Interview mit Porsche-Chef Wendelin Wiedeking: „Nur patriotische Mitmenschen sind bereit, Opfer zu bringen…“

Am 19.12.04 brachte „Sonntag Aktuell“ ein Interview mit
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Er beginnt forsch. Auf die Frage „Herr
Wiedeking, sind sie ein Patriot?“ antwortet er knapp: „Ja.“

Wiedeking findet eine Diskussion über Patriotismus „richtig
und wichtig, schon deshalb, weil sie in der Vergangenheit eher auf kleiner
Flamme geführt wurde… wir hatten noch die Schwierigkeit der Unterscheidung zwischen
Patriotismus und Nationalismus.“ Allerdings erklärt Wiedeking den Unterschied
zwischen dem „anständigen“ Patriotismus und dem „bösen“ Nationalismus nicht.
Dafür sagt er dankenswert deutlich, wofür er den Patriotismus braucht:

„Nur patriotische Mitmenschen sind bereit, Opfer zu
bringen…“

Er schweigt allerdings wiederum höflich, wofür und für wen
Opfer gebracht werden sollen. Die geschichtliche Erfahrung lehrt jedoch, dass
„patriotische Opfer“ immer Opfer der kleinen Leute, der Arbeiter, Angestellten,
der Rentner, der Arbeitslosen und ihrer Familien und der Jugend zugunsten des
Kapitals sind. Mal sind es „patriotische Opfer“ bei Lohn, Arbeitszeit, Sozial-
und Arbeitslosenhilfe, Renten usw., um „den Standort Deutschland zu retten“,
mal sind es „patriotische Opfer“ in Form von Leib und Leben in Afghanistan, vor
der Küste von Somalia, im Kosovo bei der „Verteidigung Deutschlands am
Hindukusch“ und anderswo.

Wiedeking garniert sein Interview mit schönen Versprechungen
– auch Unternehmer seien zur Schaffung von Arbeitsplätzen verpflichtet. Er
zitiert das Grundgesetz: „Eigentum verpflichtet.“ Leider steht weder im
Grundgesetz noch in Wiedekings Interview, wozu Eigentum, wenn es als Kapital
die Gesellschaft beherrscht, verpflichtet: Zur Erzielung von Profiten, Höchstprofiten.

Wenig zu „patriotischen Opfern“ bereit zeigt sich
Porsche-Chef Wiedeking bei einem anderen Thema: den Manager-Gehältern. Vehement
wendet er sich gegen jede Verpflichtung, über die Höhe dieser Einkünfte
Auskunft zu geben. Und er meint zu Unternehmen, die dies aus börsenrechtlichen
Gründen bereits tun: „Sie werden sofort feststellen, dass in diesen Unternehmen
ausgerechnet an der Spitze der Sozialismus eingeführt worden ist.“

So einfach führt man also den „Sozialismus“ ein!? Gelinde
gesagt, erscheinen uns die Sozialismus-Vorstellungen von Porsche-Chef Wiedeking
etwas wirr. Das Schreckgespenst „Sozialismus“ dient Wiedeking nur dazu, jeden
Versuch der Öffentlichkeit abzuwehren, wenigstens einmal ein klein wenig zu
erfahren, was denn so alles in seine Taschen fließt. Er weiß sicher am Besten
warum.

So hat Wiedeking in einem langatmigen Interview eines mit
wenigen Worten klargemacht:

Der „Patriot“ Wiedeking fordert von der Arbeiterklasse und
allen anderen Menschen „patriotische Opfer“, während er seine Klasse, die des
Kapitals, vor jedem Zugriff auf ihr Vermögen schützen will. Er hat einen klaren
Klassenstandpunkt!

Auch die Arbeiterklasse muss wieder einen klaren
Klassenstandpunkt entwickeln und sich gegen „patriotische Opfer“ wehren.