1. Bamberger Mobilfunksymposium über Gesundheitsschäden durch Mobilfunk

Am 29.Januar
2005 fand an der Universität Bamberg das 1. Bamberger Mobilfunksymposium statt.
Veranstalter war die Ärzteinitiative Bamberger Appell. Zeitweise waren bis zu
500 Teilnehmer anwesend.

Das Programm
der Vorträge und Beiträge war sehr dicht gepackt, so dass für die am Ende
vorgesehene Diskussion leider nur noch wenig Zeit übrig blieb. Das
Publikumsinteresse war unter anderem deshalb so groß, weil es in Bamberg eine
breite Bürgerbewegung gibt. Bürgerinitiativen leisten in mehreren Stadtteilen
Öffentlichkeitsarbeit.

Es kamen
einige namhafte Mobilfunk-Kritiker aus den Reihen der Wissenschaft zu Wort. Dr.
Ing. Martin Virnich, der ein Ingenieurbüro für Baubiologie und Umweltmesstechnik
leitet, erklärte Funktionsweise und Ausbreitungsverhalten von GMS und UMTS und
ging insbesondere auf neueste Techniken im häuslichen Bereich (Stichwort:
Drahtlose Datenübertragung per Computer) ein: DECT, WLAN und Bluetooth).

Prof. Dr. med.
Karl Hecht, Professor für Neurophysiologie und ehemals Leiter des Schlaflabors
an der Charité in Berlin ging auf Einfluss und Bedeutung der Wirkungsdauer von
elektromagnetischer Strahlung auf das funktionelle System und den Schlaf des
Menschen ein. Aus seiner Erfahrung mit dem Schlaflabor berichtete er, dass von 305
schlafgestörten Menschen 36 Elektrosensible waren (das sind 11,8%). Als
typische Folgen der elektromagnetischen Bestrahlung über längere Zeit zählte er
auf: Schlaflosigkeit, Tagesmüdigkeit, Erschöpfung, depressive Symptomatik,
niedriger Blutdruck, Wetterfühligkeit und eben Elektrosensibilität.
Elektrosensibilität ist die Überreaktion des menschlichen Organismus auf
elektromagnetische Strahlung. Prof. Hecht erklärte gegen Ende seines Vortrags:
„Jeder Sender, der aufgebaut wird, ist einer zuviel“.

Zumindest
erwähnen möchte ich noch die Vorträge von Dr. med. Gerd Oberfeld,
Landessanitätsdirektion Salzburg, der über „Epidemiologische Untersuchungen bei
Mobilfunksendeanlagen – Beispiele und künftige Überlegungen“ referierte, Dr.
rer. nat. Ulrich Warnke, Universität des Saarlandes, über „Schädigung des
Menschen durch Hochfrequenzsender sind seit Jahrzehnten Stand des Wissens“ und
Prof. Dr. med. H—J. Wilhelm, Frankfurt über „Tinnitusforschung bei
EMF-Exposition“.   

Einen weiteren
Beitrag leistet ein elektrosensibler Physiker aus Baden-Württemberg, der sehr
eindrucksvoll seine Leidensgeschichte schilderte. Inzwischen übernachtet er auf
der Flucht vor dem Elektrosmog im Freien in einem Zelt in den Wäldern des
Nordschwarzwaldes. Im Rahmen der Berichte von Betroffenen wurde auch gesagt,
dass es mehr als 1000 Studien an Menschen über die Auswirkungen der
EMF-Strahlung gibt. Die Symptome würden behandelt, aber es fehle der Mut der
Ärzte für diese „elektro-sensivity“.

Jeweils ein
Allgemeinarzt aus Naila, Dr. med. Horst Eger,  und Müllendorf (Österreich), Dr. med. Reinhold
Jandrisovits, berichteten von den in ihren Orten durchgeführten Studien über
erhöhte Krebsraten in der Nähe von Mobilfunksendern. Die so genannte Naila-Studie
hat in Deutschland einige Aufmerksamkeit erregt.

Insgesamt habe
ich den Eindruck, dass sich sehr viele Menschen mit dem Thema Mobilfunk
beschäftigen, der Kampf gegen Handymasten und die viel zu hohen Grenzwerte in
der Bundesrepublik aber noch etwas zaghaft geführt wird. Das hängt meiner
Meinung nach mit den noch bestehenden Illusionen in „die Politik“ zusammen.

Zum Schluss
sei noch der „Bamberger Appell“ zitiert, den immerhin über 70 Ärztinnen und
Ärzte aus Bamberg unterzeichnet haben:

 

Bamberger Appell

Als Ärztinnen und Ärzte halten
wir den weiteren Ausbau des Mobilfunknetzes für bedenklich und appellieren an
Politiker, Wissenschaftler und Verantwortliche des Gesundheitswesens, dem
Schutz von Leben und Gesundheit von uns allen wieder den gebührenden grundgesetzlich
garantierten Wert einzuräumen und sofort zu handeln.

Wir fordern nachdrücklich:

  • Kein weiterer Ausbau der Mobilfunktechnologie, denn
    es handelt sich um unfreiwillig eingegangene Risiken mit wahrscheinlich
    dauerhaften Belastungen.
  • Massive Reduzierung der Grenzwerte, Sendeleistungen
    und Funkbelastungen.
  • Aufklärung der Bevölkerung und speziell der
    Handynutzer über die Gesundheitsrisiken elektromagnetischer Felder.
  • Förderung des bewussten Umgangs mit Mobilfunk,
    Nutzungseinschränkung für Kinder und Jugendliche.
  • Überarbeitung des DECT-Standards für
    Schnurlos-Telefone mit dem Ziel, die Strahlungsintensität zu reduzieren
    und auf die tatsächliche Nutzungszeit zu begrenzen sowie die biologisch
    kritische Pulsung zu vermeiden.

S.N.