Korrespondenz: HDW Kiel: Gipfel der Scheinheiligkeit

In den Kieler Nachrichten vom 22. Oktober fand ich einen
Leserbrief den ich euch nicht vorenthalten möchte. Er bezieht sich auf den
Verkauf der Kieler Großwerft HDW (AZ berichtete davon am 8. Okt.)

 

„Der Gipfel der
Scheinheiligkeit ist erreicht, wenn Herr Mädel von der IG Metall mit großen
Worten versucht, die Verantwortung zu der Entwicklung der Werft in Richtung der
Konzerne und Manager zu schieben. Er und der Betriebsrat waren vor Jahren
maßgeblich daran beteiligt, dass bei HDW die Liquidität von einer Mrd. DM in
Richtung Babcock verschoben wurde. Der seinerzeitige Vorstand wehrte sich gegen
diesen Abfluss des Geldes wohl wissend, was damit geschehen sollte.

Hintergrund: Der
Konkurs der Babcock im Stammland der Herren Frenzel/ Lederer/ Neuber stand an.
Da in NRW die Landtagswahlen und anschließend die Bundespräsidentenwahlen zu
gewinnen waren, wollte man in der Öffentlichkeit keinen Ärger haben und es
wurden alle Fäden gezogen, um einen Konkurs zu vermeiden. Und da kam man
schnell auf die eine Mrd. DM, sie als Anzahlung von Kunden auf den HDW-Konten
standen. Also musste man an das HDW-Geld heran. Die Preussag verkaufte ihre
HDW-Anteile kurzerhand an die klamme Babcock. Das verstand in der
Öffentlichkeit schon damals niemand, auch die KN nicht. Nun war man nahe am
Geld. Der HDW-Vorstand wollte nicht, siehe oben. Eine Woche später war das Geld
unter einem neuen Vorstand weg. Babcock wurde ohne Schwierigkeiten über die anstehenden
Wahlen gebracht und ging anschließend doch in unvermeidbaren Konkurs. Der
Konkursverwalter der Babcock stellte damals fest, das diese Firma schon seit
zwei Jahren pleite war, d. h. bevor sie bei HDW einstieg. Die
Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt noch heute wegen Konkursverschleppung
gegen die Verantwortlichen.

Im Ergebnis hat die
HDW aus dem strukturschwachen Kiel/Schleswig-Holstein das Land NRW in den
letzten 15 Jahren mit 1,5 Mrd. DM subventioniert. Wie glänzend würde HDW heute
mit diesen Geldern dastehen. Damit könnte man den Handelsschiffbau noch die
nächsten 20 Jahre aufrechterhalten.

JG“

 Ja, so läuft Wirtschaftspolitik, und nachher sind die
„teuren“ Arbeiter schuld. Sie müssen letztlich mit Lohnkürzungen, unbezahlter
Mehrarbeit, Verzicht auf Weihnachtsgeld und trotzdem noch drohendem
Arbeitsplatzverlust, für einen Teil der Belegschaft, die Zeche zahlen.

(C)