Kamerun: Bolloré, ein für die Arbeiter und die Völker gefährlicher Räuber

Das Bolloré-Imperium entstand einerseits durch den Kauf alter Kolonialgesellschaften zu niedrigen Preisen, andererseits, indem es von den Privatisierungen profitierte, die vom Weltwährungsfonds und von der Weltbank im Rahmen eines Plans zur strukturellen Anpassung den afrikanischen Staaten aufgezwungen wurden.

Heute befindet er sich an der Spitze eines riesigen Konzerns: alles was in Afrika verkauft, gekauft, transportiert und gelenkt wird, hat mit dem Konzern Bolloré zu tun. Indem er vorgibt, überall hin Fortschritt und Glück zu bringen, führt er sein afrikanisches Imperium mit der ganzen Verbissenheit der ehemaligen Potentaten der Kolonialherrschaft. Einem Journalisten Kameruns gemäß „ist seine Menschenführung wie Peitschenleder“. Von dieser Führung werden wir nun anhand zweier Beispiele sprechen: eines im traditionellen Sektor, der Landwirtschaft und dem Feldbau, das andere in einem sich entwickelnden Sektor, dem Eisenbahnbau.

Nachdem er die Ausbeutung in der Forstwirtschaft, die heute als wenig rentabel betrachtet wird, aufgegeben hat, stürzte sich Bolloré auf den Aufkauf riesiger, als jungfräulicher Boden angesehener Flächen, um Ölpalmen anzupflanzen. So erstreckt sich die größte Anpflanzung von Ölpalmen in Kamerun über 8.500 ha. Die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung sind so, dass kamerunische Journalisten vom „Germinal der Tropen“ sprechen. Tausende von Arbeitern arbeiten für 22 Franc CFA (1) pro 15 kg Erntegut an 6 Wochentagen ohne soziale Absicherung. Die Erfolgreichsten bringen es auf 53 Euro Monatslohn, wenn kein Subunternehmer die Auszahlung vergisst! Und wenn ein spontan gewählterArbeiterführer – die Gewerkschaftsführer sind oft gekauft – diese Arbeitsbedingungen sowie die Unsauberkeit und Überbelegung der Baracken kritisiert, wird er von der Polizei arretiert. Die Autoritäten flüstern ihm ein: „wenn du weitermachst, bringen wir dich um!“ Bolloré hat sich auf das Geschäft mit den Ölpalmen gestürzt, weil er darauf setzt, dass die fossilen Energien durch die nachwachsenden Brennstoffe ersetzt werden. Seine Plantagen fressen sich in die traditionellen Kulturen hinein (48% des Bodens sind in der Tat nicht unbebaut) und in die Dörfer, deren Bewohner mit bewaffnetem Arm vertrieben werden. Hauptopfer sind die „Pygmäen, von denen manche von allen Seiten von Plantagen eingeschlossen sind, die sie nicht betreten dürfen. Sie sind gezwungen, in Sumpfzonen, die überschwemmt werden können, zu leben, wo es von Mücken wimmelt und die damit verbundenen Krankheiten (Sumpffieber, Cholera) grassieren“ Diese Plantagen gefährden die Lebensmittel-Souveränität und stellen eine Bedrohung für die Umwelt dar. Das Socapalm-Werk in Kienké emittiert verunreinigtes Öl, das mit chemischen Substanzen vermischt ist, was die Fischerei in den umgebenden Flussläufen unmöglich macht.

Die Lage bei „Camrail“, das 1999 für 35 Jahre privatisiert worden ist, ist kaum besser: 3.600 Arbeiter wurden entlassen. Die Gewerkschaftsführer waren die ersten Opfer. Sie waren den Unterwanderungen des Unternehmers, erzwungenen Versetzungen, Strafentlassungen ausgesetzt und saßen in einigen Fällen sogar etliche Monate Gefängnis. Diese Bahnlinie sollte ein Rückgrat sein, um die Einheit der Völker Kameruns zu begünstigen. Aber Bolloré schickte sich an, die weniger rentablen Bahnhöfe, meistens die kleinen Passagierbahnhöfe, zu schließen. Daher die Wut der Dorfbevölkerung, die mit friedlichen Märschen protestierten oder Barrikaden auf den Schienen errichteten gegen „den unsozialen Charakter einiger Restrukturierungen und das unmenschliche Gesicht der Privatisierung“.

Auf diese Weise bringt Bolloré den Arbeitern und den afrikanischen Völkern „ Fortschritt und Glück“. Eine verstärkte Ausbeutung der Arbeitskraft, die der Kolonialzeit würdig ist, und eine Repression, die im Zusammenspiel mit der politischen Macht und der Ordnung à la Bolloré ausgeübt wird, um jede kollektive Organisierung der Arbeiter zu verhindern.

1) Der Franc CFA gilt in den westafrikanischen und zentralafrikanischen Staaten, die ehemalige französische Kolonien waren. Vor der Euro-Einführung war der CFA Franc fest an den französischen Franc gebunden. 100 CFA Franc = 1 FF.

Aus „La Forge“ März 2016, Zeitung der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF)