Frankfurt, 10. November 2018: Zukunftsveranstaltung zum 100. Jahrestag der Novemberrevolution in kämpferischer Stimmung

Insgesamt 14 vorbereitende Vortragsveranstaltungen hatte es gegeben, an denen über 200 Freund/innen, Kolleg/innen und Genoss/innen teilnahmen. Auf diesen Veranstaltungen, die an vielen Orten in Deutschland stattfanden, hatten wir in einer Beamer-Präsentation die Geschichte der Novemberrevolution dargestellt und ihre aktuelle Bedeutung, vor allem für den notwendigen Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei in unserem Land, herausgearbeitet. Als Abschluss und Höhepunkt fand am 10. November im Saalbau Gallus in Frankfurt eine Veranstaltung mit rund 70 Teilnehmer/innen aus ganz Deutschland statt.

Am Ende sind Links zur Begrüßung, zu den Grußbotschaften der Internationalen Konferenz marxistisch-leninistischer Parteien und Organisationen (IKMLPO), der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF), der Kommunistischen Partei Spanien/ Marxisten-Leninisten (PCE/ml) sowie zur Rede.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte der Genosse Niels Clasen die Gäste, insbesondere die anwesenden Bruderparteien EMEP aus der Türkei, Toufan aus dem Iran und die Kommunistische Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF). In seiner Einführung zog er einen Bogen von der Novemberrevolution bis heute. Er wies darauf hin, dass in dem Saal, in dem unsere Feier stattfand, auch der Auschwitz-Prozess durchgeführt wurde. Er unterstrich die Notwendigkeit einer Einheitsfront gegen den aufkommenden Faschismus. Ihm zur Seite stand je eine Fahne der Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands /Arbeit Zukunft und der Internationalen Konferenz marxistisch-leninistischer Parteien und Organisationen (IKMLPO). Auf der riesigen Leinwand, die über der Bühne hing, leuchtete, je nach Beitrag, das Logo unserer Organisation, der IKMLPO oder Szenen aus der Novemberrevolution.


Ausstellung und Transparente im hinteren Teil des Saales

Am Saaleingang war eine Ausstellung mit Fotos, Postern und Dokumenten aus der Novemberrevolution und der Geschichte der Arbeiterbewegung zu sehen.

Vor der Bühne war ein großes Transparent mit dem Logo unserer Organisation angebracht. Von der Empore hing ein 3m hohes Banner mit einem Foto von revolutionären Soldaten und der riesigen „Revolution!“. Daneben hing ein Logo unserer Organisation und ein Transparent gegen Aufrüstung und Krieg.

Nach der Begrüßung rezitierte die Schauspielerin Anne von der Vring Verse aus dem Anfangskapitel (Caput 1) von „Deutschland, ein Wintermärchen“ von Heinrich Heine.


Die iranische Gruppe Omid (Hoffnung)

Die marxistisch-leninistische Partei Toufan aus dem Iran grüßte alle Anwesenden. Sie stellte die iranische Gruppe Omid (Hoffnung) vor. Eine Sängerin und drei Musiker spielten eindrucksvolle Volksmusik aus ihrer Heimat. Darin kam sowohl das Leid aber auch die Kraft und der Kampf des Volkes zum Ausdruck. Liebeslieder und ein kraftvolles, ungemein virtuoses Trommelsolo wechselten dabei ab. Zum Dank wurde jedem von ihnen, wie auch allen auftretenden Künstlern, eine rote Gerbera überreicht


Genosse Francois Metzier überbringt die Grüße der Internationalen Konferenz marxistisch-leninistischer Parteien und Organisationen (IKMLPO)

Genosse Francois Metzier von der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs überbrachte dann die Grüße der europäischen Mitglieder der Internationalen Konferenz marxistisch-leninistischer Parteien und Organisationen (IKMLPO). Grüße der Kommunistischen Partei Spaniens/ Marxisten-Leninisten und der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs waren ebenfalls eingegangen, konnten aber bei dem vollen Programm nicht verlesen werden. Sie werden veröffentlicht.

Während die Grüße der IKMLPO verlesen wurden, war auf der Leinwand eine Diaschau mit Fotos und Dokumenten der Novemberrevolution zu sehen, darunter Großfotos von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.

Anne von der Vring trug Ausschnitte aus einem bewegenden Brief Rosa Luxemburgs vor, den sie aus dem Gefängnis geschrieben hatte. Darin schildert sie voller Mitgefühl, wie von Soldaten Büffel für Transporte benutzt und dabei misshandelt wurden. Nach der Veröffentlichung des Briefes in „Die Fackel“ von Karl Kraus, erreichte er große Bekanntheit und führte zu heftigen Reaktionen seitens reaktionärer Kräfte.


Gizem Gözüacik

Gizem Gözüacik, begeisterte alle mit Gitarre und ihrem ausdrucksstarken Gesang, mit Liedern der revolutionären Arbeiterbewegung und Friedenslieder. In manchen Augen glänzten Tränen, als sie das Lied eines Kindes im Krieg vortrug, das seine Mutter fragt, was los sei und am Ende von der toten Mutter keine Antwort mehr erhält. Einige stimmten ein, als sie die „Resolution der Kommunarden von Bert Brecht vortrug:

In Erwägung unserer Schwäche machtet ihr Gesetze, die uns knechten soll’n
die Gesetze seien künftig nicht beachtet in Erwägung, daß wir nicht mehr Knecht sein woll’n.

Refrain: In Erwägung, dass ihr uns dann eben mit Gewehren und Kanonen droht
haben wir beschlossen, nunmehr schlechtes Leben mehr zu fürchten als den Tod.“

Und am Ende heißt es:

In Erwägung, daß wir der Regierung was sie immer auch verspricht, nicht trau’n
haben wir beschlossen, unter eig’ner Führung uns nunmehr ein gutes Leben aufzubau’n .

In Erwägung, ihr hört auf Kanonen and’re Sprachen könnt ihr nicht versteh’n
müssen wir dann eben, ja das wird sich lohnen die Kanonen auf euch dreh’n!“

Die angesichts des gedrängten Programms kurze Pause nutzten viele Freunde für Getränken, Essen, für die Ausstellung und die Info- und Bücherstände. Es gab einen großen Büchertisch unserer Organisation, des Zambon-Verlages und von Genossen der KPD-Hessen, die mit uns zusammenarbeiten.

Noch einmal fesselte Anne von der Vring mit Auszügen aus dem letzten Artikel Karl Liebknechts vor seiner Ermordung „Trotz alledem!“, in dem es unter anderem heißt:

Die Geschlagenen von heute werden die Sieger von morgen sein. Denn die Niederlage ist ihre Lehre. Noch entbehrt ja das deutsche Proletariat der revolutionären Überlieferung und Erfahrung. Und nicht anders als in tastenden Versuchen, in jugendhaften Irrtümern, in schmerzlichen Rückschlägen und Mißerfolgen kann es die praktische Schulung gewinnen, die den künftigen Erfolg gewährleistet…

Und ob wir dann noch leben werden, wenn es erreicht wird ­ leben wird unser Programm; es wird die Welt der erlösten Menschheit beherrschen. Trotz alledem!“


Genosse Diethard Möller

Anschließend hielt Genosse Diethard Möller den Beitrag unserer Organisation. Er begann damit, dass wir in diesem Jahr zwei ausgesprochen bedeutsame Anlässe zu feiern hätten: Den 200. Geburtstag von Karl Marx und 100 Jahre Novemberrevolution. Die bürgerlichen Medien und Wissenschaftler würden sich bemühen, Karl Marx zu einem Ökonomen zurecht zu stutzen und seine dialektische Analyse des Klassenkampfes und die Herausarbeitung der Notwendigkeit einer Diktatur des Proletariats unter den Tisch fallen zu lassen. Er unterstrich: „Wir nicht! Wir nutzen seine gesamte Theorie für die heutige Gesellschaft und den Klassenkampf in ihr. Karl Marx ist für uns nicht von gestern! Er ist aktueller als je zuvor.“

Auch die Novemberrevolution, in der Millionen Menschen auf der Straße waren, streikten, kämpften und bewaffnet dem Krieg ein Ende bereiteten“ wollten sie auf den Kampf für eine bürgerliche Republik zurechtstutzen. Diese Revolution habe viel erreicht, was bis heute wirke, wie den 8-Stunden-Tag und das Frauenwahlrecht. Währenddessen hätten die Führer der SPD alles daran getan, um die Revolution in Blut zu ersticken. Der damalige SPD-Vorsitzende Ebert habe klar zur Revolution gesagt: „Ich aber will sie nicht, ja, ich hasse sie wie die Sünde.“

Heute gebe es keine solche revolutionäre Situation wie 1918. Das verleite viele dazu, die Arbeiterklasse zu unterschätzen und ihr nichts zuzutrauen. Das sei ein Ausdruck von Resignation. Revolutionäre Situationen kämen eben nicht, wenn man sie sich wünscht. Sie seien Ergebnis „einer Entwicklung, wo die herrschende Klasse nicht mehr so weiter machen kann wie bisher und die beherrschte Klasse ebenfalls nicht mehr so weiter machen kann und will wie bisher. Wann es wieder zu so einer Situation kommt, haben wir nicht in der Hand. Was wir in der Hand haben, ist, ob wir dann vorbereitet sind!“

Ausgehend von einer kleinen Zeitungsmeldung legte er dar, dass sich die sozialen Zustände im kapitalistischen System massiv verschlechtert hätten.. In der Meldung hieß es: „Mehr Menschen arm trotz Arbeit“. Die Entwicklung ginge in vielen Bereichen rückwärts – zu mehr Armut in einem reichen Land. 8,6 Millionen Rentner bezögen eine Rente unter 800 Euro. 4,4 Millionen Kinder lebten in Armut. Viele Menschen, die dem Staat mehr oder weniger egal seien, überlebten nur mit Hilfe der ehrenamtlichen, so genannten Tafeln. Die Bildung sei eine Katastrophe, und der Erfolg vom Einkommen der Eltern abhängig. Die Wohnungsnot explodiere.

Nur scheinbar zufällig steige rassistische und faschistische Hetze gleichzeitig an. Doch das sei kein Zufall. Die AfD sei von Vertretern des Kapitals aufgebaut und mit Millionen unterstützt worden. So dränge man die sozialen Probleme in den Hintergrund und lenke die Menschen mit Hetze und Hass ab.

Dazu passten auch die verschärften Polizeigesetze, die den Einsatz von gepanzerten Fahrzeugen und Handgranaten gegen das eigene Volk erlaubten und damit einen Bürgerkrieg vorbereiteten. Dazu passe auch die geplante Steigerung der Militärausgaben auf 2% des BIP, die größten Militärmanöver Russlands und der NATO seit Ende des so genannten kalten Krieges sowie die zunehmenden Waffenexporte und Kriege in aller Welt.

Das alles sei kein Zufall. Diese Entwicklung finde international in den USA, der Türkei, Brasilien, Osteuropa, Frankreich, den nordischen Ländern statt. Es gebe eine innere und äußere Militarisierung der Politik. Dieser Kurs sei brandgefährlich und die Gefahr eines Krieges wachse. Der deutsche Imperialismus mische aktiv bei dieser Politik mit, die in Richtung einer Katastrophe laufe. Das alles habe eine Ursache: Die kapitalistische Entwicklung sei an einem Punkt angelangt, wo so viel Kapital angehäuft sei, dass es immer schwieriger werde, es zu verwerten, also zu vermehren. Das aber sei der Zweck des Kapitals: Mehr werden! Um dieser Verwertungskrise Herr zu werden habe der Kapitalismus eine Antwort, wie es weiter gehen, wie er das Kapital weiter vermehren kann:

Niedriglöhne

Unsichere Arbeitsverhältnisse

Sozialabbau

Armutsrenten

Hass und Hetze, um die Menschen abzulenken und zu beschäftigen. Wenn sie sich gegenseitig die Schädel einschlagen, können sie nicht gegen ihre Herren aufstehen!

Und als letzte und gewinnbringendste Antwort, um den Kapitalkreislauf wieder in Schwung und eine Kapitalvermehrung in Gang zu bringen –

Krieg!“

Hier schließe sich der historische Kreis zur Novemberrevolution. Damals habe der zunehmende Konkurrenzkampf der imperialistischen Großmächte zu einem Krieg mit rund 18 Millionen ermordeten Soldaten und Zivilisten geführt. Gegen die Führer der SPD habe sich eine „revolutionäre Bewegung

  • gegen den Krieg,
  • für den Sturz des Kaisers,
  • für die Enteignung des Kapitals,
  • für Sozialismus“

entwickelt. Doch die große Tragik der Novemberrevolution lag darin, dass ihr eine revolutionäre Führung fehlte. Genosse Diethard Möller zitierte Ernst Thälmann:

An der Jahreswende 1918/1919 waren die Massen bereit zum Kampf, aber es fehlte die zielklare Führerin, die diesen Kampf hätte organisieren, den Bluthund Noske und seine Komplicen Ebert und Scheidemann samt ihren Generalen und weißen Garden durch die planvolle Organisierung und Durchführung des bewaffneten Aufstandes zerschmettern und ausrotten können.

Nicht der revolutionäre Instinkt, nicht das unvergleichliche Heldentum der einzelnen Führer des Spartakusbundes, der hingemordeten Gründer unserer Partei, konnte den Bestand einer eisernen, im Feuer der revolutionären Erfahrungen zu Stahl gehärteten Avantgarde ersetzen. Karl und Rosa wurden gerade deshalb zu Opfern der barbarischen sozialdemokratischen Konterrevolution, zu Opfern der Noske, Ebert und Scheidemann und ihrer gekauften Meuchelmörder, weil sie noch nicht dem deutschen Proletariat die Waffe hatten schmieden können, die das russische Proletariat zum Siege befähigte: die bolschewistische Partei!“

Heute hätten wir eine tiefe Krise des kapitalistischen Systems, aber es fehle eine Kommunistische Partei, die fest in der Arbeiterklasse verankert sei, selbstkritisch die Lehren aus den Niederlagen gezogen habe und bereit sei, selbstkritisch zu lernen.

Noch sei Zeit. Diese Zeit müsse genutzt werden, um eine solche Partei aufzubauen. Unsere Organisation sei klein, aber auch aus einem kleinen Samenkorn könne ein großer Baum wachsen. Er rief dazu auf, sich an die Arbeit zu machen und eine starke Kommunistische Arbeiterpartei zu schaffen.


Ernesto Schwarz

Zum Abschkuss trug Ernesto Schwarz kämpferische, revolutionäre Lieder vor. Einige kamen aus aktuellen Kämpfen der Arbeiterklasse und zeigten, dass der Klassenkampf lebt. Dieser kämpferische Nachmittag endete mit der gemeinsam gesungenen Internationale.

Viele Teilnehmer/innen gingen aufgewühlt und bestärkt nach hause.

Begruessung der Veranstaltung

rede-frankfurt

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