160-300 Milliarden Euro Schulden Deutschlands an Griechenland „vergessen“

Als der deutsche Imperialismus 1941 bis 1944 Griechenland besetzte, nahm er bei der griechischen Staatsbank einen Zwangskredit. Damit wurden die Kosten der Besatzung wie Verpflegung und Sold finanziert. Mit Zins und Zinseszins wären heute 54 Milliarden Euro fällig.

Griechenland musste den Naziterror selber bezahlen, bei dem 130.000 Zivilisten ermordet, 70.000 Juden in KZs verschleppt und dort umgebracht wurden und 300.000 Griechen erfroren und verhungerten, weil die Besatzer Lebensmittel und Brennstoffe beschlagnahmten.

Während der faschistischen Besatzung wurden eine halbe Millionen Wohnungen, die Hälfte der Industrieanlagen sowie dreiviertel der Straßen zerstört. Die dafür fälligen Reparationen würden aktuell je nach Schätzung zwischen ca. 108 Milliarden und 240 Milliarden Euro betragen.

Demnach schuldet der deutsche Imperialismus Griechenland zwischen 160 und 300 Milliarden Euro. Doch die deutsche Regierung hat diese Schulden „vergessen“. Die Bundesregierung lässt verlauten, dass sich diese Frage nach den deutschen Staatsschulden fast 70 Jahre nach Kriegsende nicht mehr stelle. Und die griechische Regierung schweigt. Während gerade der deutsche Imperialismus gnadenlos die Rückzahlung der griechischen Schulden fordert und dafür vor allem die Arbeiterklasse in diesem Land ins Elend stürzt, ist dieselbe Bundesregierung bei der Rückzahlung ihrer Schulden und des Zwangskredites ausgesprochen lasch und großzügig. So werden die Plünderungsfeldzüge der faschistischen Wehrmacht nachträglich legitimiert.

Laut Wikipedia betrug 2012 der Schuldenstand Griechenlands 303,91 Mrd. Euro. Mit den ausstehenden Schulden des deutschen Imperialismus wären diese Schulden mindestens halbiert oder gar komplett getilgt.

 

Leserbrief zum AZ-Artikel vom 28.Mai 2013 über ausstehende Schulden gegenüber Deutschland.

 

Der Artikel legt nahe, dass Griechenland vom „Deutschen Imperialismus“ noch Gelder in Höhe von bis zu 300 Milliarden Euro als Entschädigung für Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg zu bekommen habe, bzw. diese mit den aktuellen Schulden Griechenlands zu verrechnen seien.

So einfach sich die Sache anhören mag, so falsch wäre sie in der Konsequenz. Der Autor sollte sich darüber im Klaren sein, dass eine solch gewaltige Summe nicht aus dem Staatshaushalt der BRD zu begleichen wäre. Sie wäre nur aufzubringen, wenn man die Menschen in diesem Land enteignen würde. Da man Kinder, Rentner und Bezieher von Sozialleistungen kaum zur Kasse bitten kann, wären das rund 10.000,- Euro für jeden Erwerbstätigen, auch für jeden Türken, Griechen, etc., die ja nun wahrlich genau so viel für die Ereignisse aus dieser Zeit Schuld tragen, wie der Rest der deutschen Bevölkerung.

Niemand sollte die Augen vor der Tragik des Zweiten Weltkrieges verschließen, aber solche Summen würden in Deutschland zur Verelendung führen.

Die Position von Arbeit Zukunft ist doch gerade das Volk vor den Klauen des Finanzkapitals zu schützen, weshalb auch die Berechnung von „Zins und Zinseszins“ im Artikel eines Kommunisten unwürdig ist.

Gerade durch die Erfahrungen des verhängnisvollen „Friedensvertrag von Versailles“, in dem die Siegermächte am Ende des Ersten Weltkriegs Deutschland unerfüllbare Tributzahlungen abverlangt haben, hat die Geschichte gezeigt, dass dies zu Massenelend und Hungertoten geführt hat.

Auf der Reparationskonferenz 1945 in Paris hat die Sowjetunion eine Gesamtreparationssumme Deutschlands in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar vorgeschlagen. Die griechische Übergangsregierung hat davon die Hälfte gefordert, womit die Forderung von bis zu 300 Mrd. erst einmal zurecht gerückt wäre.

Der Artikel verschweigt auch, dass 1990 mit dem „Zwei-plus-Vier-Abkommen“ sich völkerrechtlich alle Reparationszahlungen erledigt haben, es also keinen Rechtsanspruch Griechenlands gibt. Tatsächlich hat die BRD an Griechenland auch Reparationen geleistet. Auf der Pariser Konferenz wurde Griechenland ein Anteil von 4,5% an den materiellen deutschen Reparationsleistungen zugestanden und 2,7% an anderen Formen von Kriegsentschädigungen, was heute in etwa zwei Milliarden Euro entsprechen würde.

Auch wenn kein Menschenleben in Geld aufzuwiegen ist, so ist der Gedanke an Wiedergutmachung nachvollziehbar. Man mag den Ausgleich als zu gering ansehen, aber Griechenland hat diesen Zahlungen zugestimmt und auch einem Verzicht auf weitere Zahlungen.

Bekanntlich lag Deutschland am Ende des Zweiten Weltkriegs in Trümmern, verlor große Gebiete seines Staatsgebietes und hatte noch mit Millionen Hungertoten nach dem Ende der Kampfhandlungen zu kämpfen. Im Osten wurde mit Hilfe der Sowjetunion versucht ein ganz anderes Deutschland aufzubauen.

Vielleicht hat der Autor den Artikel geschrieben um die Doppelmoral des „Deutschen Imperialismus“ anzuklagen. Soweit auf den ersten Blick nachvollziehbar, aber nicht bedacht, dass das Geld ja nicht vom „Deutschen Imperialismus“ gezahlt wird, sondern vom deutschen Steuerzahler. Die Gelder die Griechenland schuldet, schuldet Griechenland ja nicht dem deutschen Steuerzahler, sondern Banken, die nicht mal deutsch sind. Die Schulden Griechenlands kommen vor allem daher, dass die deutsche Wirtschaft es verstanden hat ihre Produkte gegen Kredit nach Griechenland zu verkaufen.

Der Bürge für diese Kredite, wie auch für die Wetten des internationalen Finanzkapitals, ist der deutsche Steuerzahler, der wie gesetzlich beschlossen, mit seinem Bankguthaben und mit seiner Arbeitskraft dafür herhalten muss.

So ist der griechische Werktätige, wie der deutsche Werktätige, Opfer des internationalen Finanzkapitals.

Daher ist es die Aufgabe eines Kommunisten sich schützend vor den Arbeiter zu werfen, anstatt ihn dem gierigen Maul des Finanzkapitals zu überlassen, wie es der Artikel unbeabsichtigt fordert.

Anstatt über alte Rechnungen zu schachern, gilt es den Sturz des internationalen Finanzkapitals zu fordern, die Streichung der Staats- und Wettschulden. Anstatt die Spareinlagen der Werktätigen dem Kasinokapitalismus zu opfern, müssen wir fordern sie zu schützen.

 

Anmerkung der Redaktion:

Der Beitrag in „Arbeit Zukunft online“ war, wie der Leserbriefschreiber richtig vermutet, nicht dazu gedacht, die Frage von Reparationen zu klären. Er sollte vielmehr auf die verlogene Doppelmoral hinweisen. Der deutsche Imperialismus – und natürlich nicht die Arbeiterklasse oder das Volk – sind bei den griechischen Schulden, die ja ebenfalls nicht von der griechischen Arbeiterklasse und dem Volk gemacht wurden, völlig gnadenlos. Während sie es bei den Reparationen gern hingenommen haben, dass mit dem geschlagenen Deutschland gnädig umgegangen wurde, dass auf eine Enteignung der Kriegsverbrecher, wie im Potsdamer Abkommen vorgesehen war, verzichtet wurde und auch die Reparationen sehr niedrig angesetzt wurden, kennen sie selber keinerlei Gnade. Selbstverständlich kann man bei Griechenland dieselben Argumente vorbringen wie bei der Frage der Reparationen. Es ist völlig klar, „dass eine solch gewaltige Summe nicht aus dem Staatshaushalt“ Griechenlands erbracht werden kann. Also muss die Arbeiterklasse und das Volk zahlen. Die Schuldigen gehen unbeschadet aus der Sache hervor, so wie auch der deutsche Imperialismus aus seiner Niederlage im zweiten Weltkrieg hervorging. Hier zeigt sich auch, wie der deutsche Imperialismus zweierlei Maß nimmt – immer zu seinen Gunsten. Das ist auch einer der Gründe, warum Merkel und die Großmacht Deutschland in Europa so verhasst sind und auf Plakaten und Karikaturen mit den Nazis gleich gestellt werden. Natürlich nutzen reaktionäre, nationalistische Kräfte so etwas auszunutzen. Der Beitrag in „Arbeit Zukunft online“ wendet sich gerade dagegen, vor allem gegen den deutschen Nationalismus. Er ist auch ein Appell an die deutsche Arbeiterklasse und an das deutsche Volk, sich nicht der primitiven Hetze gegen das griechische Volk anzuschließen, sondern die Augen für die Verbrechen ihres eigenen Imperialismus zu öffnen. Und da gibt es noch einiges zu tun. Denn leider gibt es nicht unbeträchtliche Teile der Arbeiterklasse, die dieser nationalistischen Hetze erliegen. Sie sind froh, dass sie zu den „Starken“ in Europa gehören und wenden sich gegen die Schwachen. Zu einem gewissen Grad profitieren sie sogar von dieser Stärke und nehmen das gern hin. Eine solche Haltung ist ausgesprochen schädlich, vor allem für die Betroffenen selbst. Denn der deutsche Imperialismus und mit ihm das Finanzkapital werden auch der deutschen Arbeiterklasse und dem Volk ihre Rechnung präsentieren. Deshalb ist Solidarität gegen die gemeinsamen Feinde, den deutschen Imperialismus und das Finanzkapital, dringend notwendig.