Zur Gesundheitsreform

Am Freitag, dem 19.10.2003, wurden im Bundestag die Hartz Vorschläge
abgesegnet und gleichzeitig erlangte im Bundesrat die Gesundheitsreform
Gesetzeskraft. Das bedeutet ca. Mehrausgaben von 10 Miliarden Euro für
die Versicherten! Auf der einen Seite werden viele Leistungen
gestrichen und auf der anderen Seite gibt es die Notwendendigkeit
diverser Zuzahlungen, sei es für Zusatzversicherungen (Zahnbehandlung),
10 Euro Einrittsgeld beim Arztbesuch im Quartal oder 10 Euro Zuzahlung
für jeden Tag Krankenhausaufenthalt.

Besonders auffällig sind die Medikamentenzuzahlungen von 5 bis 10 Euro
pro Medikament, bleibt doch die Pharmaindustrie bei dieser „Reform“
faktisch aussen vor. Immerhin sind die Arzneimittelausgaben, der
gesetzlichen Krankenkassen, in den letzten 10 Jahren um 8,8 Mrd. Euro
auf jetzt über 23 Mrd. Euro gestiegen.

Da kann es eigentlich nur richtig zu sein, auch die höchstproftable
Pharmaindustrie in die Pflicht zu nehmen, doch was fordert der oberste
Kontolleur der US-Pharmabranche: Höhere Arzneimittelpreise in
Deutschland! (Handelsblatt 7.10.03). Nun was schert es den Amerikaner?
Seine Begründung: Da Mediakamente in Deutschland viel preiswerter seien
als in den USA, beteiligen sich die Deutschen zu wenig an den in den
US-Preisen enthaltenen Forschungskosten. Die Sache mit den
Forschungskosten ist nur ein leere Propagandahülse (Siehe dazu auch AZ
Nr.2).

Doch das „Argument“ ist Munition für die Pharmaindustrie und eben nicht
nur für die deutsche, die es so immer weniger gibt, sondern für die
internationalen Pharmakonzerne. Nach Handelsblattangaben gib der
US-Bürger im Schnitt 645 Dollar pro Jahr für Medikamente aus, jeder
Deutsche dagegen „nur“ 217 Dollar. Das hieße, daß zu den bereits jetzt
bestehenden Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen in Höhe
von ca. 23 Mrd. Euro nochmals 45 Mrd. Euro hinzukämen! Da würde es
weder bei Zuzahlungen von „nur“ 10 Euro pro Medikament, noch einem
angestrebtem Kassenbeitrag von unter 12% bleiben können.

Was jetzt noch wie ein Witz klingt ist durchaus vorstellbar. Wer kann
es der Pharmaindustrie verdenken, wenn sie ihre Medikamente zum
dreifachen Preis verkaufen wollen? Immerhin dienen die USA auch in der
Reduzierung der Krankenhausbetten, deutschen Gesundheitsreformern als
Vorbild. Kommen in den USA auf 1000 Einwohner nur drei
Krankenhausbetten, so sind es in Deutschland noch 6,4
Krankenhausbetten. Angepeilt ist auch hier der amerikanische Wert,
weshalb hunderte deutsche Krankenhäuser mit Schliessung bedroht sind.
Auch kommen in den USA auf wiederum 1000 Einwohner nur 2,8 Ärzte, in
Deutschland sind es noch 3,6. Dabei bezahlt jeder US-Bürger
durchschnittlich 4631 Dollar pro Jahr. In Deutschland sind es dagegen
nur 2748 Dollar. Bild der Wissenschaft (Nr.10/2003) fragt zu recht, ob
die US-Amerkaner denn dann wenigstens besser versorgt werden. Die
zitierten Experten der John Hopkins Bloomberg School of Public Health,
kommen zu dem vernichtenden Urteil, daß US-Amerikaner keineswegs besser
versorgt werden. Im Gegenteil, sie beschreiben den Zustand in den USA
als „besonders schlimm“. Nach ihren Recherchen fließt ein erheblicher
Teil der Mittel in die Taschen von Versicherungen und Pharmafirmen,
womit wir die Profiteure der „Gesundheitsreform haben. Die Versicherten
sind es nicht. Trotz steigender Ausgaben erhalten sie eine immere
schlechtere Versorgung! (J.T.)