Hamburg: Nein zu Olympia! Ein Sieg des Volkes!

Am 30. November durften die Hamburger darüber abstimmen, ob die Stadt sich weiter um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 bewerben soll.
Diesem Datum ging eine Monate dauernde Kampagne der Stadt, der Handelskammer und verschiedener Wirtschaftsverbände voraus. Dieser Medienrummel bewirkte, dass viele Hamburger sich über das Für und Wider informierten.
Ein Bündnis, „Nolympia“ informierte mit der Linkspartei und anderen Organisationen über Konsequenzen der Bewerbung und Ausrichtung der Spiele.
Der Bürgermeister Scholz führte als positives Beispiel die olympischen Spiele in Barcelona 92 an.
Klar wurde für die Infrastruktur, also Personennahverkehr, für Sportstätten usw. viel gebaut. Jedoch bedeutete dieser Boom auch, dass es viel Arbeit in prekärer Beschäftigung gab. Zeitarbeit, in Spanien sprach man von „Schmutzverträgen“, etablierte sich. Dies steigerte die Profite bei den Bauherren und Spekulanten, da Kosten minimiert wurden. Einher gingen die Baumaßnahmen in Barcelona mit einer massiven Vertreibung von Gitanos (Roma) und armen Menschen im Stadtteil Besos.
Eine weitere Folge der Olympischen Spiele, wie auch in München 72 waren steigende Immobilienpreise und Mietsteigerungen.
Diese Argumente und weitere, wie mit Olympia verbundene Bundeswehreinsätze im Inland, Verschuldung der Stadt und eine Überlastung des innerstädtischen Verkehrs bewirkten das eindeutige Nein zu Olympia 2024 in Hamburg.
Bemerkenswert ist, dass das Volk gegen alle herrschenden Parteien und das Kapital dieses Nein durchgesetzt hat. Dabei wurde Hamburg über Monate mit einer millionenschweren Kampagne für Olympia überschüttet. Aber die Menschen haben Erfahrungen mit solchen Großprojekten wie z.B. der Elbphilharmonie. Sie wissen, dass sie die Kosten tragen müssen. Und sie haben kein Vertrauen in die Versprechungen der bürgerlichen Politiker. Insofern hat der Sieg des Volkes eine besondere Bedeutung. Zeigt sich darin doch das Erwachen der Menschen und ihr Wunsch eigene Wege zu gehen, ihre Interessen durchzusetzen.
Geschockt waren die diversen Vertreter der herrschenden Klasse, die im Fernsehen herum stammelten und das Volk beschuldigten, es sei nicht reif.
Bertolt Brecht hatte nach dem 17. Juni 1953 in einem Gedicht die SED kritisiert, weil der Schriftstellerverband erklärt hatte, das Volk habe das Vertrauen der Regierung verloren. Dieses Gedicht passt völlig auf das Verhalten der Herrschenden in Hamburg und Berlin, die die Hamburger Bevölkerung beschimpften. Es heißt darin unter anderem:
(Sie erklären,) dass das Volk
Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe
Und es nur durch verdoppelte Arbeit
zurückerobern könne. Wäre es da
Nicht doch einfacher, die Regierung
Löste das Volk auf und
Wählte ein anderes?