Filmbesprechung: Religulous – Man wird doch wohl fragen dürfen

Seit einiger Zeit läuft der Film „Religulous – Man wird doch
wohl fragen dürfen“ von Bill Maher und Larry Charles im Kino. Darin werden
kritische Fragen zur Religion gestellt und aufgezeigt, dass Religion „Opium für
das Volk“ ist, wie schon Karl Marx richtig feststellte.

Bill Maher ist scharfzüngiger Satiriker im amerikanischen
TV. Dementsprechend nimmt er viele seiner Interview-Partner auf die Schippe,
ohne dass die das oftmals merken.

So fragt er einen Sektenführer, der sich selbst als Jesus
sieht und einen 2000-Dollar-Anzug sowie viele Goldkettchen, Goldringe usw.
trägt, ob Jesus arm war oder ob der auch mit so einem Anzug rumgelaufen wäre.
Die Antwort: Jesus Kleid sei aus feinstem Linnen gewebt gewesen und die
heiligen drei Könige hätten ihm Gold geschenkt. Ja, Jesus sei reich gewesen.
Auf die Frage nach dem Zitat mit dem Nadelöhr („Eher geht ein Kamel durch ein
Nadelöhr, als das ein Reicher in den Himmel kommt.“), meint der
Interviewpartner, dass Jesus gemeint habe, die Reichen kämen zuerst durch das
Nadelöhr.

Im Vatikan wird Maher nicht vorgelassen und interviewt
stattdessen einen Priester, der die Kirche offen als räuberisch und verkommen
bezeichnet.

Witzig ist der Besuch in einem religiösen Freizeitpark von
christlichen Fundamentalisten, wo unter dem Blitzlichtgewitter der
Jesus-Touristen ihr Heiland ans Kreuz geschlagen wird. Da fließt viel Kunstblut
bei der tollen Show.

Maher vor dem Vatikan - ReligulousImmer wieder zeigt Maher, dass die Geschichten der Bibel
völlig unglaubwürdig sind – wie die Himmelfahrt, die jungfräuliche Geburt, die
Wiederauferstehung. Und er führt an, dass bereits tausend Jahre vor dem Neuen
Testament andere Religionen (Horus-Kult in Ägypten, Mithras-Kult, Krishna,
Minos u.a.) ähnliche Geschichten hatten.

Problematisch wird der Film in seiner Auseinandersetzung mit
dem Islam, weil er sich hier teilweise auf die Aussagen der Partij voor de
Vrijheid
(PVV), der Nachfolgepartei der Lijst Pim Fortuyn des
rechtspopulistischen ermordeten Pim Fortuyn stützt und den Islam als aggressiv,
gewalttätig angreift. Diese Charakterisierung trifft auf fast jede Religion zu.
Das Christentum hatte seine Kreuzzüge, der Islam seine heiligen Kriege. In
beiden Religionen gibt es aber Millionen Menschen, die friedlich Zusammenleben möchten.
Einen grundlegenden Unterschied gibt es nicht. Wieso Maher dann den Islam
ausdrücklich so angreift, dies aber beim Christentum eher verdeckt macht, ist wohl
sein Geheimnis.

Die Methoden Mahers ähneln denen von Michael Moore. Wer
wurde da von wem inspiriert?

Seine Argumentation bezüglich der Entstehung religiöser
Geschichten ähnelt sehr der Argumentation aus dem bekannten Internetfilm
„Zeitgeist“. So enthält der Film nicht viel Neues. Streckenweise wirkt er etwas
langweilig und als Selbstdarstellung Mahers, wenn er z.B. mit seiner Mutter und
seiner Schwester vor der Kamera sitzt und über seine Kindheit plaudert und
Babyfotos anschaut.

Zusammenhänge zu gesellschaftlichen Fragen werden im Film
nicht hergestellt. Dass Religion immer den Herrschenden diente, wird nicht
ausdrücklich erwähnt.

Mit diesen Einschränkungen ist der Film dennoch sehenswert.
In weiten Teilen ist er witzig, polemisch und entlarvt den religiösen
Aberglauben. Er ist sicher eine gute Grundlage für atheistische
Aufklärungsarbeit.

dm