Armenien-Resolution und die Folgen

Der Völkermord an den Armeniern wurde von deutschen Offizieren mit organisiert

Am 2. Juni 2016, Donnerstag hat der Bundestag die Armenien-Resolution verabschiedet. In der Resolution wird die Ermordung von über einer Million Armeniern und anderer christlicher Minderheiten vor rund hundert Jahren im Osmanischen Reich als Völkermord bezeichnet. Mit dem Verweis, dass das damalige Deutsche Reich mit dem Osmanischen reich eng verbunden war, wird den Deutschen „unterlassene Hilfeleistung“ attestiert. So leicht kann sich Deutschland aber nicht aus der Verantwortung ziehen. Die enge Verbindung des Deutschen Reiches mit dem Osmanischen Reich ist hinlänglich bekannt. Schließlich kommandierten damals in Konstantinopel (Istanbul) deutsche Offiziere die Osmanische Regierung.

 

Eine unrühmliche Geschichte

Durch die militärischen Niederlage gegen Russland (1877/78 russisch-türkischer Krieg) musste das Osmanische Reich Gebietsverluste auf dem Balkan und in Armenien hinnehmen. Massaker gegen die armenische Bevölkerung fanden auch schon unter der Herrschaft von Abdülhamit II statt. Die jungtürkische Revolution von 1908 führte zum Sturz des Sultans von Abdülhamit II. Seine Rechte und Autorität wurden zwar eingeschränkt, aber nicht ganz abgeschafft. Talat Pascha wurde Innenminister, Enver Pascha Kriegsminister und Cemal Pascha Marineminister. Diese drei bildeten ein Triumvirat und traten auf der Seite Deutschlands und Österreich-Ungarns in den Ersten Weltkrieg ein. Fortan wurde die Periode des Pantürkismus eingeleitet, der die Hegemonie des Islam mit dem Nationalismus verband. Im Verlauf des Ersten Weltkriegs drangen russische Truppen in den Osten des Osmanischen Reiches ein. Das war für die türkische Führung der Anlass, mit der Begründung die Armenier würden mit dem Feind kooperieren, in aller Grausamkeit gegen die Armenier vorzugehen. Die planmäßige „Umsiedlung“ endete mit der Vernichtung von über einer Million Armenier.

 

Die Rolle des deutschen Imperialismus

Der deutsche Imperialismus trägt an diesem Völkermord eine Mitverantwortung. Die Deportationspläne für die Armenier stammten von Colmar Feiherr von der Goltz, der seit 1883 als Militärausbilder und Organisator im Osmanischen Reich tätig war, wo er als türkischer Feldmarschall nur „Golz-Pascha“ hieß.

Schon 1913 schlug der Publizist Paul Rohrbach die Vertreibung der Armenier vor. Offiziere nahmen an der Planung und Durchführungen der Vertreibung teil. Der General Fritz Bronsart von Schellendorf, der Chef des Generalstabs des osmanischen Feldheeres in Istanbul war, rechtfertigte das unmenschliche Vorgehen gegen die Armenier und schrieb 1919: „Der Armenier ist wie der Jude, außerhalb seiner Heimat ein Parasit, der die Gesundheit des anderen Landes, in dem er sich niedergelassen hat, aufsaugt. Daher kommt auch der Hass, der sich in mittelalterlicher Weise gegen sie als unerwünschtes Volk entladen hatte und zu ihrer Ermordung führte.“

 

Armenien-Resolution wird instrumentalisiert

 

Deutschland ist eines der 29 Staaten, das den Völkermord an Armeniern anerkannt hat. Der richtige Umgang mit der eigenen Geschichte ist nicht nur von Bedeutung, um der Wahrheit genüge zu tun, sondern kann auch einen großen Beitrag zur Versöhnung und Freundschaft der Völker leisten. Die Wahrheit ist hartnäckig und kann nicht für ewig vertuscht, verleugnet werden. Je früher und offener die historischen Ereignisse und ihre Zusammenhänge ans Tageslicht kommen und konstruktiv damit umgegangen wird, umso schneller können Vorurteile, Feindseligkeiten und Barrieren für ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander aus der Welt geschaffen werden. Das sind wir sowohl den Opfern wie auch der jungen Generation schuldig. In diesem Sinne ist dieser Schritt vielleicht etwas verspätet und kurz gegriffen, weil sie die eigene Rolle verkürzt darstellt. Umstritten ist der Punkt, ob der Bundestag die richtige Adresse dafür ist. Nicht von der Hand zu weisen ist auch die Kritik, wie weit die Bundesregierung aufrichtig wirkt, wenn sie gegenüber den gegenwärtigen Entwicklungen in der Türkei die Augen verschließt, gar diese durch „Hilfestellung“ für die diktatorische Erdogan-Regierung bestärkt. Die Reaktionen seitens der türkischen Regierungssprecher und Erdogans sind ein Sinnbild ihrer Geisteshaltung. Auch wenn dieses Imponiergehabe und der ganze Krach in ein paar Tagen verflogen ist, verpasst Erdogan nicht die Gelegenheit, Drohungen auszusprechen. Es ist schon wahnwitzig, dass er meint , Abgeordnete des deutschen Parlaments zu

„beschimpfen“ oder bloß stellen zu können, in dem er erklärt, diese seien keine Türken. Und genau das ist der Punkt. Erdogan sollte endlich „verstehen“ und akzeptieren, dass diese zwar türkische oder kurdische Wurzeln haben, aber Deutsche sind und dem deutschen Parlament angehören und nicht Erdogans Regierung. Widerwärtig ist auch, dass der neue Ministerpräsident Yildirim, diesen schrecklichen Völkermord immer noch als eine „Lappalie“ darstellt.

Angestachelt von der diktatorischen Erdogan-Regierung, und ihren „Diener“ wie der reaktionären türkischen Presse, die ausnahmslos einen Tag nach der Verabschiedung der Resolution auf den Titelblättern ihr erbärmliches und hasserfülltes Gesichter gezeigt hat, instrumentalisieren die nationalistischen Kräfte das Thema für ihre schändlichen Zwecke. Auch hier in Deutschland versuchen sie immer wieder ihre verwerfliche Politik zu verbreiten. Dabei bedienen sie sich der heuchlerischen Demagogie, „Sie sind alle gegen das türkische Volk und gegen die Türkei“. Diese Lüge und Heuchelei führt zur Entsolidarisierung und Polarisierung zwischen den Deutschen und den Türkeistämmigen, aber auch unter den Türkeistämmigen selber.

 

DIDF-Bundesvorstand

Föderation demokratischer Arbeitervereine