Stuttgart: Kämpferischer Aktionstag bei Mahle

Große Kampfbereitschaft!

Stuttgart 25.07.2019 Mehr als 2000 Kolleginnen und Kollegen von Mahle demonstrierten bei brennender Mittagshitze durch Stuttgart/Bad-Cannstatt gegen die von Mahle angedrohten Entlassungen und Standortschließungen! Die IG Metall hatte aufgerufen. 

Ein beeindruckend langer Zug, rote IG-Metall-Mützen, Fahnen und Transparente des Widerstandes, Gewerkschaftsbanner. Kolleg/innen aus den Mahle Werken Stuttgart, aus Mühlacker, Vaihingen, Lorch, Schwäbisch Hall, Gaildorf, aus dem bedrohten Werk Öhringen! Beeindruckend war, dass Kolleg/innen auch aus Betrieben kamen, die im Moment nicht betroffen sind.

Mahle-Kolege/innen: Demo durch diie Cannstatter Straßen
Foto Jens Volle

Sie spüren: Heute Ihr, morgen wir! Aber auch Vertrauensleute von Mercedes (Untertürkheim und Sindelfingen) und von Bosch zeigten sich solidarisch. Höhepunkt: Eine Delegation aus Murtede (Portugal) vom dortigen Mahle-Werk wurde auf der Kundgebung vor Mahle in der Cannstatter Haldenstraße begeistert begrüßt!

Begeistert begrüßt: Kollegen aus Protugal Fot: Jens Volle

Mehr als 2000 Teilnehmer versammelten sich vor der Mahle-Zentrale nach Angaben der IG Metall trotz der brütenden Hitze. Nur wenig Schatten! Trotzdem ließen sich die Kolleg/innen auch von Temperaturen bis 40 Grad nicht bremsen.

Wie berichtet (vgl.: https://www.arbeit-zukunft.de/2019/07/12/es-geht-los-hunderte-mahle-kolleg-innen-im-kampf-um-ihre-arbeitsplaetze/ ), hat Mahle angekündigt, 380 Stellen an den Standorten in Stuttgart zu streichen. Das Werk in Öhringen mit rund 240 Mitarbeitern, soll ganz geschlossen werden. Der massive Jobabbau, den viele Kolleginnen und Kollegen der Automobil- und Zulieferindustrie im Gefolge der Umstrukturierungskampagnen des Kapitals, durch e-Mobilität und Industrie 4.0 kommen sehen – er wird für die Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellten von Mahle jetzt ganz real fühlbar!

Keine Zusammenarbeits-Illusionen!

Nach Reden der Mahle Betriebsräte warnte IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger laut und beschwörend vor weiteren Einschnitten in der Industrie. „Wer ganze Standorte kaputtspart und Investitions- und Weiterbildungsbudgets zusammenstreicht, wird die Zukunft nicht bewältigen können“.

Aber seine Beschwörungen an die Kapitalseite werden verhallen! Diese denkt angesichts der vorrückenden Krise nur noch an eines: an die Rettung ihrer Profite. Und da stören die Kollegen nur, sobald die Chefs sie als überzählig betrachten. Es hat keinen Sinn, an ihre Fairnes zu appellieren, Illusionen in eine nicht gegebene Kompromissbereitschaft der Kapitalisten zu schüren. Das muss allen Kolleginnen und Kollegen klar sein, aber auch der IG Metall und ihrer Führung. Tatsachen beweisen das. Es hat ja nicht gefehlt an „Vorvereinbarungen“ und Appellen zum „Zusammen“, zum „Gemeinsam“ in der Krise. Genutzt hat es nichts. Die Pläne des Kapitals liegen auf dem Tisch. Besonders empörend: Die Kolleg/innen erfuhren davon aus der Presse! Geht´s deutlicher??

Gemeinsamer Kampf gegen das Kapital, für drastische gesellschaftliche Arbeitszeitverkürzung!

Kolleginnen aus dem bedrohten Werk Öhringen verbreiteten keine Illusionen. Knochentrocken und sarkastisch ihr Protestschild: „Ich und Du, Bude zu, Leben von HartzIV im Nu!“ 

Kämpferisch, aber keine Illusionen bei den Öhringer Kolleginnen

 

Darum: Die Mahle-Kolleginnen und Kollegen und ihre Unterstützer/innen müssen an dem anknüpfen, was sie am Donnerstag bewiesen: Kampf – solidarisch, international gemeinsam mit möglichst vielen Standorten. Wir alle haben dieselben Interessen!

Schade: Das gleichfalls bedrohte Werk Telford (GB) war nicht vertreten:„180 jobs under threat as manufacturer plans to close Telford site“ klagte im Juni der britische „Shropshire Star“, eine Lokalzeitung in Telford. (180 Jobs bedroht, weil der Unternehmer die Schließung des Telforder Werks plant.) und erklärt: „Mahle, in deutschem Besitz, macht zurückgehende Aufträge verantwortlich für die mögliche Schließung des Werkes, wo Luftfilterprodukte für die Autoindustrie gefertigt werden...“

Mahle-Werk Telford

 

Und leider war auch das bereits um die Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden (!) kämpfende Werk (MAHLE Filtersysteme GmbH) in Wustermark (Brandenburg)nicht zu sehen.

Viel Kolleg/innen dort sind durchaus kämpferisch, wie ihre Beteiligung am Kampf um die Durchsetzung der 35 Stundenwoche im Osten beweist!

Mahlewerk Wustermark Plakate zur 35 Stundenwoche

 

Forderungen, die zusammenschließen!

In der gegebenen Situation kann nicht nur in der Automobil- und Automotive-Industrie, sondern in der gesamten Industrie und in vielen andern Branchen nur der gemeinsame, solidarische Kampf um drastische Arbeitszeitverkürzung eine Kampfperspektive bieten, die das Kapital zu Zugeständnissen zwingt:

Drastische Arbeitszeitverkürzung für alle!

Mindestens 30-Stunden-Woche! Bei vollem Lohn- und Personalausgleich!

Keine Arbeitsverdichtung!

Vollständige Bezahlung der Qualifizierung durch die Unternehmen!

Menschenwürdiger Vorruhestand für die älteren Kolleg/innen!

Diese Forderungen stehen im Mittelpunkt des Flugblattes, das Arbeit Zukunft während der Aktion verteilte. Es braucht Forderungen, die das Zeug haben, alle zu vereinen!

Zumal Mahle auch im Horror ja gar nicht allein ist: Die Angriffe auf die Kolleg/innen reihen sich ein in aktuell bekannt gewordene Abbaupläne beim Autozulieferer Marquardt mit 600 Jobs, oder Conti, das sein Werk in Oppenweiler mit 340 Jobs schließen will. Jeder zweite Betriebsrat in Baden Württemberg rechnet laut einer IG-Metall-Umfage damit, demnächst mit ähnlichen „Kostensenkungsplänen“ ihrer Chefs bis hin zu personellen Konsequenzen zu tun zu kriegen.

Viele Kolleg/innen verstehen klar, dass es den Vorständen einzig und allein um Profitmaximierung geht, und sie sich für das Los der Arbeitenden nicht weiter interessieren.

Unser Flugblatt fand großes Interesse. Genossen von Arbeit Zukunft brachten rund 600 Flyer unter die Leute, viele auch an interessierte Zuschauer/innen an der Demoroute.

Die letzten Sätze sollen hier noch einmal unterstrichen werden:

Man kann nicht länger die Augen davor verschließen: Das ganze Problem hat einen Namen: Kapitalismus!

Wie kann das Kapital, dessen Eigner sich riesige Profite in die Taschen stecken, das Recht haben, für diese Profite die Existenzen zahlloser Menschen, Familien, Kinder aufs Spiel zu setzen?

So wie derzeit kann es einfach nicht weitergehen, wir brauchen grundsätzliche gesellschaftliche Veränderung! Dafür müssen sich Arbeiterinnen, Arbeiter, Angestellte, Erwerbslose in einer eigenständigen, kommunistischen Arbeiterpartei organisieren, um diesen historischen Kampf gegen das Kapital, für den Sozialismus aufzunehmen Keine Hoffnungen und Illusionen in die herrschenden Parteien! In diesem Sinne:

Alle gemeinsam gegen das Kapital!

Foto Jens Volle

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