Friedensgutachten 2017: „Im Angriffsmodus“

Diesen Ausdruck verwendet der Autor Anselm Lenz, um seine Schlussfolgerungen aus dem am 30. Mai in Berlin vorgestellten „Friedensgutachten 2017″ zu beschreiben. Das Friedensgutachten wird jährlich im Auftrag der fünf führenden deutschen Friedensforschungsinstitute herausgegeben und enthält neben einer einleitenden Stellungnahme rund zwanzig Einzelanalysen verschiedener Autoren zu aktuellen Konflikten „konkrete Empfehlungen für die Friedens- und Sicherheitspolitik in Deutschland und Europa“. Ob letztere freilich bei den Regierenden Gehör finden, ist mehr als zu bezweifeln.
Die in den Einzelbeiträgen vorgenommenen Analysen sind allerdings sehr erhellend. Allein deren Zusammenfassung füllt 8 DIN-A4 Seiten. Titel sind etwa „Auf Kollisionskurs: Die Weltordnungspolitik nach der Wahl von Donald Trump“, „Ist die EU als Friedensmacht am Ende?“, „Flucht und Fluchtursachenbekämpfung“, „Lokale Waffenstillstände in Syrien“, aber auch „Islamistischer Terrorismus in Europa“ und „Rechtsterrorismus“. Lenz kommt zu dem Schluss: „Der Report,…, offenbart die Ordnung des Kapitalismus im Zerfallsprozess und eine von Deutschland dominierte EU.“ und weiter „Man ist im allgemeinen pessimistisch – und das hat Gründe.“
Das Friedensgutachten ist bestimmt keine marxistisch-leninistische Analyse der Weltlage und auch nicht der imperialistischen Politik der Bundesregierung. Dennoch ist es aufschlussreich und daher lesenswert. A. Lenz „Die Forscher nennen in ihrem Bericht nicht nur die direkte Beteiligung der Bundeswehr in Kriegseinsätzen, sondern exemplarisch die Bereitstellung deutscher Waffen für Saudi-Arabien und dessen Aggression im Jemen. Generell scheint die deutsche „Exportwalze“ nicht nur ökonomisch zu verstehen, sondern auch militärisch abbildbar zu sein.“
Das „Friedensgutachten 2017″ ist im Internet unter „http://www.friedensgutachten.de/index.php/id-2017.html“ veröffentlicht.

S.N.