Erste Lokführer-Streiks: Kurz und effektiv

Streikposten der GDL, Stuttgart Februar 2011Korrespondenz: Tarifverhandlungen in der Bahnbranche und in den anderen Verkehrsbranchen sind kompliziert geworden. In den bürgerlichen Medien wird dabei gerne auf die rivalisierenden Gewerkschaften verwiesen. So auch beim aktuellen Konflikt. Tatsächlich hat die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die aus der Fusion von Transnet und GDBA hervorgegangen ist, eben erst einen Branchentarifvertrag mit der Deutschen Bahn AG und den sechs größten privaten Anbietern abgeschlossen. Nun hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) am 22.02 mit Streikaktionen begonnen, um ihre Forderungen durchzusetzen. Schon im Vorfeld war die Empörung in bestimmten Kreisen groß. Allen voran forderte die Bild am Sonntag und der Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), Rücksicht auf die Bahnkunden zu nehmen. Die Berufspendler dürften nicht „als Geiseln“ für konkurrierende Gewerkschaften herhalten, so der Tenor (Vgl. SZ v. 21.02.2011) Der GDL wird wiedereinmal Spaltung und eine Politik für Einzelinteressen vorgeworfen. Der DGB wittert gar in dieser Auseinandersetzung Argumente für seine eigenen Vorhaben sammeln zu können. Zusammen mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) wollen sie erreichen, dass kämpferische Gewerkschaften wie die GDL, die nicht nach der Pfeife des DGB tanzen, keine Tarifverträge mehr abschließen dürfen! Doch auch bei den aktuellen Tarifauseinandersetzungen zeigt sich, dass der Sachverhalt in der Öffentlichkeit verzerrt dargestellt wird. So ist der von der DGB-Gewerkschaft EVG bereits unterschriebene Tarifvertrag nur für den Nahverkehr abgeschlossen worden. Der GDL geht es nicht um Spaltung, auch kann sie nicht willkürlich Termine für Tarifkonflikte bestimmen, wie ihr oft gern unterstellt wird. Auch für die GDL ergeben sich die Termine aus den Laufzeiten der früheren Tarifverträge. Und da gibt es viele unterschiedliche Tarifverträge für verschiedene Unternehmen und Branchen. Der Konkurrenzbetrieb auf den Schienen hat die Situation also noch unübersichtlicher werden lassen. Lokführer werden bei privaten Konkurrenzunternehmen meist noch schlechter bezahlt als bei der Deutschen Bahn AG. Die GDL will diese Situation vereinfachen und gerechter gestalten und fordert einen einheitlichen Branchentarifvertrag für alle 26.000 Lokführer im Nah-, Fern- und für den Güterverkehr, unabhängig davon für welches Unternehmen diese tätig sind. Spaltung jedenfalls sieht anders aus! Die ersten Streikaktionen Ende Februar waren von kurzer Dauer und dennoch mit effektiv!

bab

Besuch bei den streikenden GDL-Kolleg/innen

Korrespondenz eines Kollegen aus Stuttgart

 

GDL-Streik: Viele Züge fielen aus, Februar 2011 StuttgartAm Morgen des 22. Februar war in Stuttgart der Eisenbahnverkehr weitgehend eingeschränkt. Der S-Bahnverkehr kam ganz zum Erliegen. In der S-Bahn-Tiefstation im Stuttgarter Hauptbahnhof lief gar nichts, ein einsamer Zug stand am Bahnsteig, rührte sich aber nicht vom Fleck. Der Fahrer saß am Platz, erklärte aber, er befinde sich im Streik. Ich habe mich solidarisch erklärt und alles Gute und Erfolg gewünscht. Nur wenige Fahrgäste hielten sich hier auf.

Im Hauptbahnhof im Bereich des umstrittenen Kopfbahnhofs, wo die Fernzüge und der Nahverkehr an- und abfahren, hatte im Gegensatz zum berühmten GDL-Streik 2008 die GDL gut sichtbar Streikposten aufgestellt. GDL- Streikwesten und –fahnen waren dieses Mal gut zu sehen.

Am Streikpostentreff waren ca. 20 Streikende und standen den Reisenden und anderen Interessierten Rede und Antwort. Es herrschte eine ernste, aber selbstbewusste Stimmung. Auch hier wünschte ich vollen Erfolg und erklärte, ich sei voll mit ihnen solidarisch. Als Metaller sei ich sicher, dass viel IG-Metaller hinter ihrem Kampf stünden.

Auffällig war, dass nur sehr wenige Reisende empört oder verhetzt reagierten. Viele Menschen zeigten großes Verständnis für die streikenden Kollegen.