Arbeiterkorrespondenz: Eine Reise durch Vietnam

Ein altes Sprichwort besagt Reisen bildet.
Was ist eigentlich in Vietnam los? Jahrhundertelang kämpfte das Land,erst gegen die Franzosen, dann die Japaner im 2. Weltkrieg, dann erneut gegen Franzosen und Amerikaner. Die antikoloniale Befreiung ist für die Menschen ein wichtiges Ereignis und eng mit Ho Chi Minh verbunden.
Wie entwickelte sich das Land nach der Befreiung und der Vereinigung von Nord und Südvietnam? Wurde der sozialistische Aufbau weitergeführt?

Viele neue Eindrücke hat das Land bei mir hinterlassen. Die erste Etappe war Ho Chi Minh-Stadt und der Besuch der Cu Chi Tunnel.
Das Tunnelsystem ist legendär geworden. Denn es hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Vietnamkrieg für die USA nicht zu gewinnen war. Das Netzwerk aus Tunneln ist riesengroß, insgesamt kommt es auf ca. 250 Km Länge und zieht sich über drei Ebenen. Ganze Schulen, Wohneinheiten, Lazarette, Büros und sogar vereinzelte Küchen waren unter der Erde untergebracht. Die Verstecke dienten außerdem als Kommandozentrale und sowohl zur Koordination des Widerstands als auch zum Ausführen von Aktionen. So ist die Tet-Offensive und die schnelle Besetzung der amerikanischen Botschaft in Saigon nur mithilfe der Tunnel möglich gewesen.
Die USA versuchten das Tunnelsystem mehrfach zu zerstören. Zunächst mit Soldaten, die in die Tunnel eindrangen, sogenannte Tunnelratten. Den Einsatz in den schmalen Tunneln überlebte aber kaum jemand.
Im Vietcong Park bei Cu Chi können die Tunnel besichtigt werden. Teile von Ihnen wurden erweitert, sodass auch westliche Touristen ein Stück hinein und hindurch können.
Ganz in der Nähe gibt es übrigens einen Schießstand, an dem mit Maschinengewehren geschossen werden kann. Eindrucksvoll war das ständige Geknatter der Kalaschnikows, was dem Besuch eine besondere Note verlieh.
Das Leben im ehemaligen Saigon ist voller Hektik. Chaos herrscht auf den Straßen. Zig Tausende Motorräder beherrschen den Verkehr. Ein Überqueren der Straße ist voller Risiken. Ein kleiner Laden, Café, Imbiss neben dem nächsten, ein Handwerker neben einem weiteren Kleinproduzenten. Sie sind Teil der Städte und Orte.
Das Land erinnert aber auch an die DDR in Zeiten des 7.Oktober. Festlich geschmückt waren die Städte, ja das Land selber.
Überall wehten die Nationalflaggen und Parteiembleme. Ein „rotes Land“- mitnichten. 1986 verkündete die KP Vietnam eine „sozialistische Marktwirtschaft“ Doi Moi (vietnamesisch für Erneuerung) bedeuten marktwirtschaftliche Reformen – ähnlich wie in China (1986 kamen übrigens die Gorbatschow-Leute an die Macht. Privatisierung und Marktwirtschaft unter Führung der revisionistischen Partei war die Devise.)
Die „roten Fahnen“ schwingen, um gegen die roten Fahnen zu kämpfen … das ist diese „sozialistische Marktwirtschaft“.
Auch in der DDR gab es Ende der 80iger Jahre Überlegungen eine „sozialistische Marktwirtschaft“ einzuführen. Der verlogene Grund war: Die Gleichmacherei der Menschen mache diese träge und faul. Keine Initiative mehr. Also jetzt: Die Marktwirtschaft. Aber alles unter Kontrolle der Partei.

Vietnam: Nach aussen „rote Parolen" - aber ohne Inhalte
Nach aussen „rote Parolen“ – aber ohne Inhalte

Ausländisches Kapital – Russland - USA – China – Süd-Korea – Japan ect. allenthalben sichtbar!
Ausländisches Kapital – Russland – USA – China – Süd-Korea – Japan ect. allenthalben sichtbar!

Die vietnamesischen Fernsehprogramme zeigen Unterhaltung, Spiele und Spaß. Die perfekte Ablenkung. Aber auch Propaganda für und im Sinne dieser „K“P.
Was fehlt sind aber die Schriften von Ho Chi Minh, die der ML-Klassiker usw. Weder in Buchhandlungen noch in Geschäften mit Zeitungen sind die Bücher von Ho Chi Minh erhältlich. (Wahrscheinlich nur in Bibliotheken)

Der Marxist Leninist Ho Chi Minh würde sich im Grab umdrehen.
Der Marxist Leninist Ho Chi Minh würde sich im Grab umdrehen.

Diese Pseudo KP hat aber auch Anhänger und Verteidiger ihres Kapitalismus: In Deutschland ist es z.B die D“K“P. 1989/1990 war der Tiefpunkt für diese Partei. Ihre Mitglieder verließen massenhaft die Partei Wie weiter?
Einige selbstkritische Äußerungen waren zu hören: „Das haben wir alles nicht gewusst.“
Dabei blieb es aber! Nichts haben sie gelernt!! Revisionisten sind sie noch immer.
Die „sozialistische Marktwirtschaft“ ob in China oder Vietnam – wohl auch in Laos und Kuba – sie lebe hoch für die DKP. Und so heißt es in der Zeitung „Unsere Zeit“, 25.11.2016: „Vietnam: Den eigenen Weg zum Sozialismus suchen. – DKP-Delegation in Vietnam.
Befreiungskampf und die Suche nach Lösungen zugunsten des Volkes verschmelzen zum sozialistischen Marktmodell.“
(Siehe UZ)
Dieses Modell bedeutet aber Kapitalismus. Soll das die Aufgabe einer Kommunistischen Partei sein? Unglaublich, aber für eine DKP machbar.
Armut, Elend auf der einen Seite und Reichtum auf der anderen. Die antagonistischen Widersprüche sind auch im heutigen Vietnam sichtbar. Widerstand von Seiten der Werktätigen – Streiks, Betriebsbesetzungen usw. – gehören zum Alltag.
Entwickelte sich China zu einer imperialistischen Großmacht mit einer kapitalistischen Klasse („Peking heute Welthauptstadt der Milliardäre“) die selbst in die „K“PChinas aufgenommen werden, ist auch in Vietnam ein ähnlicher Weg vorprogrammiert. Zu den Übeln des Kapitalismus kommt auch der Militarismus und Krieg hinzu. Zur Zeit befinden sich Vietnam und China militärisch im Konflikt um einige Insel in Südchinesischen Meer. Es geht um die Vormachtstellung im Asien-Pazifik-Raum.
China beansprucht etwa 80 Prozent des Südchinesischen Meeres für sich. Das Gebiet erstreckt sich zwischen China und Malaysia, den Philippinen und Vietnam. Eine der wichtigsten internationalen Handelsrouten verläuft durch das Gebiet. Im Boden werden reiche Öl- und Gasvorkommen vermutet. Viele der Inseln und Riffe werden auch von anderen Staaten der Region beansprucht, von denen die meisten Verbündete der USA sind. Das lädt den Konflikt zusätzlich auf. In den kommenden Jahren werden die größten Konflikte der Welt in dieser Gegend ausgetragen. Vietnam ist heute ein enger Verbündeter Amerikas (!!) und für die Zukunft sind Konflikte und Militäraktionen vorprogrammiert.
Düstere Prognosen kommen aus den USA:
„In fünf bis zehn Jahren werden wir einen Krieg im südchinesischen Meer führen gegen die Atommacht China.“ Das sagt Trumps engster Berater (Stephen Bannon). „Wozu haben wir Atomwaffen, wenn wir sie nicht anwenden?“