Massiver Auftragseinbruch im Nutzfahrzeugbereich der Daimler AG: Kolleg/innen bezahlen mit ihren Besitzständen!

Protest bei DaimlerWie aus Gewerkschaftskreisen
zu erfahren war, ist die wirtschaftliche Lage des Daimler-Nutzfahrzeugwerks
Gaggenau/Rastatt im Murgtal nicht berauschend, und die Talsohle ist noch lange
nicht in Sicht. So wie sich die Lage darstellt, kann auch niemand sagen, wie
lange dies noch andauern wird. Die Lasten aus dieser Lage aber trägt die ca.
6500 Köpfe starke Belegschaft!

Aufgrund der Auftragslage wurden
für die ersten Monate des Jahres Betriebsruhetage vereinbart.

Aber auch die flexiblen
Arbeitszeitkonten müssen herhalten, um über die Wochen zu kommen. Das heißt für
die Mitarbeiter/innen: Die im Jahr 2008 von ihnen mühsam erworbenen Freischichtstunden werden wieder „freiwillig an das Werk zurückgegeben, ob man dass nun will oder nicht. Bei
einem schon vorhandenen Minuskonto kann ein Ausgleich mit dem Langzeitkonto
(dient normalerweise dazu einen vorgezogenen Ruhestand zu ermöglichen)
stattfinden. Und das, obgleich
das Langzeitkonto für das Unternehmen angeblich absolut tabu sein sollte.

Was die weitere Betriebsruhe
anbelangt, so wurden kurzerhand die ersten 7 Urlaubstage über Fasching sowie an
Ostern „vom Stern“ fest verplant!!

Aber auch die restlichen 13
Urlaubstage werden zwischen „Pfingsten
und September 2009

vom angekratzten Stern schon fest verplant! Das heißt, jeder Mitarbeiter des
Werks muss in diesem Zeitraum, drei Wochen Urlaub nehmen, in dem diese 13 Tage
untergebracht sind. Die Grundlage
für diese Maßnahmen sind angeblich tarifliche Regelungen!
Man tritt in Kreisen der IG Metall und
des Betriebsrats eben gerne als Junior-Partner des Unternehmens auf.

Für die leichte Baureihe des
Werkes, an der 400 Arbeiter tätig sind, wurden vom 03.08.09 bis zum 14.08.09
Produktionsruhetage festgelegt.

Die letzten der 477 befristeten
Mitarbeiter, die noch im Jahr 2008 sowie Anfang 2009 anwesend waren, haben das
Werk verlassen.

Als Weiteres wurden folgende „Sozialleistungen ausgesetzt:

– die Vergabe neuer Wohnungsbaudarlehen
für 2009. Laufende Darlehen sind davon nicht betroffen.

– Die Gesundheitstrainingskuren
für Tarifmitarbeiter werden 2009 reduziert.

– Als weiteres werden  die Weiterbildungsmaßnahmen begrenzt, externe
Qualifizierungen  werden „auf das Notwendigste“
beschränkt.

 

Was den wirtschaftlichen Ausblick anbelangt, so
ist von einem massiven Auftragseinbruch für 2009 auszugehen. Beispiel
Zulieferwerk Daimler Wörth:

Die Jahresplanung stellt sich
für 2009, vorsichtig geschätzt, so dar, dass vorläufig von nur 66 383 Einheiten
ausgegangen wird. 2008 waren es ca. 120.000, was die Dramatik der Lage deutlich
macht.

Dieser Auftragsbestand kann
sich stündlich, aber auch täglich ändern. Was die Produktion anbelangt, so kann man davon ausgehen, dass die
Zahlen nach oben oder nach unten ausschlagen können. Entsprechend mager sind
auch die Planzahlen für die Zulieferung in folgende Bereiche:

– PKW- und Vanproduktion: 1.100 Einheiten,

– leichte, mittlere und schwere Baureihe: 370
Einheiten.

Die Montage arbeitet seit Januar diesen Jahres nicht mehr
in drei, sondern nur noch in zwei Schichten.

 

Im Nutzfahrzeug-Werk Wörth sind ca. 11.800 Mitarbeiter beschäftigt.
Derzeit kann dort noch mit den flexiblen Arbeitszeitkonten auf die Situation
reagiert werden. Der Auftragseingang im LKW-Werk Wörth wird im Augenblick auf
132 Einheiten pro Tag taxiert. Normal wären bis zu 260 Einheiten pro Tag. Dies
kann sich wiederum nach oben oder nach unten bewegen.

In diesem LKW-Werk werden
ebenfalls in nur noch zwei statt in drei Schichten ca. 290 Einheiten
produziert.

Am 05.02.09. wurde der
offizielle Antrag auf Kurzarbeit für die verschiedenen Produktionsbereiche des
Werkes Gaggenau/Rastatt bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) eingereicht. Die
Laufzeit beträgt sechs Monate, also zunächst bis zum 31.08.09.

Arbeiter in Altersteilzeit und
die Auszubildenden werden von der Kurzarbeit ausgenommen. Man kann aber schon
davon ausgehen, dass ab März 09 in anderen Werksteilen die Kurzarbeit ankommen
wird.

Betriebsruhetage können jetzt
in Kurzarbeitstage umgewandelt werden, wenn dies vom Mitarbeiter gewünscht
wird. Denn die Betriebsruhetage sind Freischichttage und werden pro Tag mit 7
Stunden verrechnet. Ausgenommen werden die schon fest eingeplanten Urlaubstage
für 2009.

 

Die Jugend soll bezahlen!!

 

Die Pläne des Managements, rund 20 % der Auszubildenden nicht zu
übernehmen, die im Sommer ihre Lehre beenden, zielten auf die Reduzierung des
Personalbestands in die Zukunft
“, so der
Daimler-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Erich Klemm.

Das steht in offenem
Widerspruch zu der in Gaggenau/Rastatt geltenden  Gaggenauer
Regelung
“, die immerhin
besagt, dass zwar auch zunächst nur 80 % der Azubis, die im Jahr 2009 ihre
Ausbildung beendet haben, voll übernommen werden. Für die restlichen 20 % wurde
aber folgender Fahrplan vereinbart: Für die ersten 6 Monate ein
28-Stunden-Arbeitsvertrag, für die zweiten 6 Monate ein
30-Stunden-Arbeitsvertrag, danach folgt ein weiterer Arbeitsvertrag über die
35-Stunden-Woche. Danach ist eine Festanstellung möglich. Mindestens diese
Regelung müsste im ganzen Konzern durchgesetzt werden, anstatt dass
„Juniorpartner Klemm“ die Rausschmissregelungen des Daimlervorstandes verteidigt!!

Durch „Insourcing“, also die Rückholung von nach außen vergebenen
Arbeiten ins Werk
, konnten immerhin 
wieder 163 Arbeiter im Werk in Brot und Arbeit gebracht. Als weiteres
müssen jetzt alle Ausgaben über 2000 Euro vom zuständigen Vorgesetzten
gegengezeichnet werden.

 

Neues Presswerk für
Außenhautteile für Mercedes-Benz-LKWs und die Nachfolgegenerationen der
Mercedes-Benz PKWs der A- und B-Klasse.

 

Was das „neue Presswerk im Kuppenheimer Industriegebiet  „Hardrain“ anbelangt, so muss die Gaggenauer
Belegschaft wie immer in Vorleistung treten. Es wird eine Eigenleistung in Höhe
von 3 Millionen Euro gefordert. Schon wurde vom Betriebsrat die monatelang
umstrittenen halb bezahlten Arbeitstage 24.12 und 31.12. gestrichen, was mit
1.7 Millionen Euro gerechnet wird. Für die Belegschaft sind nun diese beiden
halben bezahlten Arbeitstage weg. Die restlichen 1,3 Millionen Euro sind, in
welcher Weise auch immer, noch zu bringen.

Ein externer Investor
investiert 70 Millionen Euro, davon entfallen allein 38,7 Millionen Euro auf
die Baukosten, wovon allein 22,3 Euro auf den Rohbau entfallen. Daimler will
die dann bereitgestellten Gebäude mieten: Bilanzkosmetik!

Inzwischen ist die erste
Bauphase angelaufen, in dem Wasser, Strom und Glasfaserkabel verlegt werden
müssen. Zudem wird noch eine Fernwasserleitung durch die Stadtwerke Gaggenau
verlegt. Die Kosten werden rund 2,7 Millionen Euro betragen, wobei die
Versorgungsträger einen Teil übernehmen, also Daimler schenken. Die Stadt
Kuppenheim hatte im Vorfeld etwa 25 Hektar erworben. Die Stadt hatte für den
Grund und Boden zu folgenden Einheitswerten gekauft: 21 Euro pro Quadratmeter
für die eigentliche Industrieansiedlung. 8,50 Euro pro Quadratmeter für die
Neufläche der zu verlegenden B3- und 2,50 Euro pro Quadratmeter für
landwirtschaftliche Flächen. Die ganze Fläche für das große Presswerk-Areal
beträgt 17,8 Hektar. Die Gesamtkosten für den Geländeerwerb werden auf 5
Millionen Euro beziffert. Aber die Fläche wird Daimler „zur Verfügung gestellt“,
wie bereits die für Werk Rastatt. Massive Subvention auf Steuerzahlers Kosten,
wie  so oft!!

 

Aufgrund der engen räumlichen
Situation sowie fehlender Erweiterungsmöglichkeiten wird die im Werk Gaggenau
angesiedelte Umformtechnik mit einem Teil der 280 Mitarbeiter in das neue
Presswerk ausgelagert. Dazu kommt noch der Werkzeugbau mit 180 Mitarbeitern.

Das neue Presswerk soll im Drei-Schichtbetrieb
gefahren werden.

 

Im Bereich der IGM-Verwaltungsstelle
Gaggenau sind  derzeit ca. 10.000
Arbeiter aus 714 Betrieben in Kurzarbeit.

 

MRg

 

Quellen: Badisches Tagblatt;
„Daimler Inside“.