Solidarität mit dem Kampf der Kolleg/innen des Bosch-Siemens-Hausgeräte-Werkes in Berlin!

BSH-Solimarsch in StuttgartDer seit September 2006 andauernde Streik-Kampf um den
Erhalt des Berliner Bosch-Siemens-Hausgerätewerks (BSH) hat sich weiter
zugespitzt. Einem vor dem Berliner Arbeitsgericht am Freitag geschlossenem
Vergleich zufolge müssen die Beschäftigten des Betriebes, der seit dem 25.
September bestreikt wird, ab Montag, 7 Uhr, am Werkstor eine drei Meter breite
Gasse freihalten. Die Streikenden halten die Tore bislang rund um die Uhr
besetzt, um den Abtransport von Werkzeugen und Maschinen zu verhindern. „Wenn
es ernst wird, gibt es in der Bundesrepublik eben nur ein Pseudo-Streikrecht“,
kommentierte IG-Metall-Sekretär Luis Sergio diese Entwicklung. Die Belegschaft
werde dennoch weiter um den Erhalt des Werks und ihrer Arbeitsplätze kämpfen,
kündigte er an

Marsch der Solidarität!

Inzwischen befinden sich
Streikende aus Berlin auf einem Solidaritätsmarsch durch die Republik, um für
Unterstützung im Kampf
um den Erhalt ihres Werks zu werben. Die ersten Etappen führten nach Nauen, Eisenhüttenstadt
und Leipzig.

Kamp-Lintfort:

Am vergangenen Donnerstag (12.10.2006) erreichte der Marsch Kamp-Lintfort.
250 der Berliner Kolleginnen und Kollegen nahmen an der Demonstration der
Kamp-Linforter BenQ-Beschäftigten für ihre bedrohten Arbeitsplätze teil. Das
verbindende, gemeinsame Schicksal „abgeschoben, verkauft, verloren“
hatte sie zuvor auch schon zu den AEG-KollegInnen in Nürnberg und mehreren anderen
Betrieben der „weißen“ und anderer Branchen geführt.

Stuttgart:

BSH-Solidarität bei Verdi StuttgartVon Samstag, dem 14. 10 bis Montag, dem 16.10 2006 machte
der „Marsch der Solidarität“ der BSH-Kolleg/innen in Stuttgart Station. Am
Samstag gab es eine Verteil- und Soli-aktionen am Bahnhof in Stuttgart-Feuerbach.
Dann fuhren die Kolleg/innen auf den Stuttgarter Schlossplatz und besuchten
danach die Bezirkskonferenz von Ver.di im DGB-Haus.Auf dem Schlossplatz wurden
die Kollegen begrüßt von ca. 30 Metallerkollegen aus folgenden Betrieben bzw.
Firmen: Bosch Feuerbach und Schwieberdingen, DaimlerChrysler Stuttgart, Lapp-Kabelwerke
Stuttgart Vaihingen, Mahle Stuttgart, Index Esslingen, Modine Tübingen, Roto
Frank Leinfelden und Bosch/Junkers Wernau. Es wurde spontan eine Kundgebung
durchgeführt. Am Montag, 16.10. fand um 11.00 Uhr eine Aktion vor der
Bosch-Zentrale auf der Schillerhöhe statt.

Ziel München!

Donnerstag, den 19.10.2006 wollen die Marschierer/innen ihr
Ziel in vor der Münchener Zentrale von BSH erreichen – dort, wo dieselben
Akteure schon im Sommer 2005 öffentlichen Druck gegen den ersten Versuch des
Managements erzeugt hatten, das Spandauer Waschmaschinenwerk zu schließen.

So demonstrieren die BSH-Marschierer Donnerstag, den
19.10.2006 ab 11 Uhr mit Kolleg/innen der „weißen Branche“ also
erneut vor dem BSH-Gebäude in der Carl-Wery-Strasse 34 (U-Bahn Neuperlach-Süd,
gegenüber dem Siemens-/Infineon-Gelände).Teilnehmer anderer Betriebe und
Branchen sind natürlich auch diesmal wieder herzlich willkommen. Von Stuttgart
(Bosch) fährt ein Bus hin. Wer noch Interesse hat mitzufahren, kann sich an den
Bosch-Betriebsrat in Stuttgart Feuerbach wenden.

Kurze
Geschichte des Konflikts um BSH Spandau

Die
Kolleginnen und Kollegen des Bosch-Siemens-Hausgerätewerkes in Berlin Spandau
streiken seit dem 25. September 2006 um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Das seit
1967 bestehende und heute hochprofitable Joint-Venture der beiden Konzerne
Bosch und Siemens will das Werk in Spandau zum Ende des Jahres größtenteils schließen.
Und das, obwohl im Jahr 2005 ein operativer Gewinn von 500 Millionen Euro
erzielt werden konnte!

Für
die 1050 Beschäftigten im Berliner Waschmaschinenwerk war die Nachricht im Mai
2005 ein Schock: Das Berliner Werk sei im Vergleich zu anderen Standorten
veraltet und zu teuer. Waschmaschinen sollten künftig im brandenburgischen
Nauen gefertigt werden, dem einzigen nicht-tarifgebundenen BSH-Standort in Deutschland.
In Berlin sollten dagegen nur die 450 Arbeitsplätze im Bereich Entwicklung und
Service erhalten bleiben. 600 Mitarbeiter mussten seitdem um ihre Zukunft
bangen. Es ging um nackten Tarifvetragsbruch.

Die Kolleg/innen
wollten allerdings der Verlegung der Produktion an billigere Standorte nicht
tatenlos zusehen und nahmen den Kampf für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze auf.

Zunächst
mit Erfolg: Nach Verhandlungen mit dem Betriebsrat setzte die BSH-Führung den
Schließungsbeschluss im August 2005 außer Kraft. Eine Beendigung der Produktion
wäre für den Konzern teurer geworden als die Fortführung.

Doch
das Aufatmen der BSH-Mitarbeiter/innen währte nicht lange: Schnell hatte sich
herausgesellt, dass die BSH-Geschäftsführung nur auf Zeit gespielt hatte, um
ihre anderen Werke von der Berliner Vorfertigung unabhängig zu machen. Als
dieses Ziel erreicht war, ließ sie die Verhandlungen über eine Fortführung der
Produktion erneut platzen.

Zuvor
hatte die Konzernleitung drastische Einschnitte beim Personal gefordert. Über
Monate hatten beide Seiten um Gehälter, Zulagen, Arbeitszeit und Produktlinien
gerungen, die nach Berlin gehen könnten. IG Metall und Betriebsrat verfolgten
damals das Ziel, ein Produktionsmodell zu finden, das dem Werk im weltweiten
Unternehmensverbund eine Zukunft sichern könnte.

Die
Arbeitnehmer waren sogar bereit, Kosteneinsparungen mitzutragen, wollten sich
aber nicht erpressen lassen. Der Konzern drohte aber weiterhin mit der
Schließung der Fabrik, sollte der Betriebsrat den Sparplänen nicht weit genug
entgegen kommen.

Am
20. September 2006 war klar: Eine Einigung ist nicht möglich! Den von BSH
geforderten Einsparungen in Millionenhöhe konnte und wollte der Betriebsrat
nicht zustimmen. Nun wird gestreikt!

Neben
CNH, JVC, Samsung und anderen ist BSH nur eines von mehreren Werken, die in
letzter Zeit einer Konzernlogik zum Opfer fielen, der zufolge Deutschland als
Produktionsstandort nicht mehr tragbar ist.

Die Beispiele in den Monaten seit der letzten
Aktion zeigen eines immer klarer: Der Druck auf die Beschäftigten steigt
überall, ganz egal in welcher Branche und in welchem Unternehmen, ganz egal
auch, ob in Produktion, Forschung und Entwicklung oder Dienstleistung.

Arbeit-Zukunft ruft alle Kolleginnen und Kollegen auf,
diesen Kampf zu unterstützen: mit Solidaritätserklärungen, Spenden und Solidaritätsaktionen!

Näheres finden alle auf folgenden Homepages: www.bsh-streik.de

Und: http://dialog.igmetall.de/Ansicht.73+M56ab02a1cd1.0.html
sowie http://www.igmetall-bbs.de/fileadmin/user/Dokumente/betriebspolitik/060921_Dossier_BSH.pdf
sowie www.labournet.de

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