Was kostet der Golfkrieg?

Im April 2003 begann der von den USA und Groß-Britannien
geführte Krieg gegen den Irak. Schon damals war deutlich, dass der Kriegsgrund
auf Lügen aufgebaut war. Weder stand das irakische Regime in Kontakt zu Al
Kaida, noch wurden Massenvernichtungswaffen gefunden. Einen der wahren Gründe
konnte man vor fünf Jahren auf den Transparenten der Demonstranten gegen den
Golfkrieg lesen: „Kein Blut für Öl!“.

In diesem Krieg, der schon jetzt länger als die beiden
Weltkriege dauert, floss viel Blut. Weit über dreitausend US-Soldaten und über
hunderttausende Iraker verloren ihr Leben, von den verletzten und verstümmelten
ganz zu schweigen.

Doch die Strategen der Kriege interessieren sich nicht für
die Höhe des Blutzolls, sondern nur die Kosten in Dollar.

Die haben zwei amerikanische Journalisten in einem demnächst
erscheinenden Buch „The Three Trillionen Dollar War“ ausgerechnet. Die Autoren
Stiglitz und Bilmes wollten den ursprünglich kalkulierten Kosten in 2005 von
500 Mrd. Dollar nicht glauben und kamen durch neue Berechnungen auf Kosten von
drei Billionen Dollar. Des Weiteren haben sie auch die Auswirkungen auf andere
Länder berücksichtigt und errechneten noch mal 3 Billionen Dollar, also kostet
der Golfkrieg bis Heute: 6 000 000 000 000 Dollar.

Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es so viel einfach zu
förderndes Öl und Gas. Man vermutet, dass die weitgehend unerschlossenen
Vorkommen des Irak 115 Mrd. Barrel betragen. Die beiden US-Autoren haben es
nicht getan, aber der Griff zum Taschenrechner zwingt sich förmlich auf. Der
Krieg ist zwar noch nicht zu Ende, aber bedenkt man, dass der Ölpreis pro
Barrel (159 Liter) vor dem Golfkrieg bei 25 Dollar lag und jetzt bei über
hundert Dollar, dann wären 11,5 Billionen Dollar drin, abzüglich der Kosten von
3 Billionen Dollar blieben 8,5 Billionen Dollar „Gewinn“. Natürlich eine
vereinfachte Rechnung, aber sie zeigt die Dimensionen und auch wenn noch Kosten
für Förderung, Transport und Sicherheit abgezogen werden müssen. Man darf auch nicht
vergessen, dass der Ölpreis demnächst bei 200 Dollar je Barrel liegen kann.
Würden die USA jetzt noch den Iran und Venezuela kontrollieren, dann könnten
sie den Preis ihrer Beute quasi diktieren.

Worauf die Ölmultis seit Jahren hingearbeitet haben, scheint
langsam umgesetzt zu werden. Die irakische Zentralregierung hat jetzt vier
„Unterstützungsverträge“ ausgeschrieben, die vor allem Ausrüstung und
Ausbildung beinhalten.  Dann werden sich
wohl 70 Unternehmen, darunter natürlich Shell, BP und Total, um Bohrlizenzen
bewerben. Eben die Ölkonzerne die 1927 als Konsortium das erste irakische
Ölfeld erschlossen haben und damit die unglückliche Geschichte des Iraks
begründeten.

Derzeit liegt die Förderung noch deutlich unter
Vorkriegsniveau bei 2,3 Millionen Barrel. Die Londoner CGES schätzt, dass der
Irak durch Investitionen und Modernisierung innerhalb von zehn Jahren auf 8
Millionen Barrel kommen kann.

Damit werden die Ölkonzerne unbedingt zu den Gewinnern des
Golfkrieges gehören, zumal sie ja gar nicht die Kosten in Billionenhöhe zu
tragen haben. Neben den Rüstungskonzernen gibt es aber noch mehr Gewinner.
Ziemlich unbekannt ist, dass neben den regulären US-Truppen auch Privatfirmen
Soldaten stellen. Schlägt ein US-Soldat mit ca. 40.000 Dollar zu Buche, so
fallen für einen Söldner 400.000 Dollar an. Da freuen sich Firmen wie
Haliburton, die allein 19,3 Mrd. Dollar von der US-Regierung kassiert haben
soll.

Der Trick ist nicht mal neu, aber erprobt. Schon im
siebzehnten Jahrhundert mietete England deutsche Söldner, was den Fürstenhäusern
Hannover und Hessen zu großem Reichtum verhalf.

Aber es gibt einen Hauptgewinner dieses Golfkrieges, wie
auch jeden anderen Krieges, nämlich das Finanzkapital. Es ist ja nicht so, als
hätten die USA für diesen Krieg gespart, im Gegenteil sind die USA mit einem
gewaltigen Schuldenberg belastet. Der Verteidigungshaushalt beträgt 439
Milliarden Dollar, dazu kommen monatlich Kosten in Höhe von 16 Milliarden
Dollar für die Kriege in Afghanistan und 
Irak. Diese Gelder können nur von den Banken geliehen werden, wobei ein
großer Teil sogar aus China und anderen asiatischen Ländern stammt. Im Jahr
2017  werden nach heutiger Schätzung  in den USA eine Billionen Dollar Zinsen für die
Kriegskredite fällig.

Bezahlen soll der Steuerzahler. Die Amerikaner schlittern
gerade in eine Rezession und schon jetzt wissen viele US Bürger nicht mehr, wie
sie die hohen Energie- und Lebenshaltungskosten zahlen können und verlieren
massenhaft ihre Häuser an die Banken.

Die Militärführung hat jetzt verfügt, dass US Soldaten für
„verlorene“ Ausrüstung aufkommen sollen. So wurde einem im Gefecht schwer
verletztem Soldaten eine Rechnung in Höhe von 12.000 Dollar zugestellt. (J.T.)