22.Januar 2007: BILD hetzt gegen Rentner

BILD gegen Rentner„BILD kämpft für Dich“ ist einer der verlogenen Reklamesprüche
der BILD-Zeitung. Er sollte besser heißen: „BILD hetzt gegen Dich!“

Am Montag, dem 22. Januar wartete BILD mit einem Hetzartikel
(http://www.bild.t-online.de/BTO/tipps-trends/geld-job/2007/01/22/sozial-system-tabelle/geld-finanzen-schock.html)
gegen die Rentner auf, der Propagandamunition für weitere Rentenkürzungen
liefern soll. Ein Prof. Peter Oberender, der am 26. Januar an der Universität
Bayreuth seine Abschiedsvorlesung hält und anschließend in seine hoch bezahlte
Pension geht, war die Quelle für den BILD-Hetzartikel.

Er lieferte eine Studie, wonach Menschen, die jetzt in Rente
gehen, angeblich 251.240 Euro mehr an Sozialleistungen erhalten, als sie
eingezahlt haben. Umgekehrt sollen 25-jährige 146.080 drauf zahlen und so laut
BILD den Alten ihre viel zu üppigen Renten und Sozialleistungen finanzieren.
Wie der Herr Professor zu diesen Zahlen gekommen ist, bleibt allerdings ein
Rätsel. Denn weder BILD noch seine Forschungsstelle an der Universität Bayreuth
geben an, wo man diese „Studie“ erhalten kann. So kann der wackere Professor in
BILD munter loshetzen: „Immer weniger
Junge müssen die Renten  von immer mehr
Alten zahlen. Das kann nicht funktionieren.“
BILD legt nach: „Für die heute 60- bis 75-Jährigen… sind die
Beitragszahlungen ein gutes Geschäft.“
Und ein FDP-Politiker, Daniel Bahr,
darf in BILD gleich sagen, um was es da geht: „Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass unser Sozialsystem so nicht mehr
haltbar ist.“

Wie gesagt, der Herr Professor gibt die Grundlagen seiner
Studien überhaupt nicht an. So können seine Zahlen nicht geprüft oder
kritisiert werden: Ein völlig unwissenschaftliches Vorgehen. Da denkt man
sofort an Joseph Goebbels, den NS-Reichspropagandaminister, der einmal meinte,
er glaube nur an Statistiken, die er selbst gefälscht habe.

Der Herr Professor, der wohl mit seinem Titel protzen und
einschüchtern möchte, übersieht dabei völlig, dass die Produktivität rasant
steigt und auch das Bruttosozialprodukt wächst. Heute schafft ein Mensch mehr
Werte als zehn oder zwanzig in den 50er und 60er Jahren. Der gesellschaftliche
Reichtum ist gestiegen. Es ist nicht weniger Reichtum da. Doch das Kapital
eignet sich immer mehr von diesem gesellschaftlichen Reichtum an. Das führt zu
der Verarmung der Gesellschaft. Das ist die wichtigste Ursache für die Probleme
der Sozialkassen und nicht die Alterspyramide.

Galant verschweigt BILD, wer dem sauberen Herrn Professor
gelegentlich neben seinem Professorengehalt und künftig seiner Pension ein
wenig finanziell hilft, damit er so prächtige Studien in die Öffentlichkeit
bringt: das Kapital. Denn Peter Oberender hat enge Beziehungen zur „Initiative
Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) – ein arbeitgeberfinanziertes PR-Institut.
Einer der Hauptgeldgeber dieser Initiative ist der Arbeitgeberverband
Gesamtmetall mit 8,8 Millionen Euro jährlich. Nebenher macht Oberender noch
Geld als Mitglied des „Wissenschaftsrates“ in dessen Arbeitsgruppe „Public
Private Partnership in der Hochschulmedizin“ er immer noch Vorsitzender
ist. Er ist auch Mitglied der Bayerischen Bioethik-Kommission,
stellvertretender Vorsitzender des Bundesschiedsamtes für die vertragsärztliche
Versorgung und Vorsitzender des Bundesschiedsamtes für die zahntechnische Versorgung.
Ein viel beschäftigter Mann mit zahlreichen Nebeneinkünften. Da lässt es sich
leichter predigen, dass Rentner den Gürtel enger schnallen sollen. Oberender
ist dafür berüchtigt, dass er schon seit Jahren eine völlige Liberalisierung
des Gesundheitsmarktes fordert. So verlangt er die Zerschlagung der
gesetzlichen Krankenversicherung. Sie soll durch die privaten
Krankenversicherungen ersetzt werden. Besonders krass: Oberender setzt sich für
die Einführung eines freien Marktes für Körperorganspenden ein. Das heißt, wer
arm ist darf seine Niere an einen zahlungskräftigen Kranken verkaufen. Und nach
dem Tod darf man seinen Verwandten eine Freude machen, indem sie die noch
verwendbaren Organe meistbietend verhökern dürfen. Oberender ist also ein Fanatiker
des Marktes, ein Ayatollah des Kapitals.

Doch der BILD-Hetzartikel soll nicht nur gegen die Alten
hetzen. Er soll zugleich Alt gegen Jung hetzen und so vom Kapital als
Verursacher der sozialen Probleme ablenken.

BILD macht zugleich klar: Das Kapital hört mit seinen
Angriffen nicht auf. Die Rente mit 67 reicht diesen Herrschaften nicht. Auch
die Gesundheitsreform ist für sie nur ein Schritt. Und obwohl alle diese
Maßnahmen erst noch kommen sollen, bereitet das Kapital mit seinem Sprachrohr
Oberender und BILD bereits weitere Angriffe vor.

ernst