Frankreich: Bei Umweltprotest Opfer durch Granatbeschuss

Kommuniqué der Eltern von Serge, der Opfer eines Granatenbeschusses wurde und im Koma liegt

Es folgten Kundgebungen am 30. März

Nach einem brutalen Polizeieinsatz gegen eine Demonstration von Umweltschützern, bei dem auch massiv so genannte GM2L-Granaten eingesetzt wurden, wurde ein junger Demonstrant lebensgefährlich verletzt. Die Genossen der PCOF berichteten darüber auf ihrer Homepage.

Wir drucken das öffentliche Kommuniqué der Eltern von Serge ab. Es wird häufig geteilt. In mehreren Städten finden Kundgebungen statt, um die Polizeigewalt anzuprangern, zu deren Opfern auch Serge gehört. Im Oktober 2014 wurde Rémi Fraisse durch eine Granate getötet, als er gegen den Staudamm von Sivens demonstrierte. Danach gab es Gelbwesten, die durch Polizeiangriffe verstümmelt wurden. Es hat nie aufgehört, aber heute verdoppeln sich das Ausmaß und die Intensität der Repression und der Polizeigewalt.

Unser Sohn Serge befindet sich derzeit mit einer „lebensbedrohlichen Prognose“ im Krankenhaus, nachdem er bei der Demonstration am 25. März 2023 in Sainte-Soline (79) gegen die geplanten Bewässerungsbecken durch eine GM2L-Granate 1) verletzt wurde. Wir erstatteten Anzeige wegen versuchten Mordes, vorsätzlicher Behinderung des Zugangs von Rettungskräften; sowie wegen Verletzung des Berufsgeheimnisses im Rahmen einer polizeilichen Ermittlung und wegen Missbrauchs von in einer Datei enthaltenen Informationen. Nach den verschiedenen Artikeln in der Presse, von denen viele ungenau oder irreführend sind, möchten wir Folgendes klarstellen:

– Ja, Serge ist als „S“ 2) registriert – wie Tausende von Aktivisten im heutigen Frankreich.

– Ja, Serge hatte juristische Probleme – wie die meisten Menschen, die gegen das Establishment kämpfen.

– Ja, Serge hat an vielen antikapitalistischen Versammlungen teilgenommen – wie Millionen junger Menschen auf der ganzen Welt, die der Meinung sind, dass eine gute Revolution nicht zu viel wäre, und wie die Millionen von Arbeitern, die derzeit in Frankreich gegen die Rentenreform kämpfen. Wir sind der Ansicht, dass es sich hierbei keineswegs um kriminelle Handlungen handelt, die unseren Sohn in den Schmutz ziehen würden, sondern dass diese Handlungen ihm im Gegenteil zur Ehre gereichen.“

Die Eltern von Serge, 29. März 2023

Auf Initiative der Confédération Paysanne 3) wurde vor der Präfektur des Departements Aude (Carcassonne) eine Versammlung organisiert, um die Polizeigewalt anzuprangern. Es waren etwa 100 Personen anwesend, darunter Aktivisten der Confédération Paysanne, der FSU, von Sud, Extinction Rebellion, der Gelbwesten, … der PCF und unserer Partei. Viele junge Leute nahmen teil. Nach einer Rede der Conf‘ (Confédération Paysanne) unterhielt ein kämpferischer Chor die Versammlung mit vielen alten und neuen revolutionären Liedern. Es wurde eine Schweigeminute für die Opfer der Polizeigewalt abgehalten und es wurde ein Termin für eine Blockadeaktion am nächsten Tag im Rahmen der Mobilisierung gegen die Rentenreform vereinbart.

Anmerkungen:

1: Tränengas-Granate, die gleichzeitig ein lautes Geräusch (bis 160 db) verursacht und taub machen kann.

2: von der Polizei als „gefährlich“ eingestufte Person

3: Bauerngewerkschaft mit ca. 10 000 Mitgliedern, etwa mit ABL in Deutschland vergleichbar

(Übersetzung von https://www.pcof.net/communique-des-parents-de-serge-dans-le-coma-victime-dun-tir-de-grenade/)