Michael Moore, Fahrenheit 9/11 – auf den Bush geklopft

Am 29.7.04 ist in den deutschen Kinos der neue Film von
Michael Moore „Fahrenheit 9/11“ angelaufen. Das Gesamturteil vorweg: Man sollte
sich diesen Film unbedingt ansehen! Es lohnt sich!

 

Schon der Vorspann des Films spricht Bände: Da sitzt Mr.
President Bush vor Fernsehkameras und wartet auf seinen Einsatz – man hat den
Eindruck da sitzt eine hohle Marionette. Dieser Eindruck wiederholt sich. So
zeigt Michael Moore in seinem Film, wie Bush die Nachricht von den Attentaten
vom 9.11. erhielt und darauf reagierte:

Bush entscheidet, einen Fototermin in einer Schulklasse
einfach fortzusetzen. Kein Entsetzen oder Panik ist spürbar. Da sitzt wieder
eine hohle Marionette, die sieben Minuten lang auf ihrem Stuhl Schülern beim
Vorlesen aus „Meine kleine Ziege“ zuhört.

Brutal sind die Bilder vom Krieg. Moore präsentiert all die
Aufnahmen, die das amerikanische Kriegsministerium gern der Weltöffentlichkeit
vorenthalten würde: Verbrannte Leichen, verstümmelte Kinder, Misshandlungen von
Gefangenen.

Michael Moore zeigt Menschen, die sich durch den Krieg
verändert haben. Menschen, die begeistert in den Krieg zogen und
desillusioniert zurückkamen – manche als Krüppel. Er zeigt Familien, die
jubelten, als ihr Sohn oder Tochter als Held in den Irak geschickt wurden, und
die nun am Grab ihres Kindes die Frage stellen, wofür es sterben musste.

Schonungslos deckt Michael Moore die Verlogenheit der
herrschenden Klasse auf. So berichtet er, dass nur ein einziger
Kongressabgeordneter ein Kind als Soldat im Irak hat. Er stellt sich mit
Mitstreitern vor den Kongress und sammelt mit Mitstreitern bei Abgeordneten
Unterschriften dafür, dass diese als Vorbild ihre Kinder zuerst in den Irak
schicken sollten. Er erhält nicht eine einzige Unterschrift. Die Abgeordneten
beschimpfen ihn, flüchten, verstecken sich – echte Maulhelden.

Er zeigt die Hintermänner der Großkonzerne, die die
Marionette Bush steuern und den Krieg wollten, um Riesenprofite zu machen. Auf
einer Versammlung mit diesen Leuten erklärt Bush: „Hier sind die Reichen,
die Superreichen. Manche sagen, das sei die Elite. Ich sage, das ist meine
Basis!“
Treffender kann man das auch nicht mehr sagen. Er bringt Aufnahmen
von einem Seminar der US-Regierung mit Geschäftsleuten über den „Aufbau des
Irak“. Der Regierungsvertreter verspricht den Unternehmern Profite, Profite,
Profite und meint: „… und das Beste: die Regierung zahlt alles!“ Ein
Unternehmer wird interviewt. Er meint: „Die Zeiten werden leider noch
besser: Gut fürs Geschäft, schlecht für die Menschen.“
Wie Recht er hat!

Michael Moore zeigt auch drastisch, wer im Krieg für die
Profite der Reichen bluten muss. Er begleitet Werber der Army, die in
Armenvierteln Jugendliche ohne Arbeit, ohne Ausbildung mit Versprechungen in
die Armee locken. In die Wohnviertel der Reichen gehen sie nach ihren eigenen
Aussagen nicht, weil dort kaum jemand Interesse hat, in den Krieg zu ziehen.
Die haben Jobs, die haben Geld, denen geht es gut. Sie haben es nicht nötig,
ihr teures Leben für ein paar Dollar und vage Hoffnungen auf eine Ausbildung
aufs Spiel zu setzen.

Bedauerlich ist eine eigentlich nur, dass Michael Moores
Film und sein konkretes Handeln mehr als widersprüchlich sind. Im Film zeigt
er, wie auch die demokratischen Kongressabgeordneten dem Irak-Krieg zustimmen
und ihn rechtfertigen. Er zeigt, dass auch sie nicht ihre Kinder in den Krieg
schicken, sondern lieber die Ärmsten der Armen. Und doch nahm er jetzt am
Wahlkongress der Demokraten teil, um seine Unterstützung für deren
Präsidentschaftskandidaten Kerry zu bekunden, der sich zum Irak-Krieg
windelweich äußert und ihn fortführen will.

 

Informationen zum Film mit Bildern, Plakaten und Videoclips
unter

http://www.fahrenheit911.com/about/

Bush in der Schule