Zur Diskussion gestellt – Antideutsche Linke: Für oder gegen den Imperialismus?

Vielerorts
wird die Antikriegsbewegung auf Veranstaltungen, Kundgebungen und in
Publikationen mit der so gennanten „antideutschen Linken“ und ihren
Positionen konfrontiert. Zunehmend kommt es auf Kundgebungen und
Demonstrationen zu Zwischenfällen mit Anhängern der Antideutschen, wie z.B. auf
der Kundgebung des Antikriegstages in München [1]. Auf Demonstrationen bei
denen gegen die US- und israelische Kriegsführung aufgerufen wird, tauchen
immer wieder plötzlich Aktivisten, zumeist 
mit israelischen Fahnen auf und verteidigen die israelische Kriegs- und
Besatzungspolitik. Dabei wird die Kriegspolitik der israelischen Regierung als
angemessene Selbstverteidigung dargestellt und oftmals auch vollends
befürwortet!

So heißt
es beispielsweise in einem Flugblatt mit der Losung „Solidarität mit
Israel!“, auf dem das Emblem der Antifaschistischen Aktion zu finden ist:

„33
Tage lang herrschte Krieg im Libanon. Ein Krieg in dem es um die Sicherung
des  Fortbestehens Israels und das
Überleben seiner Bürger ging
[2].“

Mit
solchen und ähnlichen Verlautbarungen wird die verbrecherische Kriegsführung
der israelischen Armee im Libanon von den „Antideutschen“
gerechtfertigt!

Gegen
marxistisch-leninistische Positionen und Erfahrungen verteidigen die
„Antideutschen“ nationalistische Theorien des Zionismus und setzen
Antizionismus  mit Antisemitismus gleich.
Setzt man sich mit diesen Leuten auseinander, muss man sich jedes Wort gut
überlegen. Meist vergeblich, denn sind die „Antideutschen“ mit Kritik
an der israelischen Politik konfrontiert, werden schnell verleumderische
Vorwürfe laut, wird man mit dem Vorwurf des Antisemitismus belegt. Die
Solidarität mit den arabischen Völkern, mit dem palästinensischen und
irakischen Widerstand reicht diesen Kräften schon aus, und man wird der
Komplizenschaft mit Islamisten oder gar mit dem Islamo-Faschismus beschuldigt.
Differenzieren ist ihre Stärke nicht, wenngleich es natürlich auch in der
antiimperialistischen Bewegung Organisationen und Einzelpersonen gibt, die
pauschal, einseitig urteilen und bewerten. Doch die „Antideutschen“
greifen zu unsolidarischen Methoden in der Diskussion. Sie konstruieren u.a.
aus dem Umstand, dass sich neonazistische Demagogen, wie z.B. die NPD, die mit
der iranischen Staatsführung sympathisieren, eine ideologische Einheit zwischen
Rechten und Linken!

 

Wer
ist die „antideutsche Linke“………

Die so
genannte „antideutsche Linke“ ist eine antimarxistische Strömung die
organisatorisch keine Einheit bildet. Ein Teil der „autonomen Antifa“
ist ihnen ebenso zuzurechnen wie diverse intellektuelle Zirkel, die über
Publikationen wie die Zeitschriften Konkret, Bahamas, Jungle World etc. ihre
Thesen verbreiten. Mitunter kommt es zwischen diesen Gruppen und Zirkeln immer
wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den „Hardlinern“ und den
„gemäßigten“ Vertretern. Auch zwischen ihnen selbst ist der Vorwurf
des Antisemitismus schnell zur Hand, wenn doch einmal Kritik gegen die
israelische Staatsführung aufkommt.

Während
den „Antideutschen“ innerhalb der Zeitschrift Konkret die Parteinahme
der USA und Deutschlands zugunsten der israelischen Staatsführung nicht weit
genug geht, wollen sich andere wie z.B. von der Zeitschrift analyse &
kritik v.a. vom Antizionismus abgrenzen und distanzieren sich von Positionen
aus den K-Gruppen und von ihrer eigenen Vergangenheit.

 

……und
welche Positionen vertreten sie noch?

Außer der
völligen unkritischen Haltung gegenüber Israel und deren Besatzungs- und
Kriegspolitik gibt es noch weitere Positionen, die diese Bewegung u.a.
einnimmt:

1.
Begriffe wie Klassengesellschaft, Klassenkampf finden wenig bis keine
Erwähnung.

2 .Die
Arbeiterklasse spielt nur eine untergeordnete Rolle, abschätzige Bemerkungen
über diese sind keine Seltenheit.

3.
Begriffe wie Volk und Nation etc. werden moralisch bewertet und in aller Regel
als nationalistische Begriffe bezeichnet. Während den Völkern in Palästina und
Albanien u.a. kein Selbstbestimmungsrecht zuerkannt wird und ihr
Befreiungskampf verunglimpft wird, hat man anderseits keine Skrupel sich mit
serbischen Nationalisten wie Milosevic zu solidarisieren.

4. Der
Zionismus, der sich aus nationalistischen Motiven und Interessen ableitet und
mit religiöser Argumentation unterlegt ist, wird von den
„Antideutschen“ verteidigt. Kritik am Zionismus und dessen
Entlarvung, wird mit Antisemitismus gleichgesetzt.

 

Wie
antideutsch ist die „antideutsche Linke“?

Mit der
Verteidigung der israelischen Besatzungs- und Kriegspolitik verteidigt die
„antideutsche Linke“ zwangsläufig auch deren Verbündete. Wer den
israelischen Imperialismus so vorbehaltlos und vehement verteidigt, muss auch
auf deren Verbündete Rücksicht nehmen. Die Wirtschafthilfe und die
Waffenlieferungen aus den USA und der BRD an den israelischen Staat werden
letztendlich positiv gewertet, gehen manchem „Antideutschen“ sogar
nicht weit genug. Wird über die bürgerlichen Medien die Aggression Israels
bekannt, fließt wieder die antideutsche Haltung in die Argumentation ein, wird
die BRD als Israelfeindlich erklärt! Selbst eine Komplizenschaft des
Auswärtigen Amtes mit den Islamisten wird unterstellt.

Der Islam
wird einseitig bewertet, bei manchen „Antideutschen“ als grundsätzlich
faschistoid bezeichnet und der Widerstandskampf gegen Imperialismus und Krieg
verleumdet.

Aus den
einstigen moralisch motivierten Anliegen, gegen deutschen Nationalismus und
Chauvinismus, aus dem Einsatz gegen Antisemitismus ist eine pro-imperialistische
Strömung entstanden.


(ro)

 

Quellenangaben
und Anmerkungen

1 Vgl.
Berichterstattung über den Antikriegstag 2006 in München.

2 Das
zweiseitige Flugblatt mit dem Aufruf zur Solidarität mit Israel wurde u.a. in
München verteilt und kann von interessierten Lesern unserer Zeitung auch
angefordert werden.