Saufend in die Sklaverei!

Arbeiter - meide Alkohol!

Erst kürzlich zur Faschingszeit fiel es einem wieder stark auf: Exzessiver Alkoholkonsum, auch unter Jugendlichen, ist hierzulande Volkssport. Wohin man auch schaut, v.a. in der Nähe von sog. „Partylocations“, tummeln sich junge Menschen, saufend und grölend durch die Nacht – am nächsten Morgen stehen oder liegen dann überall Bier-, Wein-, Wodka-Flaschen und Plastikbecher herum. Manche ihrer Benutzer liegen dann im Krankenhaus. Zwar seien die Zahlen, was Jugendliche angeht, laut Statistischem Bundesamt seit ein paar Jahren rückläufig, dennoch bleibt es kritisch: So kamen 2015 fast 22.000 Kinder und Jugendliche aufgrund starken Alkoholkonsums ins Krankenhaus. Auch generationsübergreifend bleibt Alkohol ein Problem. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZfgA) sterben schätzungsweise 202 Menschen pro Tag an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums. Wie so oft widersprechen sich die Zahlen gerne; in einer neulich ausgestrahlten Reportage von kritischen Journalisten von correctiv.org und ZDFzoom ist die Rede von „nur“ 40 Toten pro Tag.

Die Alkoholindustrie gibt den Ton an
In dieser Reportage werden aber klar die Machtfülle der Alkoholindustrie und ihr Einfluss auf die Gesetzgebung aufgezeigt. So geht aus Briefen und Berichten hervor, dass zaghafte Vorschläge von Arbeitsgruppen der Regierung, wie z.B. die Beschränkung des Alkoholverkaufs an Tankstellen, vonseiten der Industrie kritisiert wurden. Die Forderung wurde daraufhin gestrichen. In einem weiteren Brief bedankt man sich dann offen für die Berücksichtigung ihrer Kritik. Jeder, der auch nur ansatzweise etwas ändern wollte, wurde unter Druck gesetzt und mundtot gemacht. Am Alkohol hängen viele Interessen: Die des Deutschen Brauerbundes und anderer, aber auch von Tankstellen und dem Einzelhandel. Alkohol ist dort billig und permanent verfügbar. Auf die Frage von ZDFzoom an den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer beim Münchner Oktoberfest, warum die Alkoholpolitik in Deutschland so lasch sei, antwortete dieser nur genervt: „Ach, wir sind jetzt auf der Wies’n.“

2 Millionen Menschen in Deutschland alkoholabhängig
Jeder Deutsche trinkt nach Aussagen von ZDFzoom im Schnitt ca. 130L Alkohol pro Jahr, das entspricht ungefähr einer vollen Badewanne. Die Gesundheitskosten betragen ca. 60 Mrd. Euro pro Jahr. Alkohol bzw. Ethanol ist ein Nervengift und nachweislich gesundheitsschädlich. Es führt im Extremfall nicht nur zu Leberzirrhose, sondern kann auch schon bei geringen, aber regelmäßig konsumierten, Mengen Darm- und Brustkrebs auslösen. Auch die toxischen Auswirkungen auf das Gehirn seien nach Meinung von Medizinern nicht zu unterschätzen (Stichwort: Demenz).

Alkohol in der kapitalistischen Gesellschaft
Wir wollen hier nicht als spießige Abstinenzler auftreten oder den Leuten den Spaß verderben. Nein – auch Kommunisten feiern und trinken gerne. Uns geht es hier vor allem darum, darauf hinzuweisen, dass Alkohol, wie jede andere Droge, in der kapitalistischen Gesellschaft natürlich eine bestimmte Rolle spielt. Viele Menschen, ob aufgrund von Stress am Arbeitsplatz oder im Zustand der Arbeitslosigkeit, „ertränken“ ihre Sorgen leider nicht selten im Alkohol. Wenn ein langer und anstrengender Arbeitstag zu Ende geht, führt der Weg oft direkt in die Kneipe oder an die „Hausbar“. Alkohol lässt die Sorgen für kurze Zeit verschwinden. In dieser Zeit ist dann natürlich auch keine Zeit mehr, etwa für politische Arbeit. Verständlicherweise fällt das schwer, es führt jedoch kein Weg daran vorbei, wenn man seine Lage selbst verbessern und dies nicht den bürgerlichen Berufspolitkern anvertrauen will. Diese, also die Herrschenden und Lakaien des Kapitals, haben hingegen natürlich ein Interesse daran, dass sich das nicht ändert. Alkoholindustrie und Staat reichen sich die Hand! Auch im akademischen Milieu ist Alkohol bekanntlich weit verbreitet. Gerade in rechtsorientierten Verbindungen und Burschenschaften wird hemmungslos gesoffen – was uns egal sein kann. Leider ist aber auch in, sich als politisch „links“ verstehenden, Jugendkreisen starker Alkoholkonsum keine Seltenheit. Das kulturelle Leben, z.B. in Form von Songtexten einiger Punkrock-Bands, ist teilweise von der Verherrlichung des Alkohols oder anderer Drogen geprägt. (So manche SDAJ-Gruppe sieht Saufpartys durchaus als plausibles Mittel der Agitation an.) Die Linksjugend beispielsweise fordert die Legalisierung auch von sog. „Harten Drogen“ – keineswegs nur zu medizinischen Zwecken, wie etwa bei Cannabis. Was für ein Bärendienst! Sicher bilden die kapitalistischen Verhältnisse nicht den einzigen Grund für Alkoholsucht, wohl aber lässt sich die Ursache bei vielen Menschen darauf zurückführen. Deswegen lasst Euch nicht mit billigem Fusel den Verstand vernebeln, sondern helft mit, organisiert „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“(K. Marx) ! A
Schickt uns doch Eure Meinung zu dem Thema! Gerne antworten wir Euch und stellen uns der Diskussion.

Leserbrief:
In der Ausgabe der Zeitung ‚ARBEIT ZUKUNFT‘ (März / April 2017) ist im Teil für die Jugend ein Artikel ‚Saufend in die Sklaverei‘ über die verheerende Wirkung des Alkoholkonsums abgedruckt mit dem Abschlußgedanken, doch die Meinung der Leserin / des Lesers zu dem Thema zu schicken. Dem komme ich, Jahrgang 1952, heute gerne nach.
Es ist noch nicht einmal ein halbes Jahrhundert her, da brach von Berlin bis San Franzisco, von Tokio bis Toronto eine Jugend aus ihrem spießigen, kleinbürgerlichen Milieu aus, steckte sich Blumen ins Haar, kreierte die Songs ‚My generation‘ (The Who) und ‚Let’s live for today‘ (The grassroots), und hisste die bunte Fahne mit der Parole „Sex, Drugs & Rock’n Roll“. Eine verantwortungslose Kulturindustrie heizte nach anfänglichem Zögern die Bewegung an und beutete sie aus. Ein dahergelaufener, heute vergessener Philosoph, Herbert Marcuse, predigte die Vereinigung von sexueller und politischer Revolte. Lennon war damals wichtiger als Lenin. Die Eliten der spätkapitalistischen Gesellschaft ließen schließlich alternative Lebensformen zu, etwa anarchistische Kommunen in West-Berlin, nachdem sich erwiesen hatte, dass diese keine sprengende Kraft gegen die Ordnung der Ausbeuter in sich ballten. Für die revolutionäre Linke zeigte sich, dass „ein Lebensstil à la Sex, Drugs und Rock’n Roll“ nur auf den ersten Blick progressiv war und sie stellte in einem schmerzhaften Lernprozess nach und nach fest, dass diese kleinbürgerliche Strömung die Arbeiterbewegung nicht voranbrachte, im Gegenteil, sie ging dazu über, den reaktionären Gehalt der schillernden Parole herauszustreichen, die sich angeblich gegen das Establishment und eine bürokratisch verwaltete Welt richtete.
Um sich zum in der bürgerlichen Gesellschaft breitgetretenen, die Frau missachtenden Thema ‚Sexualität‘ eine Leitlinie zu erarbeiten, so sind die Erinnerungen von Clara Zetkin an Lenin so aufschlussreich, dass sie als maßgebend einzuordnen sind. Sie hatte im Herbst 1920 die Gelegenheit, ausführlich die Fragen der proletarischen Frauenbewegung und der Sexualität mit Lenin zu erörtern. Lenin kritisierte Clara Zetkin ! Warum ? Weil sie in ihrer praktischen Arbeit in Deutschland in Lese- und Diskussionsabenden mit Arbeiterinnen besonders die sexuelle Frage in den Mittelpunkt gestellt hatte. „Ich glaubte meinen Ohren nicht trauen zu dürfen, als ich das hörte. Der erste Staat der proletarischen Diktatur ringt mit den Gegenrevolutionären der ganzen Welt. Die Lage in Deutschland selbst fordert die größte Konzentration aller proletarischen, revolutionären Kräfte zur Zurückwerfung der immer mehr vorwärtsdringenden Gegenrevolution. Die tätigen Genossinnen aber erörtern die sexuelle Frage … Die gelesenste Schrift soll die Broschüre einer jungen Wiener Genossin über die sexuelle Frage sein. Ein Schmarren !“ (Clara Zetkin, Erinnerungen an Lenin, Dietz Verlag Berlin, 1957,65). Eindeutig sprach sich Lenin gegenüber Zetkin gegen das Überwuchern sexueller Theorien und gegen das „Herumwühlen im Sexuellen“ (a.a.O.,66) aus. Dieses Wühlen „mag sich noch so wild und revolutionär gebärden, es ist doch zuletzt ganz bürgerlich. Es ist im besonderen eine Liebhaberei der Intellektuellen und der ihnen nahestehenden Schichten. In der Partei, beim klassenbewussten, kämpferischen Proletariat ist kein Platz dafür“. (a.a.O.). An erster Stelle darf nicht die Sexualität stehen, sondern die proletarische Revolution, der wissenschaftliche Sozialismus und die Politik. Ohne Disziplinierung der Neigungen, hier der sexuellen, kann kein effektiver weltgeschichtlicher Beitrag zur Vorbereitung der Revolution der Arbeiter und Bauern und der zu ihr reziprok verlaufenden Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus geleistet werden. In Russland standen 1916 / 1917 solche Idioten wie Rasputin und Nikolaus Romanow an der Spitze des Staates, das ist heute in Westeuropa nirgendwo mehr der Fall. Ist denn nicht klar, dass hier die ganze Schöpferkraft in die Bahn der proletarischen Revolution strömen muss ? Was ist denn ein Orgasmus, gleich welcher Art er zustande gekommen sein mag, im Vergleich mit dem Projekt: Der Rote Oktober in Deutschland ?
Natürlich sind wissenschaftlicher Sozialismus und Drogenkonsum unvereinbar. Eine profitsüchtige Alkoholindustrie führt heute bereits Vernichtungsfeldzüge gegen die Völker Europas. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZfgA) hat ausgerechnet, dass in der BRD täglich 202 Menschen an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums das Zeitliche segnen. (Vergleiche ArbeitZukunft, März / April 2017,S.8). Glaubt ihr schwächlichen, der Natur entfremdet, durch und durch zivilisationskranken Europäer denn allen Ernstes, der destruktiven Kraft der Alkoholmafia widerstehen zu können, wenn selbst so robuste Naturvölker wie die Indianer draufgegangen sind ? In den russischen Revolution des 20. Jahrhunderts war zu beobachten, dass sowohl die in der Revolution von 1905 als auch die im Februar 1917 geborenen Sowjets die Aufgabe übernommen hatten, das Alkoholproblem in der Arbeiterbewegung zu lösen. Bezeichnend aber ist die Szene, die sich nach der Abstimmung über die Resolution des bewaffneten Aufstandes abspielte, die mit zehn gegen zwei Stimmen angenommen worden war. Als Sinowjew zur Feier des Tages eine Flasche Wodka auf den Tisch stellte, fegte Lenin sie mit den Worten beiseite: „Das ist eine Revolution der Reinen“. (Erik Durschmied, Der Untergang großer Dynastien, bohlau Verlag, Wien Köln Weimar, 2000,94). Prägen wir uns diese Szene gut ein ! Denn im DKP-Büro in Hannover habe ich eine Kiste Herrenhäuser Bier entdecken müssen. Wie passt das mit der gut ausgestatteten Bürobibliothek zusammen ?
Um auf die Schädlichkeit der Musik, die diese in Lenins Weltbild hatte, hinzuweisen, genügt eine Szene. Gorki hat sie festgehalten, die Szene, in der der Pianist Isaay Dubrowen Lenin Beethovens Appassionata vorspielte: „Ich kenne nichts Schöneres als die Appassionata und könnte sie jeden Tag hören. Eine wunderbare, nicht mehr menschliche Musik ! Ich denke immer mit vielleicht naiv kindlichem Stolz; daß Menschen solche Wunder schaffen können !“ Dann kniff er die Augen, lächelte und setzte unfroh hinzu: „Aber allzu oft kann ich Musik doch nicht hören. Sie wirkt auf die Nerven, man möchte lieber Dummheiten reden und Menschen den Kopf streicheln, die in einer schmutzigen Hölle leben und trotzdem solche Schönheit schaffen können. Aber heutzutage darf man niemandem den Kopf streicheln – die Hand wird einem sonst abgebissen. Schlagen muss man auf die Köpfe, unbarmherzig schlagen – obwohl wir im Ideal gegen jede Vergewaltigung der Menschen sind, Hm Hm – unser Amt ist höllisch schwer.“ (Lenin, in: Georg Lukács, Lenin, Luchterhand Verlag, Neuwied und Berlin, 1969,91f.).
Eine weitere Schwierigkeit kommt besonders in Deutschland hinzu. Engels wies uns in der ‚Geschichte des Bundes der Kommunisten‘ darauf hin, dass die meisten Deutschen einen Hang zur inneren Haltlosigkeit haben. Man begreift angesichts der in Deutschland zur Zeit so schwachen kommunistischen Arbeiterbewegung sofort die Gefahr, die ihr durch Sex, Drugs & Rock’n Roll drohen. An einen bolschewistischen Berufsrevolutionär muss deshalb ein sehr strenger Maßstab angelegt werden: ob sein ganzer Lebenswandel den Idealen der Revolution entspricht oder nicht ? Sex, Drugs und Rock’n Roll müssen gegen Null tendieren. Wie es bei Felix Dzierschinskij der Fall war. Über diesen großen Revolutionär wird berichtet, dass er bis zu zwanzig Stunden am Tag für die bolschewistische Sache arbeitete, dass er sich kaum Nachtruhe gönnte und dass es vorkam. dass man ihn zum Essen zwingen musste. Dass man uns während des Voranbringens der bolschewistischen Sache zum Essen zwingen muss – da müssen wir hinkommen. In einem kapitalistischen Land gegen den Strom zu schwimmen, ist eine dornige Sache, ein langer Weg der bitteren, negativen Erfahrungen, nur so kann man den Marxismus-Leninsmus studieren, ihn durch harte Erlebnisse bestätigt finden. Keiner ist ohne Sünde. Weg mit dem perversen Dreck ! Weg mit den Pornoheften, wegen mit dem Fusel, weg mit der anglo-amerikanischen Rockmusik – her mit den lichtbringenden Werken von Marx, Engels und Lenin !!! Sie klären uns auf, wie es kommt, dass und wie die Arbeit des Volkes in die Börse einer kleinen Schar von ekelerregenden Volksfeinden mündet. Das deutsche Volk steuert unvermeidlich auf einen Bürgerkrieg der schrecklichsten Art zu, in dem die Marxisten-Leninisten gegen den Strom schwimmen müssen und unbarmherzig auf die führenden Köpfe der AfD, der Grünen, der FDP, der Linken, der SPD, der CDU… usw … einprügeln müssen. Ist denn nicht klar, dass in dem kommenden kolossalsten Bürgerkrieg, den das deutsche Volk je erlebt hat, nur ein kleiner harter Kern von bolschewistischen Elitesoldaten überleben wird ?
Heinz Ahlreip

Antwort des Autors:
Die Einschätzung des Lesers H. Ahlreip finde ich sehr rigide und weit übertrieben. Hier werden Sachverhalte ganz unnötig gegeneinander in Stellung gebracht (Sexualverhalten/Musikgeschmack <-> revolutionäre Gesinnung). Und Lenin hat Musik ganz sicher nie als „schädlich“ angesehen, ganz im Gegenteil.
So eine kuriose Sichtweise wollte ich mit meinem Artikel nicht befördern.
Mir ging es um die Problematik eines übertriebenen Alkoholkonsums, die sich aus meiner praktischen Erfahrung in der politischen Arbeit mit der Arbeiterklasse konkret stellt. Dabei wende ich mich auch gegen opportunistische Bestrebungen in „der Linken“, Drogen zu bagatellisieren, gar zu verherrlichen sowie Gender-Ideologie/Feminismus zum Hauptinhalt der Politik zu machen. Aber daraus würde ich nicht den Schluss ziehen, irgendwelche „(sexuellen) Neigungen“ zu disziplinieren. (Das ist überhaupt eine völlig vermischte Darstellung und sprengt Rahmen und Intention des Artikels.)
Gleichzeitig spricht der Leserbrief „den zivilisationskranken Europäern“ ohnehin die Möglichkeit ab, „der Kraft der Alkoholmafia widerstehen zu können“. Das stimmt ja auch zum Teil, zeigt damit aber auch, dass Askesepropaganda nicht der richtige Weg sein kann, zumindest nicht Sache einer politischen Organisation ist, sondern Fragen individueller Lebensgestaltung betrifft, die eher in religiösen oder anderen philosophischen Zusammenhängen diskutiert werden können. Mir geht es darum, auf das „Zuviel“ hinzuweisen, dass sich hier darüber definiert, inwieweit politische Arbeit behindert oder unmöglich wird. Ein Kasten Bier im Parteibüro besagt überhaupt nichts. Eine kritische, ernsthafte Auseinandersetzung mit der Politik der DKP ist da wichtiger.
Mir ist schleierhaft, wie man mit so lebensfernen Losungen heute „bolschewistische Elitesoldaten“ – was auch immer er sich darunter vorstellt – gewinnen will.
A.

Antwort des Lesers:

Hallo Genosse,

ich bedanke mich für die Mail, da ich sie auch als Anlass nehmen kann, meinen Leserbrief zu konkretisieren, was den bolschewistischen Elitesoldaten Felix Dierzynski betrifft. Mittlerweile habe ich die Quelle gefunden, die meiner Darstellung Hand und Fuß gibt. Ich habe den Text an dieser Stelle wie folgt geändert:

An einen bolschewistischen Berufsrevolutionär muss deshalb ein sehr strenger Maßstab angelegt werden: ob sein ganzer Lebenswandel den Idealen der Revolution entspricht oder nicht ? Sex, Drugs und Rock’n Roll müssen gegen Null tendieren. Wie es bei Felix Dzierschinski der Fall war. Jakób Hanecki, ein Weggenosse und Mitglied des Hauptvorstandes der SDKPiL, berichtet über ihn in seinen Memoiren: „Man kann sich nur schwer ein Bild von der eisernen, unerschöpflichen Energie machen, mit der er arbeitete. Nachtruhe gönnte er sich selten. Es kam vor, dass man ihn mit Gewalt zum Essen zwingen musste. Er arbeitete achtzehn bis zwanzig Stunden am Tag“. (Vergleiche Feliks Dzierzynski, Biographie, Dietz Verlag Berlin, 1981, 69). Dass man uns während des Voranbringens der bolschewistischen Sache zum Essen zwingen muss – da müssen wir hinkommen. In einem kapitalistischen Land gegen den Strom zu schwimmen, ist eine dornige Sache, ein langer Weg der bitteren, negativen Erfahrungen, nur so kann man den Marxismus-Leninismus studieren, ihn durch harte Erlebnisse bestätigt finden, ihn in der Praxis des Klassenkampfes weiterentwickeln. Wenn ich mir heute die Linkesten der Linken in den kommunistischen Parteien Deutschlands anschaue: Sie gönnen sich Nachtruhe, sie speisen in vornehmen Restaurants, sie arbeiten kaum sechs Stunden am Tag für die bolschewistische Sache. Auch eine Folge davon ist, dass der Pauperismus mehr und mehr steigt, dass immer mehr Menschen in den Großstädten in Abfallbehältern nach Essbaren suchen, die Zahl der Drogentoten 2016 auf 1333 gestiegen ist, die Folge davon ist, dass Arbeiterkorrespondenzen nicht beantwortet werden. Rosa Luxemburg hatte tausendmal Recht, als sie schrieb, dass in jedem sibirischen Dorf mehr Humanität herrsche als in der damaligen deutschen Sozialdemokratie.

Ich spiele nicht Sachverhalte gegeneinander aus, sondern es ist doch in der bürgerlichen Konsumgesellschaft ein Zusammenhang, eine Kette festzustellen zwischen Sex, Alkohol und Hooligan-Musik und Musik ganz allgemein.

Vorbilder können für einen Revolutionär nur Giganten wie Lenin und Dzierzynski sein. Wir alle stecken schon zu sehr im Sumpf der kapitalistischen Barbarei, um diese Giganten erreichen zu können, aber es ist unsere Pflicht, sich ihnen anzunähern, so weit es geht (jeder nach seinen Leistungen). Lenin hat übertriebenen Musikkonsum als schädlich angesehen, ich habe das doch belegt, während der Gegenbeweis nicht erbracht werden kann. Es gibt im Gesamtwerk Lenins keine Stelle, in der er den Musikgenuss in der Vorgeschichte der Menschheit vorbehaltlos als nur positiv sieht. Im Klassenkrieg, in dem wir uns befinden, kommt es für die roten Soldaten darauf an, sich eine strenge Disziplin anzueignen, etwas anderes ist es in der kommunistischen Gesellschaft, in der es eine wahre Befreiung der Sexualität und Musikkompositionen geben wird, die Beethovens in den Schatten stellen werden.

Der junge Genosse vertritt die Auffassung, ein Gläschen schadet nichts. Das mag in anderen Ländern richtig sein, die Deutschen haben nun aber mal den Hang zur inneren Haltlosigkeit (die ein Österreicher auszunutzen wusste).

Als Lenin die Flasche Wodka vom Tisch fegte, ging es da um einen religiösen oder philosophischen Zusammhang oder um einen politischen ?

Was (richtig muss es heißen: wen) ich mir unter einen bolschewistischen Elitesoldaten vorstelle? Nun, zum Beispiel Feliks Dzierzynski ! Dazu zwei Literaturhinweise: N.I. Subow: Dzierzynski, Eine Biographie, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1975, der zweite befindet sich an der erweiterten Stelle meines Leserbriefes.

Solidarische Grüße

Heinz

Antwort eines Redakteurs von AZ:

Lieber Genosse Heinz Alreip,

als Mitarbeiter von AZ habe ich deine Korrespondenzen gelesen und möchte Stellung nehmen. Deine kritischen Beiträge regen uns sehr wohl an! Aber mit deinen zwei Beiträgen zu „Alkohol etc.“ bin ich so nicht einverstanden, auch wenn wir es wirklich zu schätzen wissen, dass Du uns mit deinen Beiträgen unterstützt und hilfst. Erlaube mir deshalb eine ausführliche Antwort.

Meiner Meinung nach überziehst Du. Ziemlich moralisch und idealistisch bemängelst du, die „Linkesten der Linken“ in den kommunistischen Parteien Deutschlands gönnten sich Nachtruhe (eine physiologische, also materielle Notwendigkeit, kein Luxus!), sie speisten in vornehmen Restaurants, sie arbeiteten kaum sechs Stunden am Tag für die bolschewistische Sache… Da würden mich zusätzlich zur moralischen Empörung auch mal ein paar Tatsachen interessieren. Wer wo wie?

Wenn Du als Folge der von Dir beklagten Ausschweifungen ansiehst, dass der Pauperismus mehr und mehr steige, dass immer mehr Menschen in den Großstädten in Abfallbehältern nach Essbaren suchen, die Zahl der Drogentoten 2016 auf 1333 gestiegen ist, dass Arbeiterkorrespondenzen nicht beantwortet würden, frage ich mich schon, woher solch ein Hass? Infolge der Austeritätspolitik der kapitalhörigen Regierungen und der rücksichtslosen Kostensenkungspraktiken der kapitalistischen Unternehmen, die zehntausende ihre Arbeit kostet, steigt meiner Meinung nach „der Pauperismus mehr und mehr“, suchen, „immer mehr Menschen in den Großstädten in Abfallbehältern nach Essbaren“. Diese klassisch brutalen Folgen der Kapitalistischen Ausbeutungswirtschaft angeblich feiernden Linken anzulasten – das mit Verlaub ist derb! Aber: Man fühlt sich doch moralisch gewaltig unter Druck gesetzt. Natürlich will ich nicht von der Hand weisen, dass du ja zu Recht ein Problem der `Linken´ aufwirfst, das durch die gegenwärtige Situation des Zirkelwesens wirklich ungemein gefördert wird: Starker Individualismus, geringe Disziplin und Opferbereitschaft, Opportunismus, ideologisches Schwanken – das ist wirklich real.

Vorbilder können für einen Revolutionär nur Giganten wie Lenin und Dzierzynski sein“, sagst Du. Nein, so bitte nicht! Bei aller Deiner – zu respektierender – Hochachtung für die Genannten können wir all die konkreten Zeitumstände, all die aktuellen Situationen des Klassenkampfes nicht einfach fortlassen! Es ist doch nicht zu übersehen, dass Lenins „Vom-Tisch-Wischen“ einer Wodkaflasche eben politisch, wie Du richtig siehst!, notwendig war. I in der Situation ging es sichtlich um das Wohl und Wehe der tobenden Revolution. Der bewaffnete Aufstand wurde beschlossen, freilich war da jeder Wodka voll daneben! „Revolution der Reinen?“ Hier saß eben die Führung (tatsächlich!, die in der Novemberrevolution in Deutschland so bitter vermisst wurde). Mit benebeltem Kopf kann man nicht führen. Vor allem aber war der Charakter des Beschlusses so, dass er eigentlich zum sofortigen, dingenden Handeln gefasst wurde. Da will und wird Dir ja auch wirklich niemand widersprechen. Aber dieser Grundsatz kann nicht zu allen Zeiten uneingeschränkt gelten.

Ein paar eigene Erfahrungen, die meinen eigenen Beurteilungsrahmen abstecken:

2007 nahm ich an den Massenprotesten gegen den G8-Gipfel in Rostock-Heiligendamm teil, zu denen auch mehrere Widerstandscamps gehörten, in denen tausende Aktivist/innen übernachteten, stets und ständig von massiven Polizeiüberfällen bedroht. Für alle, die mit Verstand an diese Sache herangingen (es gab da sehr wohl auch andere!), war es einfach während der ganzen Aktionswoche, sowohl auf den Demonstrationen und Aktionen wie auch in den Camps, sonnenklar und geradezu Ehrensache: Keinerlei Bier, keinerlei Alkohol! Wir hielten uns die ganze Zeit bewusst daran, blieben wach, mit Tee, Kaffee, Wasser, Kola oder Club-Mate, zum Essen kam man auch nur wenig, jedenfalls nicht regelmäßig…

Wenn ich in meiner Zeit als Gewerkschafter und Betriebsrat im Betrieb an der Vorbereitung von Aktionen und Streiks beteiligt war, insbesondere, wenn es dann wirklich losgehen musste, Flyer verteilt oder hunderte Kolleg/innen überzeugt werden mussten, dann kannte ich das auch: dass ich Essen nicht nur als nebensächlich, sondern geradezu als störend und ablenkend empfand, bis wir so eine Sache hinbekommen hatten.

Aber als wir 1996 mit mehr als hundert Kolleg/innen und Genoss/innen an einem von unsren französischen Genossen organisierten internationalen Treffen von Gewerkschafter/innen in Argenteuil bei Paris teilnahmen, hatten die Freunde (Frankreich!!) ein einfaches, aber wunderbares Mittagessen für alle Teilnehmer organisiert, zu dem es ganz selbstverständlich für alle guten französischer Rotwein gab, mit dem dann selbstverständlich angestoßen und die Solidarität gefeiert wurde. Danach gingen die Beratungen weiter, und niemand hat sich bzw. war betrunken. Niemand wurde im Übrigen gehindert, wenn er keinen Alkohol wollte, Wasser oder etwas anders nicht Alkoholisches zu trinken.

Alles gilt zu seiner Zeit. Feliks Dzierzynski arbeitete so, wie Du´s beschreibst, als (bzw. weil) er eine mehr als herausfordernde Verantwortung mitten in der Revolution übernommen hatte, insbesondere, nachdem er zum „Sicherheitschef“ berufen wurde, aber sicher auch schon vorher. Dasselbe ist auch über Lenin bekannt. Auch Lenin vergaß bekanntermaßen immer wieder das Essen. Und das galt auch für viele der verantwortlichen Kommunist/innen in jenen Zeiten des angespanntesten Kampfes, des Bürgerkrieges und des Kampfes um das Überleben der Revolution!

Das wurde so sehr zum Problem, dass die gottverdammte Nomenklatura entstand, ursprünglich eine simple Liste, die einfach nur festlegte, wofür im Tagesablauf der führenden Genoss/innen unbedingt gesorgt werden musste, damit sie einerseits nicht zusammenbrachen, andererseits sich eben voll auf ihre gewaltigen Aufgaben konzentrieren konnten. Erst später wurde daraus ein Karrieristenwerkzeug, eine ganz und gar „revisionistische“ Liste, die aufführte, worauf man bei jeder „Karrierestufe“ „Anspruch“ hatte…

 Aber willst Du auch sagen, dass es im Leben Dzierzynskis nicht auch Phasen gab, in denen auch er normal gegessen und geschlafen hat, und das auch guten Gewissens tun konnte?

Phasen vielleicht, wie auch Lenin sie erlebte!

Z. B. 1909, als Nadeshda Krupskaja mit Lenin vom 3. August bis 14. September nach Bombon bei Paris zur Erholung fuhr und später schrieb: „…und wir bemühten uns auch, nicht über die Arbeit zu sprechen. Wir gingen spazieren, radelten fast jeden Tag nach dem Wald von Clamart, der etwa 15 Kilometer entfernt liegt“ (zitiert nach „Lenin Chronik“, München (Hanser-Verlag) 1974, S. 92 f.)

Oder 1910: Lenin macht zusammen mit Krupskaja und anderen Freunden Ferien in Pornic (Frankreich) an der Biskaya!. Wieder Krupskaja: „Ich mietete mit meiner Mutter zwei Zimmer bei einem Zollwächter. Bald kam Iljitsch“ (also Lenin). „Er badete häufig im Meer, fuhr viel auf seinem Rad in der Umgebung umher – er liebte sehr das Meer und den Meerwind – plauderte vergnügt mit den Kostyzins über alles mögliche und aß mit Appetit die Krabben, die der Hauswirt für uns fing. Überhaupt fasste er für unsre Wirtsleute große Sympathie…“ (ebd. S. 99 f. Die Schilderung geht noch weiter!)

Krupskaja berichtet über den 5. – 6. August 1913, als sie und Lenin nach ihrer Schilddrüsenoperation von Zürich nach Zakopane/Poronim zurückreisten und kurz in München Station machten: „…blieben nur wenige Stunden dort, bis wir weiter Anschluss hatten. Boris Knipowitsch und seine Frau waren auf dem Bahnhof, wir verbrachten die Zeit zwischen den Zügen im `Hofbräuhaus´, das durch sein ausgezeichnetes Bier berühmt ist.“ (Ebd. S. 128). Leider erwähnt die Lenin-Chronik, bzw. das dort herangezogene Zitat von Nadeschda Krupskaja nicht, ob man sich das Bier nur angeschaut, an ihm gerochen oder es auch probiert hat. Ich fürchte, lieber Genosse Heinz, es wird nicht beim Anschauen geblieben sein…Schon Mao erkannte, dass man den Geschmack des Apfels nur durch Reinbeißen ermitteln könne…

Für all das, was Du an beiden, Dzierzynski und Lenin, hervorhebst, müssen im Übrigen auch die individuellen Fähigkeiten da sein, müssen auch die mentalen Bedingungen gegeben sein. Das ist nicht allein eine moralische Frage! Das ist auch eine Frage der objektiven Umstände, auch der objektiv vorhandenen Stärken, vor allem aber Schwächen der „ganz konkreten Revolutionär/innen“, wie sie nun mal da sind, und die man sich einfach nicht aus Lehm zusammenkneten kann wie der legendäre Rabbi den Golem.

Alles zu seiner Zeit und bei entsprechenden Umständen.

Was mir bei Dir ganz fehlt: Die Rolle des Kollektivs, die Rolle der Zusammenarbeit, die Fähigkeit, die individuellen Schwächen und Mängel durch Organisation und Kollektiv nicht nur zu kompensieren, sondern in gewissem Maße auch zu überwinden. Gerade Disziplin, die Du zu Recht hervorhebst, ist etwas, was besonders in der Zusammenarbeit seine wirkliche Bedeutung entwickelt. Aber sie ist in der Gruppe, in der Zusammenarbeit nicht nur ein persönliches Opfer, sondern ein ausgesprochen positiver Beitrag, der ermutigt, motiviert, ja auch Begeisterung und Erfolgserlebnisse verschafft, wenn der Organisation gemeinsam etwas gelingt! Und das verleiht oft auch ungeahnte Kräfte!!

Weder Dzierzynski, noch Lenin konnten ihre eigene Wirkung ohne ihre Genoss/innen erreichen. Und ich bin sicher, dass beide das auch nur zu genau wussten und zu schätzen wussten!

Und gerade hier (vielleicht nicht nur hier) besteht derzeit unter den Revolutionär/innen in Deutschland ein geradezu existenzielles Problem! Sich einigen können, sich mit dem Ziel der Einheit zusammensetzen, die riesigen inhaltlichen Probleme sorgfältig gemeinsam definieren, Gegensätze so solidarisch wie möglich austragen und zu einer gemeinsamen Partei finden?

Dort dann aktiv und tätig mitmachen, sich in eine Grundeinheit einordnen! Genosse Heinz, Du hast ja so Recht haben, dass unter den paar Genossen, die sich heute daran abmühen, keine sind, wie du sie Dir unter einem „bolschewistischen Elitesoldaten“ vorstellen könntest!

Wir sind ja genau deshalb geradezu gezwungen und verpflichtet, unsere Organisation voranzubringen, damit sie diese Fähigkeiten organisiert fördert. So dass endlich ein paar der derzeit ziemlich grenz-geforderten oder ganz überforderten Genoss/innen endlich dahin gehen können, wo sie besser wären: als einfache Mitglieder in einer kämpfenden Grundorganisation im Betrieb X oder im Stadtviertel Y. Und gleichzeitig jüngere, qualifizierte Genoss/innen eine entschlossene, vor allem kollektiv arbeitende Führung zustande brächten.

Sich diszipliniert und solidarisch zu organisieren ist im Übrigen auch ein brauchbares Mittel gegen den eventuellen, von dir vermuteten „Hang zur inneren Haltlosigkeit“. Mal zusammenzusitzen, wenn es passt, und ein Bier oder einen Wein trinken – das verkraftet die Organisation dann allemal. Gerade gute Kollektive können übrigens Alkoholsüchte einzelner oft gut im Zaum halten.

Anstatt also „revolutionäre Giganten“, die für die allermeisten von uns ziemlich unerreichbar sind, als Vorbilder auf den Sockel zu heben, müssen wir doch Menschen heute mit der Aussicht motivieren, dass wir in tausend vereinzelten Grüppchen gar keine, vereint aber große Aufgaben schultern können, die zersplittert eben unerreichbar bleiben. Das ist in meinen Augen heute unsere Aufgabe. Und darin, dass wir das anscheinend ums Verrecken derzeit nicht schaffen, darin liegt auch unsere Verantwortlichkeit, der wir nicht gerecht werden.

Deine Äußerungen über Musik mag ich so nicht nachvollziehen. Ich höre wirklich gerne und oft Musik aller Art, nur gut muss sie sein.

Die großartige, zugleich kühne, moderne aber oft auch ungemein kämpferische Musik Hans Eislers ist nicht nur ohne Johann Sebastian Bach (dessen Musik ich liebe!) undenkbar, nein an einigen bedeutsamen Stellen zitiert er ihn sogar (z. B. in „Die Mutter“ nach Gorki, der Anfang von „Die Krähe“ : „Arbeite, arbeite mehr“ zitiert aus Bachs Magnificat das Lied „Deposuit Potentes“-„Er stößt die Mächtigen vom Thron“).

Friedrich Engels als Chor- und auch sonst begeisterter Sänger kannte nicht nur Freiheits-, Volks- und Arbeiterlieder, sondern auch den großen Dresdner Komponisten und Humanisten Heinrich Schütz und schätzte ihn auch.

Lenin ermutigte den mit den Bolschewiki sympathisierenden estnischen Violinvirtuosen Eduard Sormus (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_S%C3%B5rmus), auch seine klassische Kunst weiter auszuüben und sie der kulturellen Bildung der Arbeiterklasse zur Verfügung zu stellen. Von Lenin stammen auch die Sätze, dass: „Lassalle der Bildung der Arbeiterchöre große Bedeutung beimaß… immer häufiger erklingt das proletarische Lied von der nahen Befreiung der Menschheit“(zitiert auch nach Lenin Chronik S. 212).

Manche bei AZ hören gern den Rock´n Roll der Band „The last Internationale“ um die starke (und auch noch gut aussehende) Sängerin und E-Bassistin Delilah Paz Hernandez, die – z. b. vor Arbeiterinnen einer amerikanischen Fabrik in der Werkhalle(!) – so Sachen singen wie „Workers unite!“ (wer will da widersprechen?!) oder „…calling up the violence of the racist police – we ain´t gonna stop, `till people is free!“. Das sind Rock-Musiker, die sich dem Klassenkampf verbunden fühlen und mit ihrer rockigen Musik eine den sie umgebenden Menschen geläufige „Sprache“ sprechen und verstanden werden.

Wenn du Linken „Hooligan-Musik“ unterstellst – was meinst Du damit?

Mein Problem mit Sex ist nicht, so wenig wie möglich zu haben, sondern, ob er Liebe, Sympathie, Zuneigung, stärkenden Zusammenhalt, aber auch Solidarität und Gleichberechtigung ausdrückt oder ob er aus Ausbeutung, Unterwerfung der Frau und Käuflichkeit, Geld-Ware-Beziehungen Profitmacherei besteht.

Ist es welthistorisch schlimm, dass Karl Marx ein uneheliches Kind hatte? Wäre es angesichts seiner welthistorischen Bedeutung wirklich schlimm, wenn, wie oft gemutmaßt wird, Lenin zu Ines Armand eine Beziehung unterhalten hätte, die, weil er sie liebte, deutlich über die zweier Genossen hinausging? Darf auch ein bolschewistischer Elitesoldat lieben?

Trotz aller kritischen Anmerkungen, für Deine leidenschaftliche Kritik danken wir Dir! Ich würde mich freuen, wenn wir uns auch weiter darüber auseinandersetzen, wie eine neue Kommunistische Partei aussehen müsste, und wenn Du dich da weiter, mit uns zusammen – für die neue Partei – einbrächtest. Sehen wir uns in Tübingen?

Mit solidarischem Gruß, NC 28-05-2017