Papst Ratzinger (Benedikt XVI.) über Islam, Glauben, Vernunft und Gewalt

Bei seinem Besuch in Bayern hat Papst Ratzinger, der frühere
Chef der Glaubenskongegration (Nachfolgerin der Inquisition) wieder einmal mit
reaktionären Angriffen gegen den Islam den „Kampf der Kulturen“ angeheizt.
Gleichzeitig hat er versucht die Blut triefende Geschichte des Christentums
rein zu waschen.

Auch wenn sich Ratzinger alias Benedikt XVI. mittlerweile
„sein Bedauern“ über angebliche „Missverständnisse“ geäußert hat, zeigt sein
Vortrag an der Universität Regensburg deutlich, dass es sich hier nicht um
einen Ausrutscher handelt. Dieser Papst bewegt sich wie zu Zeiten der
Inquisition immer noch geistig in Kategorien des Glaubenskrieges.

Nicht nur, dass er den heftig kritisierten Satz des
byzantinischen Kaisers Manuel II. Paleologos zitiert hat, dass Mohammed „nur
Schlechtes und Inhumanes“ gebracht hat. Er grenzt sich auch in einer Weise vom
Islam ab, dass er diesmal allerdings nicht als Zitat sondern als eigene Meinung
deutlich behauptet, das Christentum beruhe auf Vernunft, der Islam jedoch
nicht.

Ratzinger sagt: „Nicht vernunftgemäß handeln ist dem Wesen
Gottes zuwider… Für die moslemische Lehre hingegen ist Gott absolut
transzendent. Sein Wille ist an keine unserer Kategorien gebunden, und sei es
die der Vernünftigkeit…

Hier tut sich ein Scheideweg im Verständnis Gottes und so in
der konkreten Verwirklichung von Religion auf, der uns heute ganz unmittelbar
herausfordert.“

Bekanntermaßen hat die christliche Kirche und insbesondere
die katholische viel Gewalt hervorgebracht oder abgesegnet: die Kreuzzüge, die
Inquisition, die „Missionierung“ der Ureinwohner Amerikas, die zu deren fast
völliger Vernichtung führte usw.

In den zurückliegenden Weltkriegen segneten alle
christlichen Kirchen die Kanonen und das Völkermorden. Auch heute noch sind
Militärseelsorger bei allen imperialistischen Kriegen im Kosova, in
Afghanistan, im Irak usw. dabei. Bei vielen Konflikten hat die Kirche ihre Hand
im Spiel. So war z.B. die katholische Kirche in Kroatien aktiv. Es gab
Priester, die die Serben als „unchristlich“ verurteilten, weil sie dem
orthodoxen Christentum anhängen. In Polen beherrscht die katholische Kirche die
politische Szene und ist zugleich eine der großen ökonomischen Mächte.

Und zu behaupten, dass das Christentum sich vom Islam
dadurch unterscheide, dass das erste auf Vernunft basiere, das zweite nicht,
ist ja wohl lächerlich und provokativ.

Was ist denn daran so „vernünftig“, bis heute das Dogma von
der „unbefleckten Empfängnis“ oder von der Dreieinigkeit Gottes in Gestalt von
Gott, Jesus und dem heiligen Geist zu verteidigen. Was ist daran so
„vernünftig“ bis heute zu behaupten, man esse tatsächlich vom Leib Christi,
wenn man beim Abendmahl eine Oblate verzehre, oder man trinke wirklich vom Blut
Christi, wenn man Rotwein trinke. Und über solche Fragen wird bis heute die
Spaltung in katholische und evangelische Religion begründet und verteidigt. Ausgesprochen
„vernünftig“ hat deswegen die katholische Kirche gemeinsame Abendmahle zwischen
Katholiken und Evangelischen verboten, weil die letzteren Leib und Blut Christi
in Form von Oblate und Rotwein nur symbolisch verspeisen.

Glaube und Vernunft können nicht zusammenpassen – bei den
christlichen, moslemischen und allen anderen Religionen gleichermaßen. Denn
Vernunft heißt ja wohl, dass man nach objektiven Gesetzen, nach den Ursachen
sucht, dass man wissen will, Unwissen durch Suche nach Wahrheit beseitigen will
und sich nicht mit Glauben abspeisen lässt. Glauben aber heißt eben Glauben und
nicht Wissen! Glaube heißt, dass man an Wesen wie Gott oder Götter glaubt, die
nie jemand gesehen hat und die auch nie beweisbar sind.

Mit seinen Äußerungen hat sich Ratzinger alias Benedikt XVI.
als Scharfmacher im Glaubenskampf gezeigt. Er will offensichtlich die Religion
als Waffe im politischen Kampf des Imperialismus zur Beherrschung des Nahen und
Mittleren Osten schärfen. Seine Äußerungen passen sehr gut in die ständigen
Hetztiraden von George Bush und in dessen Konzept des „Anti-Terror-Kampfes“ und
zu dessen „christlicher“ Maske.

ernst