Frankreich, Citroen-Aulnay: „Ein-, zwei-, dreihundert Euro!“ – Parole zur Wahlkampagne

Während wir diese Zeilen
schreiben, haben die Arbeiter von PSA (Peugeot
– Citroen
) in Aulnay mit ihren Gewerkschaftsorganisationen (CGT, Sud und
CFDT) ihre siebte Streikwoche für höhere Löhne, Rente mit 55 und die
Einstellung der Zeitarbeiter hinter sich gebracht.

Ihre Bewegung hat eine ganze
Reihe von Unterlieferanten, die direkt mit PSA verbunden sind, erschüttert
(nicht gezählt die Arbeitsniederlegungen die innerhalb des Konzerns stattfinden
konnten). Die Arbeiter von Lear (Hersteller von Sitzen), die von Lajous (Lieferant
von Einspritzpumpen) wie die von Sévelnord oder Faurécia Hourdin haben
ebenfalls gestreikt, um Lohnerhöhungen durchzusetzen. Und oft genug haben die
Manager von PSA  direkt mit den
Gewerkschaftsorganisationen dieser Firmen verhandelt. Wie bei Magneto (wo im
Anschluss daran, dass die streikenden Arbeiter 100 Euro heraus gerungen hatten,
die Arbeiter von PSA sagten: „warum nicht wir“!), waren die Geschäftsführungen
– also PSA –gezwungen, die Lohnerhöhungen zuzugestehen.

Diese 500 Arbeiter von PSA im
Streik haben durch ihr Engagement, ihre Entschlossenheit und ihre Dynamik, auch
möglich gemacht, die Parole der Einkommenserhöhung um 300 Euro für alle populär
zu machen. Und in der Tat haben sie zur Veränderung des Kräfteverhältnisses
überall dort, wo Arbeiter für Lohnforderung aktiv waren, beigetragen. Das war
beim Streik bei „Suez“ oder bei „Clear Channel“ so, ohne die Beispiele zu
nennen, die nicht so pressewirksam waren.

Aber die Führung von PSA, obwohl
sie mit einer Streikbewegung von außergewöhnlicher Dauer konfrontiert war, die
sie enorm viel Geld kostete, ließ ihrerseits nicht locker.

Alle Welt versteht, dass der
Medef  (der frz. Unternehmerverband,
d.Ü.) und insbesondere die Direktionen der großen Konzerne, hinter der Führung
von PSA stehen, um sie zu stärken, wenn es nötig ist, damit sie nicht nachgibt.
Keine Frage, dass PSA – im Übrigen ist alles ganz gleich – der Renault der
sechziger und siebziger Jahre wird! Übrigens fängt nicht die Führung der FO
(force ouvrière – eine mit der CGT konkurrierende Gewerkschaft, d.Ü.) an, ganz
in der Rolle der Gewerkschaft „mit Verantwortungsbewusstsein“, das Couplet des
Streiks einer Minderheit anzustimmen und den Fundamentalismus der CGT von PSA
zu stigmatisieren, die den Klassenkampf verficht?

Die von den Streikenden von PSA
vorgebrachten Forderungen sind Forderungen der ganzen Arbeiterklasse, aller
Lohn- und Gehaltsempfänger in diesem Land heute. In diesem Sinn sind es
tatsächlich Forderungen der Klasse. Im Moment ist es schwierig für viele
Arbeiter, und vor allem die von PSA, zu verstehen, warum die Führung der CGT
während all der Wochen Gewehr bei Fuß gestanden ist. Warum hat sie sich damit begnügt,
einen Bernard Thibault ans Tor zu postieren, wie es die PS (parti socialiste,
d.Ü.) mit Ségolène Royal tun wird,  während
eine große Zahl von Mitgliedern und Gewerkschaftsgliederungen sich die Beine
ausgerissen haben, um diesen Streik bekannt zu machen?

In der Kampagne zu den
Präsidentschaftswahlen hat dieser Streik der Arbeiter von PSA gewissermaßen
eine Multiplikatorenrolle gespielt, um diese Forderung, welche die Löhne
betrifft, breit bekannt zu machen. Nebenbei hat sie auch erlaubt, die Stimme
Sarkozys und anderer Adepten des „mehr arbeiten, um mehr zu verdienen“ zu
übertönen.

Das Ausmaß der
Solidaritätssammlung für die Streikenden von PSA ist die weithin zu hörende
Bekundung dieses ausgezeichneten Schwungs der Solidarität, welche die
streikenden Arbeiter von PSA genießen und darüber hinaus der Widerhall, den
diese Forderung von 300 Euro Lohnerhöhung für alle erfährt….

Aus La Forge, Zeitung der Kommunistischen Arbeiterpartei
Frankreichs, April 07