„Einer von uns: der Homo sapiens“: Eine sehenswerte Dokumentationsreihe mit Pferdefuß

Arte berichtete im Oktober in einer fünfteiligen Dokumentation über die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Evolution des Menschen (Homo sapiens). Dabei wurde über Ausgrabungsarbeiten und ihre Ergebnisse berichtet, über die neuesten Untersuchungsmethoden z.B. mit Hilfe der DNS-Analyse – die Entstehungsgeschichte unserer Art wird dadurch immer klarer.

Noch vor wenigen Jahrzehnten war man der Ansicht, den Homo sapiens gäbe es als eigene Art seit etwa 50.000 Jahren. Funde, die man seitdem gemacht hat, belegen aber, dass es ihn offenbar schon vor etwa 200.000 Jahren gab. Die widernatürliche Klassengesellschaft – also eine Gesellschaftsform, in der ein Teil der Gesellschaft auf Kosten des anderen Teils lebt – gibt es erst seit etwas mehr als 10.000 Jahren; sie entstand beim Übergang vom „Jäger und Sammler“ zum „Ackerbauern und Viehzüchter“ und trat auf in den Formen Sklavenhaltergesellschaft, Feudalismus und Kapitalismus. Wäre die Art Homo sapiens nur 50.000 Jahre alt, so hieße das, dass sie etwa 40.000 Jahre ihrer Natur entsprechend gelebt hätte – bei einem Artalter von 200.000 Jahren wäre das aber viel länger und die widernatürliche Klassengesellschaft prozentual noch kürzer.

Die neuen Forschungsergebnisse belegen auch den geographischen Ursprung des Homo sapiens genauer und seine Wanderwege zur Besiedlung aller Erdteile. Es wurden auch Funde bzw, Hinweise darauf gefunden, dass es möglicherweise noch mehr Arten der Gattung Homo gab als bisher bekannt.

Doch nun kommt der „Pferdefuß“: nachdem im jeweils ersten Teil einer Folge wissenschaftliche Erkenntnisse vorgestellt werden und dabei auch Wissenschaftler zu Wort kommen, übernimmt im zweiten Teil ein Kommentator das Wort und interpretiert die Ergebnisse. Und durch zumindest die ersten Folgen zieht sich dann die Behauptung: Homo sapiens ist ein Ergebnis der Vermischung von mehreren anderen Homo-Arten. Konkret genannt werden z.B. der Homo neanderthalensis, der Homo erectus, der „Denisova-Mensch“.

Belegt wird diese Behauptung damit, dass diese Formen des Menschen nachweislich oder offenbar mit dem Homo sapiens zeitlich und räumlich zusammengelebt haben und dass sie einiges Gen-Material gemeinsam haben; so wird gesagt, der Homo sapiens habe 1-3 % Neanderthaler-Erbgut. Dazu: Man könnte sicherlich auch sagen: Der Neanderthaler hat 1-3 % Homo-sapiens-Erbgut; und es gibt noch eine weitere Formulierungsmöglichkeit: beide haben 1-3 % des Erbguts gemeinsam. Letzteres ließe sich dann ganz einfach damit erklären, dass beide ja zur Gattung Homo gehören, weil sie etwas gemeinsam haben. Sollten sich beide „Arten“ tatsächlich gepaart haben und fruchtbaren Nachwuchs gezeugt haben, so würde das beweisen, dass es sich nicht um zwei verschiedene Arten handelt sondern um zwei Formen derselben Art. Die heute auf den verschiedenen Kontinenten existierenden Formen des Homo sapiens zeugen miteinander lebensfähigen und fortpflanzungsfähigen Nachwuchs, weil sie derselben Art angehören. Die Wissenschaftler unterscheiden hier noch nicht einmal verschiedene Variationen oder Unterarten, was sie bei anderen Arten tun.

Wir fügen den Ausschnitt eines Stammbaum-Modells an, mit dem die Filmemacher der Arte-Dokumentation ihren Zuschauern die Entstehung des Homo-Stammbaumes anschaulich machen wollten. Es ist deutlich zu sehen: es gibt zahlreiche Verzweigungen, alle weichen auseinander, es gibt kein einziges Beispiel für zwei sich vereinigende Zweige (Arten). Man kann sich aber gut vorstellen, dass die Zweige da, wo sie von gemeinsamer Basis auseinander weichen, auch etwas gemeinsam haben. In der Erforschung der Evolution gehen die Forscher übrigens so vor: je mehr die DNS zweier Arten übereinstimmt, desto später ist die Artaufspaltung erfolgt – je weniger, desto früher; und so ergibt sich dann wirklich das Bild eines Baumes mit +/- vielen Ästen und Zweigen: Ein Stammbaum.

Die Biologen bezeichnen eine Art als „Fortpflanzungsgemeinschaft“: zu einer Art gehören alle Individuen, die miteinander fruchtbare Nachkommen zeugen. Esel und Pferd zeugen miteinander lebensfähige, aber unfruchtbare Nachkommen, sind also zwei Arten, die sich offenbar erst vor relativ kurzer Zeit getrent haben.

Die Vertreter der Art-Vermischungstheorie tauchen 100.000 Jahre oder weiter hinab, um aus DNS-Gemeinsamkeiten, etwas Holzkohle, ein paar Faustkeilen u.ä. eine „Artvermischung“ zu vermuten. Dabei brauchen sie sich nur heute umzusehen: rings um sie herum sind zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, von denen keine einzige ihr Gen-Material mit einer anderen Art austauscht. Es gibt sogar zahlreiche Methoden, durch die eine Überschreitung der Artgrenze, also eine Vermischung von Erbgut verschiedener Arten, in der Natur verhindert wird: unterschiedliches Paarungsverhalten, unterschiedliche Fortpflanzungszeiten, unterschiedlich gebaute Geschlechtsorgane… Zahlreiche Arten geben ihre Ei- bzw. Samenzellen einfach ins Wasser ab; was ist denn das Ergebnis, wenn eine Kabeljau-Samenzelle von der Strömung zu einer Herings-Eizelle getrieben wird? Nichts! Selbst wenn durch künstliche Befruchtung das Erbgut in den Zellkern der Eizelle gebracht wird, entwickelt sich kein Kabering, denn das Erbgut verschiedener Arten verträgt sich nicht. Und wenn durch den Wind der Pollen ( = Samenzelle) einer Weizenpflanze auf das benachbarte Roggenfeld geweht wird? Weder Weilen noch Pollzen…

„Die Natur“ verhindert also, dass es zu Artvermischungen kommt. Das Ergebnis ist eine ungeheure, im Laufe der Evolution entstandene Artenvielfalt. Wissenschaftler gehen von mehreren Millionen verschiedenen Arten aus, wobei sie vermuten, dass sie viele von denen noch gar nicht entdeckt haben. Die höchste uns bekannte Zahl liegt bei 30 Millionen Arten und die Spezifikation – die Artbildung – ist noch nicht beendet und wird es wohl nie sein, es sei denn, „der Mensch“ sorgt dafür.

Wir wissen nicht, wie die Kosten der Dokumentation (mit Reisen in alle möglichen Länder und Kontinente) finanziert wurden. Wir wiederholen: Wir wissen es nicht!

Aber wir wissen, dass z.B. große Saatgut-Konzerne ein großes Interesse daran haben, ihren Gen-Mais und ähnliches Zeug loszuwerden und dafür die notwendigen gesetzlichen Maßnahmen in der Politik durchdrücken wollen. Dazu gehören nicht nur TTIP und CETA, sondern auch zahlreiche bereits existierende und praktizierte bilaterale Abkommen zwischen Konzernen und einzelnen Ländern vor allem in der sog. Dritten Welt. Diesen Konzernen dürften die wissenschaftlich nicht haltbaren Vermutungen über Artvermischungen gerade recht kommen. Schließlich ist der Mensch (Homo sapiens“) durch seine Intelligenz allen anderen Tierarten überlegen. So etwas Tolles kommt also bei der Artvermischung heraus und Ihr wollt uns daran hindern…

Wir unterstellen den Filmemachern keine entsprechenden Absichten, aber ihre Vorstellungen könnten von profitorientierten Kreisen so missbraucht werden.

Noch eine Kritik: Das Aussterben von Homo-Arten wird nur dadurch erklärt, dass eine Art die andere ausgerottet habe. Das ist in der Natur recht selten – da weichen für gewöhnlich die konkurrierenden Arten einander aus (Konkurrenzvermeidung) auf verschiedene „ökologische Nischen“ und überleben. In der Jetztzeit hat das Auftauchen der Europäer auf anderen Kontinenten nicht nur zur genetischen Vermischung mit den indigenen Menschen geführt, sondern für viele den Tod bedeutet durch die eingeschleppten Seuchen, gegen die ihr Immunsystem unwirksam war. Das kann natürlich auch zum Aussterben früherer Menschenarten geführt haben, fehlt aber in der Dokumentation ganz.

Fazit: Die Dokumentation ist sehenswert, hat aber wissenschaftliche Mängel und kann missbraucht werden.