Berichte vom 1.Mai

Köln. In Köln
demonstrierten über 2500 Kolleginnen und Kollegen und damit rund doppelt so
viel wie vergangenes Jahr. Die Stimmung war kämpferisch. Genossen verteilten
Probeexemplare von „Arbeit Zukunft“ zusammen mit einem Mai-Aufruf der
Arbeiterpartei Irans Toufan. Schon während der Demonstration waren alle
Zeitungen weg. Bei der Abschlusskundgebung auf dem Heumarkt gab es einen Stand
von „Arbeit Zukunft“, an dem viel los war und es zu einigen interessanten
Diskussionen kam.


1. Mai 2008: Protest gegen PersonalabbauStuttgart. In
Stuttgart kamen ungefähr genauso viele Teilnehmer wie im vergangenen Jahr zum
Marienplatz, wo die 1.Mai-Demonstration losging. Der DGB begann allerdings
entgegen dem Wunsch vieler Teilnehmer mit einem Gedenkgottesdienst.

1. Mai 2008: Gegen das Kapital!Die Stuttgarter Polizei provozierte mit einem Großaufgebot
und einer aggressiven Reiterstaffel. Insbesondere ausländische Kolleginnen und
Kollegen wurden beleidigt und belästigt. Ihre Personalien wurden auf einer
Liste festgehalten. Polizisten fragten z.B. eine Teilnehmerin provokativ, warum
sie als „Islamistin“ zu einer „christlichen Veranstaltung“ gehe? Oder sie
mokierten sich über hohe Absätze. Auf die Frage, warum eine solche
Personenkontrolle durchgeführt werde, bekam ein Teilnehmer „Halt`s Maul“ zu
hören. Der DGB-Kreisvorsitzende Brach, der über diese Vorfälle informiert
wurde, weigerte sich etwas zu unternehmen. Er meinte, die Polizeimaßnahmen
seien wegen der vielen Radikalen notwendig!

1. Mai 2008: Für ein freies Palästina!Trotz dieser Provokationen verlief die Demonstration sehr
gut. Wir verteilten alle Probeexemplare von „Arbeit Zukunft“, die wir hatten.
Auf dem Karlsplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand, forderte der Sekretär
von Ver.di-Stuttgart Riexinger einen gesetzlichen Mindestlohn, Schluss mit der
Lohnzurückhaltung. Er betonte, dass es notwendig sei, internationale
Solidarität zu praktizieren. So müssten die DGB-Gewerkschaften Aktionen wie den
Streik der Dacia-Arbeiter unterstützen. Die Löhne müssten nicht auf rumänisches
Niveau abgesenkt werden. Sondern umgekehrt müssten in diesen Ländern mit
solidarischer Unterstützung erhöht werden. Dafür erhielt er viel Beifall. Wir
führten eine Reihe interessante Diskussionen.

1. Mai 2008: Ulm - für den SozialismusUlm. Einen kämpferischen, internationalistischen Eindruck
machte die diesjährige 1.-Mai-Demonstration in Ulm. Etwa 1.000 Menschen
(Polizeischätzung 700-800) zogen in einem gut einstündigen Marsch durch die
Innenstadt. Dabei waren verschiedene Einzelgewerkschaften, die Initiative gegen
Sozialkahlschlag Ulm/Neu-Ulm, linke politische Gruppierungen, darunter jede
Menge türkische und kurdische, das Ulmer Bündnis gegen Rechts usw. Durch die
starke Beteiligung ausländischer Kolleginnen und Kollegen bekam die Demo einen
ausgesprochen internationalistischen Charakter. So war dann auch die Parole
„Hoch die internationale Solidarität!“ die meist gehörte. Ein Manko war, dass keine
einzige der vielen Gruppen von Demonstrationsteilnehmern als KollegInnen eines
Betriebs zu erkennen war, obwohl es in Ulm und Umgebung eine Menge großer
Betriebe gibt (z.B. Iveco, Daimler-Benz und Airbus in Laupheim, das ja von der
Schließung durch den Konzern bedroht ist – um nur einige aus dem Metallbereich
zu nennen).

Bei den Reden auf den Kundgebungen (es gab eine Auftakt- und
eine Schlusskundgebung auf dem Münsterplatz) war es wieder einmal so, dass die
Reden der offiziellen Redner (es war eine Bundestagsabgeordnete und NGG-Chef
Möllenberg auf der Tribüne) zwar die längsten, aber auch die uninteressantesten
und letztendlich konturlosesten waren. Großenteils ergingen sie sich in Klagen
über die schlechte Lage der Arbeiter, der Arbeitslosen, der Rentner etc., aber
darüber, wer und was an dieser schlechten Lage schuld ist, hört man schon recht
wenig, und über einen Ausweg aus der Misere wird schon gar nichts gesagt –
verständlich, wenn man bedenkt, dass diese Redner Nutznießer der herrschenden
Verhältnisse sind.

Viel besser waren dagegen die Rede einer kurdischen Genossin
und die beiden kurzen Reden der Sprecher der Initiative gegen Sozialkahlschlag.
Einer der Redner, Joachim Struzyna, der wegen seines gewerkschaftlichen und
politischen Engagements vor nicht langer Zeit von den kommunalen
Verkehrsbetrieben Ulms gekündigt worden ist, ging in seiner guten Rede auch auf
die Faschisierung und die davon ausgehende Gefahr für die Gewerkschafter und
die linken politischen Kräfte ein.
S.N.

1. Mai 2008: KielKiel: Nur gute
Arbeit ist sozial – gute Arbeit muss drin sein! Das war auch in Kiel das
offizielle Motto der diesjährigen Aktivitäten zum 1. Mai.

Der 1. Mai begann in Kiel mit einer Demonstration vom
Wilhelmplatz zum Gewerkschaftshaus. Auf der Kundgebung sprachen Ralph Müller-Beck
(Regionsvorsitzender des DGB und SPD-Spitzenkandidat für die nächste
Kommunalwahl in Kiel), Dietmar Hexel (vom DGB Bundesvorstand) und Michael
Landeck (vom kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt). Danach gab es ein
Familienfest im Innenhof des Gewerkschaftshauses mit Infoständen der
Einzelgewerkschaften und Initiativen.

Eine interessante, vorher nicht angekündigte Mairede hielt
Uwe Gier, Mitglied im ver.di-Bezirksvorstand, Betriebsrat und Vorsitzender der
ver.di-Betriebsgruppe bei der Post, über den vorerst beendeten Arbeitskampf und
den Tarifabschluss bei der Post. Darüber sollte noch nicht das letzte Wort
gesprochen sein, denn die Kollegen und Kolleginnen müssen diesen Abschluss erst
annehmen!

Die Reden waren lang, laut, teilweise monoton und wurden über
Lautsprecher in den Innenhof des Gewerkschaftshauses übertragen. Bei solch
einer massiven „Beschallung“ ist es nicht verwunderlich, dass die meisten
Kollegen und Kolleginnen abgeschaltet haben und sich viele Grüppchen bildeten,
die diskutierten. Das war eine gute Gelegenheit für die Genossen und
Sympathisanten von ARBEIT ZUKUNFT Probeexemplare und unseren Maiaufruf zu
verteilen. Wir konnten einige gute Gespräche führen und alte Kontakte wieder „aufwärmen“.
Die Zeit, in der sich kommunistische Kollegen sagen lassen mussten „Geh doch
nach drüben!“, ist vorbei. Die Kieler Genossen berichten schon seit längerem, dass
ihre Agitation fast immer positiv angenommen wird. Wenn gefragt wird „Was ist
es für eine Zeitung“ und die Antwort lautet „Eine Kommunistische“, dann wird
ARBEIT ZUKUNFT erst recht genommen. Das Gleiche berichtete ein anderer Genosse
der bei der Neumünsteraner Mai-Demo ARBEIT ZUKUNFT verteilt hat.

Für den Nachmittag luden ARBEIT ZUKUNFT und Freidenker zu
einer „After-Demo-Party“ in ein Freiluftrestaurant an. Dort wurden zwei große
Tische zusammengestellt und noch bis 17.00 Uhr wurde über alles Mögliche, was
die Teilnehmer/innen auf dem Herzen hatten, diskutiert. Die AZ-Spendendose füllte
sich mit 23,40 Euro, einem chinesischen Yuan, einem französischen Franc und
einer undefinierbaren Münze.

kb

1. Mai 2008: NeumünsterNeumünster: In
der Mitte von Schleswig-Holstein liegt die 81.000-Einwohner-Stadt Neumünster.
Einst das Zentrum der Norddeutschen Textilindustrie gibt es heute 30.000
Arbeitnehmer/innen, die überwiegend im Maschinen- und Apparatebau, in der
Kommunikationselektronik, in der Eisenguss-, Kunststoff-, und
Teppichproduktion, dem Einzelhandel und im Frachtpostzentrum der Deutschen Post
AG arbeiten. Bekanntester Sohn der Stadt ist der Schriftsteller und Reporter
Hans Fallada (Bauern, Bonzen, Bomben). Wer die Verfilmung des Romans aus der
Bauernbewegung kennt, kennt auch den großen Platz in mitten der Altstadt, auf
dem die Polizei auf die demonstrierenden Bauen schießt – den Großflecken. Dort
versammelten sich am Morgen des 1. Mai rund 250 Kolleginnen und Kollegen zur offiziellen
Maidemonstration des DGB. Die Demonstrationsroute führte durch die Innenstadt
bis zum Gewerkschaftshaus in der Carlstraße. Die Mairede hielt André Grundmann
von der IG BAU Region Nord. Ab 12.00 Uhr gab es dort ein Kultur- und
Familienfest mit den üblichen Infoständen und einer Musikgruppe namens
Unity-live.

Ein Sympathisant von ARBEIT ZUKUNFT konnte 25 Zeitungen „an
den Mann“ und „an die Frau“ bringen. Sie wurden nicht wahllos verteilt, sondern
nur an Menschen abgegeben, mit denen er vorher gesprochen hatte. Auch hier
wieder die Erfahrung, dass unsere Zeitung erst recht genommen wird, wenn wir
sagen, dass es eine kommunistische Zeitung ist. Erfolg hat er auch seit längerem
bei Gesprächen mit Mitgliedern der Linkspartei. Gerade in der Neumünsteraner
Ortsgruppe gibt es Empörung darüber, dass es schon wieder einige „Genossen“
gibt, denen ihre Parteikarriere wichtiger ist als sozialistische Inhalte.

kb