Für den Profit: Aus der Verhinderungspflege wird eine Pflegeverhinderung


Familien mit behinderten Kindern kämpfen darum, durch die Pflegereform nicht schlechter gestellt zu werden; Foto Marcus Aurelius, pexels, gemeinfrei

Gesundheitsminister Jens Spahn werkelt an einer Pflegereform herum. Dabei will er auch die sogenannte Verhinderungspflege für Familien mit behinderten Kindern neu regeln – zu Lasten der Familien. Familien und Pflegeverbände protestieren heftig gegen den Gesetzentwurf.

Das Kuriose ist, dass Spahn das Geld für Kurzzeitpflege erhöhen will, aber nicht zum Nutzen der Familien. Was ist los?

Bisher erhielten Familien bis zu 1612 Euro pro Jahr für die „Verhinderungspflege“. Damit konnten sie Nachbarn, Angehörige oder Unterstützungsdienste bezahlen, wenn sie verhindert waren. Das konnte auf 2418 Euro aufgestockt werden, wenn die Betroffenen professionelle Einrichtungen für die Kurzzeitpflege nutzten. Doch solche professionellen Einrichtungen sind deutlich teurer und unflexibler. Bei manchen Einrichtungen muss man einen Platz ein Jahr im Voraus anmelden. Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, geht das nicht.

Nun will Spahn die finanziellen Mittel auf 3300 Euro erhöhen. Allerdings dürfen nur noch 1320 Euro für die billigere Verhinderungspflege verwendet werden. In der Praxis bedeutet das: Behinderte und ihre Familien erhalten deutlich weniger Unterstützung. Für die 3300 Euro bekommt man erheblich weniger Pflegezeit als bisher. Dafür erhalten professionelle Pflegedienste mehr Aufträge und können mehr verdienen. Für den Profit von Pflegeunternehmen ist das gut. Für die Familien, die sowieso schon stark belastet sind, ist das schlecht.

Die Familien hatten auf mehr Unterstützung gehofft. Nun bekommen sie zwar bei Bedarf mehr Geld, aber das dürfen sie, auch wenn es nicht notwendig ist, an teure Pflegedienste abliefern und erhalten dabei weniger Pflegezeit.

Nicht umsonst hat Jens Spahn als Bankkaufmann gelernt, wie man Geld in die Taschen der Reichen umlenken kann.