Zur Diskussion gestellt: Weltkrieg ?

            Auf
allen vier Kriegsschauplätzen in der Region des Nahen und Mittleren Ostens
haben sich die Kämpfe gegen die Besatzer verschärft und ausgeweitet.

            Seit
Anfang April trat der Krieg im Irak gegen die Truppen von 36 Besatzerstaaten
unter dem Kommando der anglo-amerikanischen Imperialisten in eine neue Phase.
Größere Einheiten der Volkskämpfer attackierten die fremden Soldaten, fügten
ihnen Niederlagen zu, befreiten Städte und Stadtteile. Sie brachten Bush in
arge Bedrängnis. Spanien, Norwegen, Philippinen, Honduras, die Dominikanische
Republik und Kasachstan zogen ihre Truppen ab. Tonga und 3.000 südkoreanische
Soldaten werden an ihre Stelle treten. Aus einer Koalition der Willigen ist
eine Koalition der Wackligen geworden.

            Die
USA wollen ihren Krieg jetzt in ihrer Not doch multinational gestalten. Sie
wollen ihre Rivalen Deutschland und Frankreich wieder einbinden und zwar
mittels der Nato, deren Mitglieder großteils bereits auf dem Kriegsschauplatz sind.

            Der
älteste Konfliktherd in der Region, Palästina, ist durch die brutale
Unterdrückungs- und Besatzungspolitik der Israelis in den letzten Wochen
mächtig angeheizt worden. Vor allem der Mauerbau, weitgehend auf
palästinensischem Gebiet, sorgt für neuen Zündstoff. Das gequälte
palästinensische Volk leistet einen heldenmütigen Widerstand.

            Der
dritte Kriegsschauplatz liegt in Afghanistan. Die Truppen werden laut
Nato-Beschluss kräftig aufgestockt, da die Unruhen und Kämpfe zugenommen haben.
Die Vergangenheit hat gerade in Afghanistan gezeigt, dass die Verstärkung
ausländischer „Kreuzzugs“-truppen  das
Gegenteil von Sicherheit und Ordnung bewirken.

            Im
vierten Kriegsgebiet, Tschetschenien, kam es nach der Tötung des russischen
Statthalters und dem folgenden Rachefeldzug der russischen Besatzer zu einer
neuen Eskalation. Ende Juni  griffen
größere Verbände der Tschetschenen und Inguschen gleichzeitig in neun Orten
Inguschetiens die Polizeistationen der Besatzer und deren Freunde an. Es waren
die größten Kämpfe in dieser Teilrepublik seit dem Beginn des
Tschetschenienkrieges vor 10 Jahren. Der Kaukasuskrieg weitet sich aus.

            Sämtliche
Staaten der Region sind mehr oder weniger in diese Kriege verwickelt. Die
Flammen züngeln bereits in Saudi-Arabien, Syrien, Georgien und Pakistan. Wenn
man alle Länder zusammenrechnet, die an den vier Kriegsschauplätzen mit
Besatzertruppen stehen, mit oder ohne UNO-Mandat, und man die direkt oder
indirekt mit betroffenen Nachbarstaaten mitzählt, wird man auf die Zahl 60 bis
70 kommen. Das ist ein Drittel der Länder dieser Erde. Wenn man die Tendenz zur
Ausbreitung, Verschärfung und Vertiefung der Kriege mitberücksichtigt, so kann
meines Erachtens das Fazit nur lauten: Die Menschheit befindet sich bereits in
den Anfängen eines Weltkrieges.

 

eni 

 

Leserbrief:

Liebe Freunde,

leider kann ich die Thesen von
eni in ihrer Konsequenz nicht nachvollziehen.

Zustimmen kann ich ihm bei der
Aufzählung der umfangreichen neokolonialen Kriege. Bestätigen muss ich auch die
Tendenz zu deren Ausweitung. Die verschiedenen imperialistischen Mächte
verstricken sich immer tiefer in diese von ihnen angezettelten und geschürten
Kriege. Allerdings halte ich die Konsequenz für falsch, darin die Anfänge eines
dritten Weltkrieges zu sehen. Solche kolonialen und neokolonialen Kriege hat es
seit Bestehen des Imperialismus immer wieder gegeben. Bereits in der „Erklärung
der Organisation für den Aufbau einer kommunistischen Arbeiterpartei“ vom
Februar 2003, die ja Grundlage der Arbeit von „Arbeit Zukunft“ ist, steht:
„Weltweit toben bereits 30 lokale Kriege. Die Gefahr weiterer Kriege wächst.“
Diese Entwicklung wurde also bereits damals realistisch gesehen. Allerdings
wurde daraus nicht auf einen aktuell stattfindenden Weltkrieg oder seine
Anfänge geschlossen. Die beiden bisherigen Weltkriege zeichneten sich gerade
dadurch aus, dass es keine Kolonialkriege waren, sondern Kriege zwischen den
imperialistischen Mächten. Dies bestätigte auch die These von Lenin, dass die
Imperialisten hauptsächlich die Annexion industrieller Gebiete betreiben, um
den imperialistischen Gegner niederzukämpfen. Er meinte auch, dass es ihnen
nicht in erster Linie um „agrarische Gebiete“ (so bezeichnete er die Kolonien)
ging. Ein Weltkrieg, der zwischen imperialistischen Mächten stattfindet, hat
eine ganz andere Qualität, was das Ausmaß, die Art und die Perfektion des
Mordens und Kriegführens angeht. Im 1. Weltkrieg wurden unter Einsatz aller
ökonomischen, militärischen und politischen Kräfte der beteiligten Großmächte
ca. 6 Millionen Menschen ermordet. Es war der erste sozusagen „industrielle
Krieg“ mit Fließbandabschlachterei von Menschen. Im 2. Weltkrieg wurde dies
noch perfektioniert. Über 50 Millionen Menschen wurden für den Großmachtwahn
des deutschen Imperialismus geopfert. In diesen Weltkriegen stießen Großmächte
mit allen Mitteln aufeinander. Diese Qualität wird bei den gegenwärtigen
neokolonialen Kriegen in keiner Weise erreicht. Das heißt nicht, dass sie
unbedeutend sind. Tatsächlich kann der Krieg im Irak für den US-Imperialismus
ein ebenso großes Desaster werden, wie es der Afghanistan-Krieg für den
schwächer werdenden russischen Imperialismus war. Die derzeitigen Kriege können
durch den Kampf der Völker, die Schwächung der imperialistischen Mächte auch zu
Verschiebungen im inner-imperialistischen Machtgefüge führen und so
letztendlich den Kampf unter den Imperialisten gewaltig verschärfen. Das kann
auch zu einem neuen Weltkrieg, zu einem Krieg zwischen den verschiedenen
imperialistischen Mächten führen. Ein solcher dritter Weltkrieg wäre bei den
heutigen militärischen Mitteln eine Bedrohung für die ganze Menschheit. Er
hätte ganz andere Dimensionen als die derzeitigen lokalen Kriege! Deshalb
müssen wir dem Imperialismus und den imperialistischen Kriegen mit aller Kraft
entgegentreten und uns für die Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht der
Völker, für den Abzug der deutschen Truppen aus dem Ausland einsetzen.

Die richtige Beschreibung der
gegenwärtigen Situation durch eni sollte auch zu richtigen Konsequenzen führen.

In diesem Sinne

Solidarische Grüße