Deutsche Post AG: „Und noch ein Päckchen drauf…!“

INFO 04 – 2009

Korrespondenz: Seit Jahren nimmt die Zahl der Postbotinnen
und Postboten in Deutschland ab. Kein Wunder war es daher, dass sich in der
Zeit vor Weinachten ein Chaos bei der Postzustellung einstellte. Nur die
Konzerleitung empfand dies offenbar anders und kündigt angesichts von
Milliardenverlusten in den USA und einem schrumpfenden Expressgeschäft weitere
Einschnitte und Entlassungen an.

 

Seit der Zerschlagung der Deutschen Bundespost 1990 in drei
Unternehmensteile und ihrer Privatisierung unter staatlicher Aufsicht und Regie
1995 sind bisher zehntausende von Arbeitsplätzen vernichtet worden. 1994 hatte
die Post bundesweit noch 337.000 Beschäftigte, 1998 waren es 263.000 und 2006
nur mehr 181.070 Menschen im Konzern beschäftigt.

(Quelle: Süddeutsche Zeitung, 08.12.08, Chaos bei der Post)

Ob Deutsche Telekom AG, Deutsche Postbank AG oder Deutsche
Post AG (nennt sich heute auch Deutsche Post Worldnet), bei Meldungen in den
Medien über diese Konzerne geht es oftmals um „Sparmaßnahmen“, was für die
Beschäftigten meist mit Entlassungsplänen und Lohneinschnitten verbunden ist.
So meldete die Telekom erst kürzlich, der Konzern wolle 39 Callcenter schließen
und die rund 18.000 Mitarbeiter auf Standorte in 24 Städten konzentrieren. Für
viele Teilzeitkräfte würden sich dann die verlängerten Anfahrtswege nicht mehr
lohnen. (Vgl. Clara, Magazin der Fraktion Die Linke, Nr.10-08)   

Im Laufe der Jahre haben also immer weniger Beschäftigte die
mehr anfallende Arbeit in den drei neu entstandenen Konzernen erledigen müssen.
So auch bei der Deutschen Post AG. Durch die Vergrößerung der Zustellbereiche
sind viele Zusteller in immer höherem Maße überlastet. Immer mehr Filialen
werden rigoros dicht gemacht oder es wird durch die Zusammenarbeit mit
Partnerunternehmen die eigenständige Arbeit aufgegeben. So arbeitet die Post
mittlerweile mit rund 8000 Partnern zusammen! (Murnauer Tagblatt, 19.12.08,
Postamt Mittenwald schließt 2009) Trotz Überstunden erreichen  Briefe, Päckchen und Pakete ihre Adressaten
nicht mehr pünktlich. Fallen Kollegen krankheitsbedingt aus, kann manchmal im
ganzen Bezirk die Postzustellung ausfallen! Besonders in der Zeit vor
Weinachten, konnte jeder beobachten, dass die Postbotinnen und Postboten ihrem
Job nur noch mit ständiger Anspannung und Hetze von Haus zu Haus nachkommen
konnten. Jeder konnte besonders in dieser Zeit beobachten, dass in diesem
„Laden“ einiges im „Argen“ liegt. Es ist offensichtlich, die Ware Arbeitskraft,
sprich die „Ware menschliche Arbeitskraft“ 
die bei der Post AG ein zu hoher Kostenfaktor ist, der immer weiter und
weiter gesenkt werden soll. „Und noch ein Päckchen drauf, und dann noch eines
uns noch eines…“, denkt sich das Management! Und obwohl die Personaldecke schon
so kräftig ausgedünnt worden ist, die Belegschaft Jahr für Jahr schrumpft,
plant die Post für die Zukunft einen weiteren Stellenabbau ein! Vorstände und
Unternehmenssprecher der Post versuchen immer wieder die desolate Lage der
Beschäftigten klein zu reden und von den allgemein schlechter gewordenen
Serviceleistungen abzulenken. Immer noch mehr Personal soll nach Hause
geschickt werden und damit nicht selten in die Dauerarbeitslosigkeit. Immer
wieder kommen Vorstöße aus der Konzernleitung, Löhne zu drücken, Arbeitplätze zu
streichen und den Kundenservice noch weiter zurückzuschrauben.

Eines ergibt das andere. – Mit immer weniger Personal müssen
auch die Serviceleistungen abgebaut werden! So kam Anfang Dezember, nicht zum
ersten Mal, der Vorschlag, die bisherige Sechs-Tage-Zustellung auf eine Fünf-Tage-Zustellung
zu reduzieren. Mittlerweile wurde vom Post- Vorstandschef Frank Appel
versprochen, die Post werde weiter an sechs Tagen zustellen. (Süddeutsche
Zeitung vom 9.12.08, Volle Zustellung garantiert) Was dieses Versprechen wert
ist, wird sich noch zeigen. Diese Vorstellung umgesetzt hätte bedeutet, es
würden nochmals bundesweit 16.000 Menschen in die Arbeitslosigkeit entlassen!
Dennoch sollen die Filialen erneut stark abgebaut werden. Z.B. sollen die einst
2300 Postfilialen in Bayern bis zum Jahr 2011 reduziert werden. Übrig bleiben
sollen nur mehr 148! (Quelle: Abendzeitung München vom 09.12.2008, Die Post
dreht am Rad)

 

Es muss endlich Schluss sein mit der Arbeitshetze und dem
Stellenabbau bei der Post!

Unterstützen wir die Forderung von Verdi 10.000 neue
Briefträger einzustellen!

 

Literaturhinweis: Wer sich intensiver mit der Zerschlagung
und Privatisierung der Bundespost informieren möchte: isw- Report Nr.64, Von
der Bundespost zu den Global Players, Post AG + Telekom AG. Anzufordern bei
isw- Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.,
Johann-von-Werth-Str.3, 80639 München, www.isw-muenchen.de