Kein Mensch ist illegal! Bericht vom Sommercamp der DIDF-Jugend

Anfang August (31.07.-09.08.) trafen sich ca. 150 Jugendliche aus verschiedenen Ländern beim traditionellen Sommercamp der DIDF-Jugend (Jugend der Föderation demokratischer Arbeitervereine). Die Teilnehmer waren mehrheitlich türkisch- und kurdischstämmige Mitglieder und Freunde der DIDF-Jugend aus Österreich, Deutschland, Frankreich und der „Day-Mer Youth“ aus Großbritannien. Wir nahmen mit mehreren Genossen teil und brachten uns, so gut es ging, mit ein. Doch die DIDF-Camps waren und sind keine reinen Aktivistencamps. Hier konnte man auch viele junge Menschen treffen, die über Freunde und Bekannte mobilisiert wurden und zum ersten Mal etwas mit der DIDF-Jugend unternahmen. Das Camp fand in Döbriach am Millstädter See in Österreich – mitten in den idyllischen Kärntner Alpen – auf dem Zeltplatz der „Roten Falken“ statt.
Die Jugendlichen organisierten eine Woche lang ihren Alltag selbst. Sie trafen sich in Basisgruppen (Arbeiter, Studenten, …), organisierten Fußballspiele, drehten Videoclips für das „Camp-TV“, studierten in der Musik-AG einen Auftritt ein, lernten Kampfkunst, bearbeiteten Speckstein oder schrieben für die Campzeitung („Kamp Atesi“, dt. Lagerfeuer). Aber natürlich mussten auch unangenehme Aufgaben erledigt werden, in der Küche geholfen, geputzt und Nachtwache geschoben werden… Bemerkenswert war dabei der Enthusiasmus mit dem die Teilnehmer in den AGs teilweise bis spät in die Nacht arbeiteten, um die Resultate (zum Beispiel die nächste Ausgabe von „Kamp Atesi“) präsentieren zu können. Für viele boten die AGs auch eine willkommene Gelegenheit, um zum ersten Mal Erfahrungen beim Schreiben, Singen oder dem Umgang mit Videosoftware zu sammeln.
Neben den AGs wurden täglich auch mehrere Seminare mit politischem Inhalt angeboten. So berichtete z.B. ein Genosse von der türkischen Arbeiterpartei (EMEP) über die Situation in der Türkei nach dem Terroranschlag gegen sozialistische Jugendliche in Suruc. Die Regierung von Präsident Erdogan nutzte den Anschlag als Vorwand, um Stellungen der PKK anzugreifen und die linke Bewegung durch Verhaftungen, Razzien und andere Repressionen massiv unter Druck zu setzen. In der Türkei wurde daher ein Friedensblock, unter Beteiligung der HDP, vieler linker Organisationen, der EMEP und Gewerkschaften, gegründet. Ein anderer Themenschwerpunkt war – gemäß dem Campmotto „Kein Mensch ist illegal!“ – die Situation von Flüchtlingen, Fluchtursachen und der Kampf gegen rassistische Bewegungen. Beispielsweise kam es bei einem weiteren Seminar zu einem regen Erfahrungsaustausch über den Kampf gegen PEGIDA in den unterschiedlichen deutschen Städten. Es war interessant zu sehen, dass es in manchen westdeutschen Städten wie Frankfurt durch breite Bündnisse, die zu Blockaden mobilisierten, durch sehr gute Organisation und Hartnäckigkeit gelang zu verhindern, dass sich PEGIDA bzw. ihre Ableger etablierten.

DIDF-Jugendcamp 2015, Döbriach: Intensive Diskussion über Ukraine-Krise

Genossen von Arbeit-Zukunft organisierten zwei der Seminare. Im Seminar über die „Rolle der BRD im Ukraine-Konflikt“ zeichneten wir die Geschichte des Bürgerkriegs in der Ukraine ab 2013 nach und stellten einige krasse Beispiele für die Einmischung deutscher, europäischer und amerikanischer Politiker in den Machtkampf um die Ukraine vor. Dabei arbeiteten wir die Strategien der unterschiedlichen Akteure (BRD/EU, USA & Russland) heraus. Obwohl die Gefahr eines Krieges mit Russland durch die imperialistische Einmischung, die Assoziierung der Ukraine mit der EU und das Säbelrasseln der NATO gefährlich zugenommen hat, gelang es leider nicht eine breite Antikriegsbewegung in Deutschland zu verankern. Im Seminar führten wir diesen Zustand auf das Fehlen einer einflussreichen Arbeiterpartei, die erst noch aufgebaut werden muss, zurück. Schließlich endete das Seminar mit einer angeregten Diskussion über die Grundlagen der Bündnisarbeit für die Herstellung einer solchen breiten Antikriegsfront.
DIDF-Jugendcamp 2015, Döbriach: Viel Interesse an Vortrag zur EU

In einem weiteren Seminar über „Griechenland und die Europäische Union“ berichtete ein Genosse über die Entstehung und Entwicklung der EU. Er vermittelte glaubwürdig wie sich die BRD langsam aus ihrer untergeordneten Rolle nach dem II. Weltkrieg lösen und u.a. mit Hilfe der EU wieder zu einer imperialistischen Großmacht aufsteigen konnte. Diese Großmacht kann heute in verschiedene verschuldete EU-Mitgliedsstaaten, insbesondere Griechenland, direkt hineinregieren und versucht der griechischen Arbeiterklasse ein Sparpaket nach dem anderen aufzudrücken. Der Genosse entlarvte dabei die Propaganda von den „Hilfsleistungen“ und den „faulen Griechen“. Zum Schluss machte der Referent noch darauf aufmerksam, dass es wichtiger ist in Deutschland gegen die Spar- und Ausplünderungspolitik, sowie den weiteren Aufbau der EU aktiv zu werden als nur über den Charakter der SYRIZA-Regierung in Griechenland zu philosophieren. Das Seminar erhielt sehr viel Beifall. Desweiteren konnten wir auch einen Büchertisch von Arbeit-Zukunft aufbauen, der sehr gut angenommen wurde. Viele junge Menschen interessierten sich besonders für die Klassiker des Marxismus-Leninismus.
Durch die vielen AGs, Seminare und Basisgruppentreffen war der Zeitplan recht straff, wollte man an jeder Veranstaltung teilnehmen. Doch es lohnte sich, auch die Umgebung des Camps zu erkunden. Der Zeltplatz lag in einem Tal und direkt am Millstädter See. Viele Teilnehmer nutzen die Gelegenheit zum Baden. Einen Tag nahmen wir uns komplett frei: der Großteil des Camps unternahm einen Tagesausflug nach Venedig. Andere blieben in Döbriach, wanderten in den umliegenden Bergen oder entspannten sich.
Am Samstag, dem 8. August, gab es ein großes Abschlussfest und die meisten Teilnehmer reisten bereits in der Nacht ab. Für uns steht fest, dass wir beim nächsten DIDF-Sommercamp wieder dabei sein werden und wenn möglich noch Freunde mitbringen!
rh

Aus der Campzeitung „Kamp Atesi“ (Lagerfeuer):

Die Wahrheit über unseren Kampf
von Nudelpfanne

Unser Kampf ist umsonst.
Niemand soll jemals behaupten,
wir kämpfen für Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität.
Das ist eine Lüge. Die Wahrheit ist,
unser Kampf ist ein Fehlschlag.
Zu denken, dass wir erfolgreich sein werden
ist eine grausame und falsche Vorstellung. Wir wissen alle,
Faschismus, Unterdrückung und Völkermord
ist die Antwort auf unsere Probleme
Für Nächstenliebe, Einfühlsamkeit und Recht zu kämpfen,
ist eine unsägliche Dummheit
Unseren Kampf zu vergessen,
Wird uns vielleicht schwer fallen, aber wir müssen es versuchen.
Unsere Welt zu bessern
Das haben wir nie getan
Aufgeben
ist unsere Natur.
Die harte Arbeit und das Streben nach Frieden
Das ist Unfug.
Wir wissen,
dass Faschisten behaupten unser Kampf wäre umsonst
Vielleicht ist es wahr.

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