Monopolisierung auf dem Gesundheitsmarkt

Bei
Kurkliniken ist es schon lange üblich: große Konzerne haben große Klinikketten
aufgebaut. Sie dominieren den Markt für Kuren. Kleine Kliniken kämpfen ums
Überleben, suchen Nischen in denen sie existieren können. Viele der kleinen
Kliniken verschwinden vom Markt oder werden von den großen Ketten aufgekauft.

Derselbe
Prozess findet derzeit bei Krankenhäusern stark. Große Investorengruppen wie
Rhön-Klinikum, Sana, Helios oder Asklepius kaufen kommunale Krankenhäuser auf
und machen daraus Profit bringende Unternehmen. Die Rhön AG zum Beispiel
steigerte 2005 ihren Umsatz um 35,5% auf 1,4 Milliarden €. Dabei erzielte sie
einen Gewinn von 88, 3 Millionen €.

Mittlerweile
sind rund 1/4 der deutschen Krankenhäuser in der Hand solcher privater
Konzerne. 1995 waren es erst 16%.

Natürlich
geht das zu Lasten der Patienten. Während in öffentlichen Kliniken die
Personalkosten etwa 70% der Gesamtkosten ausmachen, sind es bei den privaten
Kliniken nur 57%. Es wird also beim Personal und bei der Betreuung der
Patienten dramatisch gespart. Wie anders soll auch ein Profit gemacht werden?
Es geht nur durch die verschärfte Ausbeutung der Beschäftigten und die
Verschlechterung der Leistungen.

Gesundheit
wird hier dem kapitalistischen Markt unterworfen. Und wie immer wirken die kapitalistischen
Marktgesetze auf alle Beteiligten. Auch die öffentlichen Kliniken werden durch
die zunehmende Konkurrenz gezwungen, sich nach den Gesetzen des Marktes zu
verhalten. So hat z. B. die Stadt Nürnberg aus ihrem städtischen Krankenhaus
einen kommunalen Konzern geschaffen, der mittlerweile 5500 Mitarbeiter
beschäftigt und jährlich 87.000 Kranke behandelt. Dieser Konzern arbeitet
Gewinn bringend. Dies ging wie bei den Privaten nur über Einsparungen beim
Personal und beim Service. So wurden zum Beispiel die Wäscherei, die
Gebäudereinigung, die Näherei, der Empfang und die Küche ausgegliedert und in
eine so genannte Klinikum Nürnberg Service Gesellschaft überführt. Dort
erhielten die Beschäftigten neue Tarifverträge analog zur Privatwirtschaft mit
drastisch niedrigeren Löhnen. Doch das reicht nicht. Denn der Markt zwingt zu
immer neuen Kürzungen und Rationalisierungen. So gibt es Planungen, die
Verweildauer der Patienten weiter zu kürzen oder die Patientenzahl pro
Angestellten zu erhöhen.

Die
Bundesärztekammer warnt davor, dass durch den Druck des Marktes das
Behandlungsspektrum nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten eingeengt würde. So
würden sich Krankenhäuser auf Krankheitsbilder spezialisieren, mit denen man
leicht und schnell Profit machen könne, während langwierige und teure
Krankheiten aus dem Behandlungsangebot gestrichen würden. Die Aktionäre der
börsennotierten Kliniken wollen ja Geld sehen und die öffentlichen
Krankenhäuser müssen mithalten.

Doch der
Trend zu großen Konzernen und weiteren Zusammenschlüssen wird weitergehen. Nach
einer Studie von McKinsey arbeiten rund 1/3 der deutschen Krankenhäuser nicht
kostendeckend. Viele von ihnen werden in den letzten Jahren verschwinden und
mit ihnen tausende Klinikbetten.

Was im
Kur- und Klinikbereich bereits läuft, beginnt nun auch bei Apotheken. Mit der
Zulassung der ersten Doc Martens-Apotheke im Saarland ist ein Anfang gemacht.
Nach Europarecht, das über dem deutschen Recht steht, sollen nun große
Apothekenketten durch finanzstarke Investoren aufgebaut werden. Im Bereich der
Optiker und Drogerien ist dieser Prozess schon vor Jahrzehnten abgelaufen. Das
Ergebnis: heute gibt es in diesen Märkten nur noch einige wenige große
Konzerne, die den Markt beherrschen.

Auch bei
den Arztpraxen laufen Planungen in diese Richtung. Im Protest gegen die
Gesundheitsreform verlangen leider selbst Ärzteverbände mehr Privatisierung und
höhere finanzielle Belastungen für die Patienten. Sie werden damit langfristig
den selbstständigen Arztpraxen das Grab schaufeln. Denn das Kapital freut sich
über solche Forderungen nach mehr Privatisierung. Schon jetzt stehen große
Konzerne bereit, um Ärztehäuser und große Praxenketten aufzubauen. Dann werden
viele kleine Arztpraxen schließen müssen. Die Versorgung für die Patienten, vor
allem wenn sie nicht in Großstädten wohnen, wird damit schlechter. Bereits
jetzt gibt es in Ostdeutschland große Gebiete, in denen es keine oder keine
ausreichende ärztliche Versorgung gibt, weil diese sich in ländlichen Gebieten
kaum noch lohnt.

Alle
Veränderungen der letzten Jahre im Gesundheitswesen hatten ein Ziel: die
Konkurrenz sollte erhöht werden, es sollte mehr Marktwirtschaft im
Gesundheitswesen geben. Marktwirtschaft aber bedeutet, dass nur noch in solchen
Bereichen investiert wird, Bob Profit, Höchstprofit zu erwarten ist. Die
Interessen von Patienten, ihre Gesundheit spielt nur insofern eine Rolle, als
sich damit auseingesetzt im Geld mehr Geld machen lässt, also Profit. Auch die
Beschäftigten im Gesundheitswesen sind dann nur noch eine Ware Arbeitskraft,
die nur dann beschäftigt wird, wenn sie dem Kapitalgeber Profit bringt.

Auch die
nun geplante Gesundheitsreform dient dem Ziel, das Gesundheitswesen durch mehr
Konkurrenz und Profitorientierung stärker für das Kapital zu öffnen. Für die
Patienten und die Beschäftigten im Gesundheitswesen bedeutet dies nichts Gutes.
Deshalb müssen sie sich gemeinsam wehren. Gemeinsam müssen sie für ein
Gesundheitswesen eintreten,

dass
nicht dem Kapital und seinen Profit Interessen dient.

dass sich
allein an den Interessen der Patienten und der Beschäftigten orientiert.

dass eine
qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung für alle garantiert.

ernst

(nach
einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 2.9.2006, Seite 34)