60 Jahre nach der Befreiung – kein Grund zum Vergessen!

Die Feiern in den KZ-Gedenkstätten, die Sonntagsreden der
Politiker, die fast endlose Berieselung mit Dokumentarfilmen und Artikeln der
Knopps und Austs und die Wiederholungen der allseits bekannten
„Antikriegsfilme“ aus Hollywood klingen langsam aus. Wir können endlich wieder
unserm normalen Leben ohne die ewige Erinnerung an das grauenhafteste System
der Menschheitsgeschichte, dem Faschismus, nachgehen. Mich stört nur, dass der
Nationalsozialismus, der das Leben von über 55 Millionen Juden,
Widerstandskämpfern, Soldaten und Zivilisten vernichtet hat, im Bild des
bürgerlichen Geschichtsbewusstseins immer noch gerne zu einer zufälligen
Verkettung von geschichtlichen Vorfällen hochstilisiert wird. Das viel gerühmte
„Gedenkjahr 2005“ stellt da keine Ausnahme dar.

Wir Kommunisten betrachten mit unserer materialistischen
Denkweise die Geschichte anders. Wir können sagen: Hitler war kein
Betriebsunfall! Hitler und die NSDAP kamen nicht zufällig an die Macht. Sie
wurden von kapitalistischen Kräften geformt, gestützt und an die Macht gehievt!
Krieg ist für die Bosse der Rüstungsindustrie das beste Geschäft und Faschismus
für sie die idealste Form der Ausbeutung. Der Kapitalismus war der fruchtbare
Schoß des Faschismus und er ist es auch heute immer noch! So ist der Kampf
gegen Faschismus, den wir heute, nach wie vor mit aller Härte führen müssen,
der Kampf gegen diese reaktionärsten Kräfte der Gesellschaft, auch ein Kampf
gegen den Kapitalismus. Nur durch den Sturz dieser menschenverachtenden
Gesellschaftsordnung und den Aufbau des Sozialismus kann die faschistische
Gefahr gebannt werden. Deshalb ist der antiimperialistische Kampf ein
wesentlicher Bestandteil unseres Kampfes gegen Faschismus.

Hinter dem Faschismus steht das Kapital! Viele waren es, die
diese Tatsache damals, vor mehr als 60 Jahren, schon erkannten und entschlossen
handelten. Die Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer in Deutschland
und Österreich, die Partisanen in Spanien, Frankreich, Italien, Jugoslawien und
Albanien – sie wussten, dass ihre Sache, der bedingungslose Kampf gegen die
Nazis, eine gerechte Sache war und dass sie den Faschismus gemeinsam
zerschlagen können. Sie haben eindeutig einen eigenen großen Beitrag zur
Befreiung geleistet, ohne auch nur ein Dorf und eine Stadt bombardiert zu
haben. Dieser Beitrag war zu einem großen Teil den heldenhaften Kämpfen der
Kommunistinnen und Kommunisten und anderen Linken in vielen Ländern zu
verdanken. All jenen Menschen, die unter den unvorstellbaren Verhältnissen des
faschistischen Terrors gegen dieses System standen, sollten wir unsere Ehre
erweisen. Ihr Opfer muss uns ewig ein Ansporn sein, unseren Kampf gegen
faschistische Tendenzen, ob von der Staatsmacht oder von Parteien und
neonazistischen Gruppen ausgehend, nie ermüden zu lassen. Kämpfen wir gemeinsam
und entschlossen gegen die braune Pest und vergessen wir nie aufzuzeigen, dass
die Quelle des Faschismus der Kapitalismus ist!

(kb), 11. Juli 2005