden. Das geschieht wiederum auf Kosten der Umwelt und der Ressourcen. Die Wirtschaft fährt die Gewinne ein und die Allgemeinheit muss die Folgeschäden tragen. Er fordert ein radikales Umdenken, eine Abkehr vom Wachstum, eine Produktion, die die natürlichen Ressourcen schont. Elektroautos oder Solaranlagen, die einen extremen Rohstoffverbrauch haben, hält er für den falschen Weg. Die Fokussierung der Maßnahmen zum Umweltschutz auf die Verringerung der CO2-Emmisionen hält er für zu einseitig. Der Abbau von Sand, das Abholzen von Wäldern, der Verbrauch von Wasser. „Der ungebremste und verschwenderische Gebrauch von Ressourcen führt zu einer rasanten Zerstörung unserer Umwelt weltweit“. Er führt das Beispiel eines Bauunternehmers in Österreich an, der sogar Hochhäuser ressourcenschonend weitgehend aus Holz baut. Der Autor rückt interessante Aspekte, die bisher eher im Schatten des öffentlichen Bewusstseins stehen, in den Fokus. Seine Ideen sind aber meiner Meinung nach im Kapitalismus nicht durchführbar.

Die teilweise sehr interessanten Ausführungen des Autors werden dadurch getrübt, dass er auch offen anti-soziale Positionen vertritt. So regt er sich auf S.19 über die Rente mit 63 auf, weil diese „zukünftige Generationen finanziell so stark belastet“, ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass die Rentner ihre Renten durch Beiträge bezahlt haben und dass die Renten in den letzten Jahrzehnten massiv gekürzt und damit die Rentner enteignet wurden.

Auch seine Unkenntnis ökonomischer Probleme wird hier und da sichtbar. So behauptet er z.B. auf S.114, Marx habe gefordert, „dass die Arbeiter gleich den Kapitalgebern als Anteilseigner des Unternehmens zu behandeln seien.“ Das aber lag Marx fern. Er wollte die vollständige Aufhebung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse und eine Gesellschaft, in der die Produzenten, also vor allem die Arbeiter, die Macht in ihren Händen haben. Er meint Marx ebenso wie Ludwig Erhard hätten „Arbeit und Kapital… als die wesentlichen Produktionsmittel gehandelt…“ Erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts hätte man die dritte Komponente entdeckt, „ohne die Wohlstand nicht entstehen kann: die natürlichen Ressourcen.“ Offensichtlich kennt er die Ausführungen von Karl Marx aber auch von bürgerlichen Ökonomen über Rohstoffe nicht.

Trotzdem ist das Buch mit diesen Einschränkungen lesenswert.

IM