Die Rolle der Pharmakonzerne

Nach
der Rentenreform will sich die Bundesregierung nun an die lange angekündigte
Reform des Gesundheitsystems machen. Die Konzerne, die unter dem Druck
stehen, dem Fall ihrer Profite entgegenzuwirken, haben ein Interesse die
berühmten Lohnnebenkosten, also Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung,
Pflegeversicherung und eben die Krankenversicherung, so gering wie möglich
zu halten. Diesem Interesse versucht die Bundesregierung zu entsprechen,
aber auch angesichts von bald 5 Millionen Arbeitslosen, hat die Regierung
ein eigenes Interesse die wachsenden Ausgaben zu reduzieren. Bekanntlich
ist der Staat ja pleite. Dieser Geldmangel ist auch in den wissenschaftlich-medizinischen
Einrichtungen zu spüren.

Staatliche Forschungsgelder gibt es kaum noch. So wird die klinische
Forschung de facto von den Pharmakonzernen gesteuert. So manche ärztliche
Klinikkarriere ist heute an die Gewinnung von Pharmaaufträgen gebunden.
So gibt es nicht nur sachliche, sondern auch persönliche Abhängigkeiten.
Was der Staat aber als Privatfinanzierung rühmt, kommt ihn teuer
zu stehen, denn Wirkstoffe und Medikamente, ob in Klinken oder der Pharmaindustrie
entwickelt, unterliegen einem Patentschutz von 6-1 Jahren.

Das garantiert Maximalprofite. So liegt die Profitrate beim Branchenführer
Pfizer bei 28%. Zum Vergleich erwirtschaftet Daimler-Chrysler ungefähr
5%. Medizin ist eben teuer, aber ein Mercedes auch. Wie der Preis für
ein Medikament zu Stande kommt schildert der Konzernsprecher von Schering-Plough,
Roberto Consalvo recht offen: „die Preise richten sich nicht nach
den Herstellungskosten, sondern danach, welchen Wert sie den Patienten
bringen“. Den Tod vor Augen wird jeder Patient wohl sein sprichwörtliches
letztes Hemd geben, doch oft bleibt die Rettung sogar verwehrt. Obiger
Konzern hat sich die Exklusivrechte für das einzig wirksame Medikament
gegen Hepatitis C für drei Jahre gesichert. Hepatitis C ist eine
Virusinfektion die eine chronische Entzündung der Leberzellen hervorruft
und zur Zirrhose und Krebs führen kann. Das Medikament kostet hundertmal
mehr als die Herstellungskosten und so kostet eine neunmonatige Therapie
17.000 Euro pro Patient. Bei 400.000 an Hepatis C Erkrankten in Deutschland
wäre das Gesundheitssystem mit 6,8 Milliarden Euro hoffnungslos überfordert.
Zum Vergleich, die Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für
Arzneimittel betragen über 23 Mrd. Euro – mehr als die Honorarkosten
der 120.000 niedergelassnen Ärzte. Das hat zur Folge, daß nur
10.000 Patienten mit diesem Medikament behandelt werden, was gerade der
Zahl der jährlichen Neuerkrankungen entspricht.

Die Arzneimittelausgaben sind in den letzten zehn Jahren um 8,8 Mrd.
Euro gestiegen. Gerne wird dies von der Pharmaindustrie damit begründet,
daß viele neue Medikamente entwickelt wurden und ein sehr hoher
Forschungsaufwand betrieben wird. Die Wahrheit ist, daß gerade mal
15% der seit 1990 zugelassenen 1035 Präperate neue Wirkstoffe enthielten,
die die Behandlung verbessern. Die Pharmaindustrie gibt übrigens
doppelt soviel Geld für Marketing aus, wie für die Forschung.
Ein Drittel ihres Personals ist nur für den Verkauf zuständig,
womit der eigentliche Sinn klar ist, Profit zu erzielen, wie es der Kapitalismus
fordert.
(J.T.)