Stahlindustrie im Aufruhr! Stahlkapitalisten bedrohen tausende Jobs!!

Die weitere Arbeitsplatzvernichtung in der Stahlindustrie droht zur brutalen Realität zu werden, wenn sich die Kolleg/innen nicht entschlossen wehren. Die Jobs stehen derzeit vor allem bei 2 Stahlkonzernen auf der Streichliste: Bei Thyssen-Krupp Steel (27.000 Beschäftigte) und Outokumpu (Finnischer Stahlkonzern).

Outokumpu:

In Krefeld – traditionsreicher Stahlstandort – will keinerlei vorweihnachtliche Stimmung aufkommen. Für die Kolleginnen und Kollegen beim Edelstahlhersteller Outokumpu-Nirosta war es ein Schock: Der finnische Stahlkonzern will im Werk an der Oberschlesienstraße von 1230 Stellen 105 streichen, so das Management am 10. November 2020 gegenüber Betriebsrat und IG Metall. Bis Ende 2020 sind betriebsbedingte Kündigungen laut einem Sondertarifvertrag zwar ausgeschlossen. Danach aber sind auch betriebsbedingte Kündigungen möglich, was das Management auch klar sagte! Klassische Kapitalisten-Logik: Wenn die Profite nicht mehr stimmen, müssen die „lieben Mitarbeiter/innen“ bluten. Weltweit will Outokumpu rund 1000 von 10.000 Arbeitsplätzen streichen, davon 250 in deutschen Werken (neben Krefeld, Dillenburg, Dahlerbrück, Hockenheim und Sachsenheim). Die Kolleg/innen müssen sich warm anziehen. Sie brauchen breite Solidarität!

Am Freitag dem 13. November protestierten lautstark mehr als 200 Beschäftigte vorm Krefelder Outokumpu-Werk. Sie zeigten sich kampfbereit!

Zu den Job-Streichungen und angedrohten Kündigungen kommen zudem noch weitere Angriffe:

* Wie immer die tarifliche Entgelterhöhung für 2021 ausfällt – Outokumpu wollte sie aussetzten!

* Auch das tarifliche Weihnachtsgeld wollte Outokumpu 2021 nicht zahlen.

* Die Krefelder Azubis, die im Winter 2020/2021 ihre Ausbildung beenden, sollten nicht übernommen werden. Man versuchte bereits Tatsachen zu schaffen. Den betroffenen Jugendlichen wurde schon die geplante Nichtübernahme mitgeteilt. Sie sollten sich unverzüglich bei der Arbeitsagentur arbeitslos (nach Ausbildungsende) melden, um keine Sperrfrist aufgebrummt zu bekommen.

Am 29. 11.2020 vermeldet die Westdeutsche Zeitung allerdings, Gesamtbetriebsrat und Outokumpu hätten Ergebnisse ausgehandelt. Die Chefs seien auf wichtige Forderungen eingegangen, so die IG Metall. Der Abbau der 105 Arbeitsplätze wird allerdings nicht zurückgenommen! Er soll lediglich „sozialverträglich“ erfolgen. Betriebsbedingte Kündigungen seien erst ab 1. Mai 2021 möglich. Anscheinend gibt es also sechs Monate Frist für „freiwillige“ Aufhebungsverträge, wahrscheinlich mit Abfindungen, die bei der Arbeitsagentur zu Anrechnung führen können. Ein fragwürdiges Ergebnis!

Die Auszubildenden würden für die Dauer von sechs Monaten in einer 28-Stunden-Woche übernommen, werden aber auf Zuruf in verschiedensten Betrieben eingesetzt. Im Mai will man über eventuelle Anschluss-Beschäftigungsmöglichkeiten verhandeln. Auch würden in Krefeld 2021 weiter Auszubildende eingestellt.

Outokumpu werde den Tarifabschluss in der Stahlbranche 2021 übernehmen und auch das tarifliche Weihnachtsgeld zahlen. Zanda Martens (IG Metall Krefeld): Der Angriff auf geltende Tarifverträge sei abgewehrt worden. Wirklich?

Brutale Pläne“, sagte die IG Metall! So bleibt es. Es sind minimale Zugeständnisse, vor allem zwecks Zeitgewinn für das Management! Die Gefahr ist bestenfalls aufgeschoben. Den Stahlkollegen wünschen wir den Mut und die Motivation, weiter gegen Konzernpläne vorzugehen und rufen auf: Weiter volle Solidarität mit den kämpfenden Outokumpu-Kolleg/innen!

Aber das ist nicht alles

Thyssen-Krupp vor brutalem Job-Kahlschlag!

Voll zur Sache geht es bei Thyssen-Krupp. Was Martina Merz, die Konzern-Chefin, 2019 angekündigt hatte, nämlich 6.000 Stellen zu streichen, gilt nicht länger. Die gut 103.000 Thyssen-Krupp-Beschäftigten weltweit erfahren nun: Der größte Industriekonzern des Ruhrgebiets will nicht mehr 6.000 Stellen abbauen, sondern insgesamt 11.000! Davon mehr als die Hälfte in Deutschland. Betriebsbedingte Kündigungen werden – wie auch (unverändert!) bei Outokumpu – ausdrücklich nicht mehr ausgeschlossen. Man wolle das möglichst vermeiden, so Konzern-Personalchef Burkhard, verlangt aber Zugeständnisse von Betriebsrat und IG Metall, von den Beschäftigten. Den Thyssen-Krupp Kolleg/innen steht das Wasser bis zum Hals!

3.000 Stahlkocher demonstrierten am 16. Oktober in Düsseldorf trotz „Corona“ auf den Rheinwiesen. Sie stehen im Kampf für Arbeit und Zukunft, um eine Zukunft für sich und ihre Familien.

Begann hier nun der konsequente Kampf um jeden Arbeitsplatz und um eine Zukunft für die Jugend? Nein! Die Gewerkschaftsführung gibt vielmehr das Motto aus: „Jetzt muss der Staat ran!“ und nennt eine 25 prozentige Staatsbeteiligung als Ziel. Das heißt: Die Stahlarbeiter sollen für Thyssen-Krupp um Hilfe beim Staat betteln. Es ist freilich längst bewiesen, dass die Arbeitsplätze durch solch einen Staatseinstieg überhaupt nicht sicher werden. Die Erfahrungen bei Salzgitter und Saarstahl zeigen, dass trotz Beteiligung von Landesregierungen die Arbeitsplatzvernichtung weitergeht. Auch der Staat sorgt nur für die Wiederherstellung der Profitabilität (um die sanierten Unternehmen in aller Regel wieder zu privatisieren). Aktuellstes Beispiel Lufthansa:Trotz 9 Milliarden Steuergeldern kündigt sie eine Woche später die Vernichtung von 22.000 Arbeitsplätzen an. Letztlich zahlt die gesamte Bevölkerung dafür, dass Arbeitsplätze vernichtet werden.

Thyssen-Krupp will jetzt das Grob-Blechwerk in Duisburg-Hüttenheim schließen. Duisburg soll eines der ersten Opfer werden, hier stehen 800 Thyssen-Jobs auf dem Spiel. Aber auch hunderte anderer Arbeiterinnen und Arbeiter aus anderen Betrieben geraten so in Gefahr. In den Werken gibt es etliche kleine und mittelständische Dienstleistungsunternehmen, deren Arbeit dann wegfallen könnte. Für Duisburg eine Katastrophe!

Thyssen-Krupp will so Milliarden Euro Kosten einsparen, aber Herr des Verfahrens bleiben. Deshalb fordert die Chefin mal Staatshilfen, mal strebt der Konzern Fusionen an, mal wird auf „grünen Stahl“ auf Basis CO2-freier Wasserstoff-Technologie spekuliert – nur um Milliarden-Hilfen des Staates aus unseren Steuermitteln in die Konzernkassen zu lotsen. Vor allem um Verkaufs- oder Fusionsverhandlungen zu erleichtern („die Braut aufhübschen“). Nichts von all diesen Spekulationen ist im Interesse der Kolleg/innen.

Wir, Arbeiterinnen, Arbeiter, Angestellten können nur den Kampf um die konsequente Verteidigung der Jobs in die eigenen Hände nehmen. Dafür muss gelten:

Eine Perspektive ist notwendig! Wenn immer mehr Jobs beseitigt werden, dann muss die Arbeitszeit grundlegend und nachhaltig herabgesetzt werden, überall, für alle: mindestens auf die 30-Stundenwoche bei vollem Entgelt- und Personal-Ausgleich! Das Kapital insgesamt verfügt über Milliarden, auch wenn einzelne Konzerne in der Krise stecken. Sie realisieren trotz Krise fast überall weiter fette Profite! Die können das zahlen!

Alle Gemeinsam! Alle Stahl-Standorte, alle Hilfsbetriebe, Zulieferer gemeinsam! Solidarität in allen Branchen! Streik ist die einzige Sprache, die das Kapital versteht!

Alle Gemeinsam – das schließt auch das Stadtviertel, das Wohngebiete, die Sportvereine, den Kiosk an der Ecke, den Einzelhandel, die Gastronomie usw. ein. Sie alle leben von unseren Löhnen und sterben, wenn unsre Jobs weg sind! Sie alle müssen mitkämpfen und Solidarität üben! Nehmen wir das in die Hand!

Viele Kolleg/innen fordern heute die vollständige Verstaatlichung der Stahlindustrie, von Thyssen-Krupp und anderen! Wir sagen OK! Alles in Staatshand wäre wirklich ein gewisser Fortschritt, auch wenn wir uns keine Illusionen machen sollten!

In Wirklichkeit bedeutet diese Forderung für viele Kolleg/innen den Wunsch, die Forderung nach einer Enteignung im Interesse der großen Masse, die Überführung dieser Kapitalien in die Hand der Arbeiterinnen, Arbeiter und der Angestellten, unter eine demokratische Kontrolle durch die Werktätigen. Sozialismus! Schluss mit dem Kapitalismus! Diese Auseinandersetzung wird angesichts der immer katastrophaleren Entwicklung – Beispiel Stahlindustrie – unvermeidlich.

Alle gemeinsam gegen das Kapital!