WMF – Geislingen „Hand in Hand für die Solidarität“! Starke Kundgebung für die Verteidigung von 700 bedrohten Jobs!

Geislingen, 19.7.14: Kundgebung bei WMF

Schon seit Monaten gehen die Proteste gegen die geplanten Entlassungen beim WMF-Konzern. In Geislingen, am Stammsitz der Firma, sollen rund 500 von derzeit 2000 Beschäftigten auf die Straße fliegen. Für ganz Geislingen ist das ein Schock. Denn in Geislingen sind viele Menschen direkt oder indirekt mit der WMF verbunden – als Arbeiter, Angestellte, als Lieferanten, als Subunternehmer, als Spediteur usw. Geschäfte, Gaststätten, Handwerker, Dienstleister leben indirekt von WMF bzw. den Beschäftigten der Firma. Wenn die Zahl der Beschäftigten um ein Viertel schrumpft, dann bedroht das nicht nur die 500 Familien, die einer ungewissen Zukunft entgegen gehen, sondern den gesamten Ort.

Daher ist die Mobilisierung in Geislingen breit. Selbst die CDU sah sich gezwungen, den Erhalt der Arbeitsplätze zu fordern – unter Verweis auf die „soziale Marktwirtschaft“ und die „Freiheit des Unternehmertums“. Und die Kirchen unterstützen den Protest.

Weit stärker ist jedoch die Unterstützung durch zahllose Betriebe, wo die Beschäftigten teilweise dasselbe erlebt haben. Der Betriebsrat erhält ständig Solidaritätserklärungen aber auch aktive Unterstützung durch Betriebsräte anderer Unternehmen, Vertrauensleutekörper, aktive Gewerkschafter aus verschiedenen Branchen und Gewerkschaften.

Rund 3000 Kolleg/innen von WMF und viele Unterstützer aus anderen Betrieben und Regionen demonstrierten am Samstag den 19. Juli 2014 in Geislingen vor WMF ihre Kampfbereitschaft und Solidarität! Der Protest richtet sich gegen den US-Investor KKR (Kohlberg Kravis Roberts & CO), der WMF aufgekauft hat. Die bekannte Marke WMF, mit ebenso bekannten Töchtern wie Silit oder Auerhahn, macht richtig Gewinn! Aber Finanzhaie wie KKR fragen „nüchtern“: „Profit? Wieso nicht noch viel mehr davon?“ Deshalb will KKR in der „WMF-Group“ (so nennen die das jetzt) 30 Mio. Euro „einsparen“ und auf die Konten der Investoren schieben. Da die Produktion längst total durchgetacktet ist und hier kurzfristig nicht viel zu holen ist, sollen 700 Arbeitsplätze gestrichen werden! Für die kleine württembergische Industriestadt („Geislingen = WMF!“) eine Katastrophe! Die Arbeit der Gefeuerten wird wegverlagert in Billiglohnländer oder muss von den Kollegen, die „gnädigerweise“ bleiben dürfen, mit erledigt werden. Zwangsfolge: Massive Steigerung der Arbeitshetze! Die Logistik-Sparte wird laut den Plänen in eine eigene Gesellschaft (ProLog) ausgegliedert, bei der die Tarifverträge nicht mehr gelten sollen.

Aber KKR macht seine Rechnung ohne die Kolleg/innen. Viele sind Mitglieder der IG Metall. Sie haben den Kampf um ihre Arbeitsplätze, Löhne und Tarifverträge längst aktiv aufgenommen. In Geislingen und in der Region gibt es breite Solidarität für ihren Kampf!

In glühender Sonne stehen um 10:00 Uhr hunderte WMFler vor ihrem Werk. Das Bild bestimmen Fahnen der IG-Metall, Rote Mützen und T-Shirts, Soli-Transparente anderer Belegschaften sowie tausende rote Gasballons mit IG Metall-Logo und einem Solidaritätskärtchen!

19.7.14, Geislingen: Die Jugendvertretung der WMF

Um 11:00 Uhr eröffnete Michael Kocken von der IG Metall Göppingen-Geislingen die Kundgebung. Zahlreiche Betriebsräte der WMF-Gruppe, Vertreter der Stadt Geislingen und der Kirchen sprechen. Ein Höhepunkt war die kurze Grußadresse, die Yusuf As als Vertreter der DIDF-Jugend hielt. Kämpferisch und leidenschaftlich lenkte er in wenigen Worten die Aufmerksamkeit auf die Frage, dass die KKR-Pläne ein Verbrechen der Kapitalisten an der ganzen Gesellschaft, an der Jugend, den Alten, an den Sozialeinrichtungen, am Leben der Stadt und Region darstellten. Der Kampf gehe weiter, alle müssten gemeinsam und solidarisch gegen das Kapital kämpfen, egal aus welchem Land wir kommen, wie wir im Einzelnen denken oder glauben!

Inzwischen war die Menge auf rund dreitausend angewachsen, auch Mitglieder von Vereinen, von Kirchen zeigten sich mit T-Shirt und Mützen.

19.7.14, Geislingen: Menschenkette gegen Entlassungen

Gegen 11:30 Uhr verteilte sich alle zu einer Menschenkette um das ganze Werksgelände. Gegen 12:15 Uhr war diese dann tatsächlich geschlossen. Die Teilnehmer nahmen das Motto der Aktion „Hand in Hand zur Solidarität!“ wörtlich und fassten sich an den Händen. Tausende Ballons erhoben sich rund um das WMF-Werk in den wolkenlosen Himmel und wurden vom Wind in die umliegenden Regionen abgetrieben. Unter großem Beifall ging die Aktion zu Ende. Es war ein eindrucksvoller Erfolg.

Natürlich war die Stimmung ernst und von Wut und Protest geprägt. Das große Werbeplakat von WMF vor dem Werk, das mit dem Spruch „Applaus für Jogis Jungs“ für WMF-Produkte werben soll, hatte während der Aktion per Filzstift eine „Ergänzung“ bekommen: „Applaus für die WMF/SILIT/Auerhahn-Kollegen und ihren Kampf um ihre Arbeitsplätze!“ Mittags fand dann im schattigen Garten einer angrenzenden Schule ein Solidaritätsfest mit kulinarischen Angebot und der Musik von solidarischen Gruppen statt.

Genossen von Arbeit Zukunft nahmen an der Aktion aktiv teil, verteilten ein Solidaritätsflugblatt und auf dessen Rückseite einen gemeinsamen Aufruf zur Lage in der Ukraine. Die 400 Flugblätter wurden uns regelrecht aus den Händen gerissen. Leider hatten wir für den großen Bedarf zu wenige gedruckt. Dazu verkauften wir einige Zeitungen und Broschüren „was für eine Partei braucht die Arbeiterklasse?“

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