Frankreich: Streiks für Lohnerhöhungen bringen Bosse zum Einlenken

Angesichts einer Inflationsrate von 4 % und mehr, die aufgrund des Preisanstiegs prognostiziert wurde, der durch die Gesundheitskrise und den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde, ziehen sich die jährlichen gesetzlich vorgeschriebenen Verhandlungen (NAO) in den Unternehmen unter dem Druck von Streikbewegungen in die Länge. Viele davon dauern länger, um substanzielle Lohnerhöhungen zu erzwingen. Im völligen Bruch mit der Periode der „Erpressung – Arbeitsplatz gegen Lohn“ vor dem Hintergrund von unzähligen Vertragsbrüchen und Abkommen zur Wettbewerbsfähigkeit bleiben die Generalversammlungen der Streikenden (im Rahmen von Gewerkschaftsverbänden oder nicht) eigenständig, was die Durchführung der Aktionen und die Fortsetzung des Streiks betrifft.

Die Welle der erfolgreichen Streiks setzt sich in der Lebensmittelindustrie fort, wie z. B. bei Tipiak (44), wo die Geschäftsleitung nach 20 Tagen Streik gezwungen war, eine Lohnerhöhung von 70,- Euro pro Monat zu gewähren. Bei Faraud Monteux (84) erhielten die Beschäftigten von Charles et Alice (Gemüsekonservenfabrik) nach 12 Tagen Streik 85,- Euro, ein Novum in der Geschichte des Konzerns; bei Bonduelle in Genas (69), einem Unternehmen, das Salatbeutel für die großen Einzelhandelsketten liefert, wurden nach 14 Tagen Streik 4 % zugestanden

In der Metallindustrie werden die Kämpfe um die Löhne in den Konzernen und Tochtergesellschaften durch einen Kampf um die Qualifikationen ergänzt, die durch den neuen Tarifvertrag und die Vereinbarungen zur Auflösung der Tarifverträge auf Departement-Ebene in Frage gestellt werden. Bei Merlin Gérin, dem Konzern Schneider Electric, in Alès (30) streikten 90 % der Arbeiter 10 Tage lang mit Streikposten. Sie erzwangen eine Lohnerhöhung von 2 % und – erstmals in diesem Fall – die Rücknahme einer Vereinbarung zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit um 6 %. Im Schindler-Konzern (Aufzüge) im Zentrum von Vélizy (78) drangen die Streikenden in die Sitzung der Tarifparteien ein und erreichten 200,- Euro; in Sausheim (68) streikten die Kolleg/innen der Standorte im Elsass ebenfalls, ein Novum in der Geschichte des Unternehmens, und protestierten gegen die vom Chef vorgeschlagenen 0,8 %. In der Autokarosseriefabrik MAFrance Aulnay (93) löste das „Angebot“ von 0,10 Euro den Zorn der Arbeiter aus. Sie traten zu 90 % in den Streik und erhielten zum 1. Januar 56,- Euro brutto und eine Einmal-Prämie von 500,- Euro. In den Stahlwalzwerken von LME in Trith-Saint-Léger (59) rückte die Geschäftsleitung nach zwei Tagen Streik 120,- Euro brutto heraus

Der Koordinierungsausschuss der CGT von Cher (18) veröffentlichte in einem Mobilisierungsflugblatt „Metaller, kämpfen wir für unsere Löhne und unsere tarifvertraglichen Errungenschaften!“ zahlreiche Kämpfe, in denen die Streikenden die Bosse zum Einlenken gebracht haben. Bei Herdegen d’Henrichemont (medizinische Geräte) erreichten die Facharbeiter (mehrheitlich Arbeiterinnen) die Festanstellung, erhielten eine Lohnnachzahlung von 900,- Euro und eine Lohnerhöhung von 100,- Euro; …

Der lange Streik der Beschäftigten des Thales-Konzerns verhärtet sich. Bei diesem französischen Monopolisten im strategischen Sektor Verteidigung, Luft- und Raumfahrt und Sicherheit (30.000 Beschäftigte in Frankreich) dauert ein Streik, wie er noch nie dagewesen ist, seit über zwei Monaten an. Die Streikenden lehnen die 3,5 % der Geschäftsleitung ab, während 130 Millionen Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet wurden. Die Mobilisierung an den „Donnerstagen des Zorns“ mit Unterstützung der Gewerkschaften war ein Erfolg. Die Streikenden fordern eine Lohnerhöhung von 6,5 %. An den fünfzig Standorten des Konzerns wie Thalès Alenia Space in Toulouse (2.600 Beschäftigte) organisieren die Generalversammlungen die Donnerstagsstreiks mit Lieferblockaden. Am Donnerstag, dem 10. März, versammelten sich 1.000 Streikende am Hauptsitz in La Défense in Paris, bevor am 5. April eine weitere Versammlung stattfand.

(aus „La Forge“ 04/2022, Zeitung der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichts, PCOF)

Anmerkung: die Zahlen in ( ) bedeuten die jeweiligen Departements.