Sozialismus – eine Alternative für die Bauern?

ADN-ZB/Höhne-Pohl
Die Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945.
Am 11. September 1945 erlebten die Gemeinden Rockau, Cunnersdorf und Helfenberg bei Dresden die Aufteilung des ehemaligen „Königlichen Rittergutes“ Helfenberg. Gemeinfrei, wikipedia

Als 1945 das NS-Regime zerschlagen war, gab es im Osten Deutschlands einen anderen Weg für die Landwirtschaft, den wir als Erfahrungsschatz nutzen können.

Dort wurden in einem langwierigen Prozess die Bauern in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) organisiert. Viele Bauern hatten zunächst Vorbehalte. Die Enteignung des Großgrundbesitzes wird bis heute in den bürgerlichen Medien als „Verbrechen“ angeklagt. Allerdings waren viele der Großgrundbesitzer Nazis oder Unterstützer der Nazis.

Die anfänglichen Zweifel der Bauern gegenüber den LPGs bröckelte mit den Jahren. Selbst eine anti-kommunistische Internetseite, auf der die Kollektivierung der Dörfer Buro und Klieken (Nähe Dessau) geschildert wird, muss zugeben:

Im Laufe der Zeit setzte sich dann aber auch bei den meisten Bauern die Vorteile der genossenschaftlichen Arbeit durch. Sie bestanden in der Hauptsache in :
– großflächiger Gestaltung der Feld – und Wiesenflure.
– effektiver Nutzung eines großzügigen Landmaschinenparkes.
– Konzentration des Viehbestandes auf wenige Standorte .
– optimale Nutzung des züchterischen Fortschritts in der Tier- und Pflanzenproduktion.
– geregelter Arbeitszeit und damit mehr Freizeit.
– Anspruch auf Urlaub, gesichertes Grundeinkommen ( LPG Typ III ).
– von den LPG vom Typ III wurden später erhebliche finanzielle Mittel zur Verbesserung der sozialen Bedingungen in den Dörfern bereitgestellt.

Die Lebensqualität auf dem Dorf verbesserte sich erheblich und die Menschen rückten auch wieder enger zusammen.“

(http://buro-klieken.de/DG/images/DG7.htm)

Da die Mitglieder der LPGs nicht enteignet waren, wie immer falsch dargestellt wird, waren sie auch nach dem Zusammenbruch der DDR, Eigentümer ihrer Anteile an der LPG. Nur ganz wenige traten aus den LPGs aus, um wieder als Einzelbauern zu arbeiten. Denn die überwiegende Mehrheit hatte durch eigene Erfahrung gelernt, wie vorteilhaft die kollektive Arbeit ist.

Allerdings mussten nun die Genossenschaften auf dem freien Markt bestehen. So manche LPG geriet daher in die Hände von großen Agrarkonzernen. Die anderen gerieten zumeist in die Abhängigkeit von Banken. So wird die landwirtschaftliche Großwirtschaft nun vom Kapital für seine Profite genutzt. Diese Bauern mussten lernen, dass der Kapitalismus wieder „frei“ gemacht hatte. Oder anders gesagt: Vogelfrei für das Kapital! Ihre Freiheit endet da, wo die Kapitalinteressen beginnen.

Auch wenn in der DDR viele Fehler gemacht wurden und sich ab Mitte der 50er Jahre eine herrschende Schicht herausbildete, die die Ziele des Sozialismus zunehmend verriet und sich von den Arbeitern und Bauern immer stärker abhob, sind diese Erfahrungen der Bauern mit der Kollektivierung wertvoll für eine andere Gesellschaft. Wenn man diese positiven Erfahrungen nutzt und zugleich die Fehler und den Verrat am Sozialismus aufarbeitet, um daraus zu lernen, dann wird das helfen, den Sozialismus zukünftig richtig aufzubauen.