Irak: Im Nahen Osten nichts Neues?

Im Schatten des Papstrummels war über die Medien nicht mehr allzu viel
über den Irakkrieg zu vernehmen. Findet der überhaupt noch statt oder
wird er auf niederer Flamme geköchelt wie weiland der Stellungskrieg
1914-1918? Man erinnert sich unwillkürlich an den großen
Antikriegsroman von Remarque „Im Westen nichts Neues“.
Nun zu den Fakten. Die Zahl der getöteten  Amerikanischen Soldaten
beläuft sich mittlerweile auf über 1.500 (Stand Ende März). Am 20.03.
wurde laut Süddeutscher Zeitung (22.3.2005) eine US-Militärkolonne von
etwas 40 Kämpfern bei Salman Pak, 30 Kilometer südöstlich Bagdads
angegriffen. 26 Rebellen seien getötet worden, 7 Angreifer und 6
US-Soldaten seien verwundet worden. Nach dem Gefecht seien 6
Raketenwerfer, 16.Raketen, 13 Maschinengewehre, 22 Sturmgewehre, 40
Handgranaten und ca. 3.000 Schuss Munition sichergestellt worden. Dies
zeige, dass die Rebellen gut ausgerüstet waren.
Dies zeigt freilich auch, dass die Besetzer von kleinen Verbänden mutig und relativ offen attackiert werden.
Obwohl die Ukraine ihre Truppen abzieht, Polen und Italien ebenfalls
den Rückzug beabsichtigen, stört das die USA nicht sonderlich. Die
Heimatfront steht:
Nur 12% der US-Amerikaner sind laut einer Umfrage der Washington Post und des Senders ABC für einen sofortigen Abzug.
44% wünschen sich eine Verringerung  der Truppen.
70% finden die Zahl der amerikanischen Gefallenen und Verwundeten inakzeptabel hoch.
53% sagen, dass der Krieg nicht gerechtfertigt war.
56% sind zuversichtlich, dass es den Irakern heute besser geht als
unter Saddam Hussein und dass sie im Stande seien, selbst eine stabile
Regierung zu bilden.
Anders als bei Amerikas europäischen Waffenbrüdern gab es in den
Vereinigten Staaten zu keinem Zeitpunkt einen breiten Widerstand in der
Öffentlichkeit gegen den Einmarsch in den Irak. Darüber hinaus hat Bush
nie falsche Hoffnungen auf einen frühen Abzug gemacht. Die Vereinigten
Staaten würden so lange im Irak bleiben wie nötig, so lautet die
Standardformel.
Der Generalleutnant bei den Marineinfanteristen, James Mattis, sagte
Anfang Februar bei einer Podiumsdiskussion in San Diego, in Afghanistan
gebe es „Typen, die Frauen 5 Jahre lang schlagen, weil sie keinen Schleier tragen. Typen wie die sind keine echten Männer mehr. Und es macht Spaß, sie zu erschießen.“ Die Zuhörer der vom US-Fernsehen übertragenen Veranstaltung applaudierten.
Der Befehlshaber des Marine Corps, General Michael Hagee erklärte, Mattis sei einer, der „mutigsten und erfahrensten Armeeführer des Landes“.
Der Vizechef des Generalstabes, General Peter Pace, bescheinigte Mattis, dass er „die Werte richtiger Führung und den Wert menschlichen Lebens“ kenne. Er spreche jedoch „mit großer Offenheit“.
Für diese Offenheit ist Generalleutnant Mattis zu danken. Spricht er
doch klar aus, was bei seinen Kollegen Generalen Sache ist: Schießt sie
wie die Hasen!
Am 7. Februar berichtet das Nachrichtenmagazin Time, dass im Gefängnis
Abu Ghraib in Bagdad anfänglich kein Arztfest angestellt gewesen sei,
obwohl etwas 7000 irakische Häftlinge eingesessen seien. Soldaten
hätten Operationen vorgenommen. Kelly Parrson, , Hauptmann der
US-Nationalgarde, berichtete, er selbst habe Patienten „einen Knöchel
und einen Unterschenkel abgenommen. Seine Kameraden und er hätten
mehrmals Operationen ausgeführt, für die ein Chirurg nötig gewesen
wäre. Es habe an grundlegenden Dingen gefehlt wie Kathetern,
Atemschläuchen und Gipsverbänden.
Um Abschluss diese Gräuelgeschichten soll noch einer der Hauptschurken
zu Wort kommen: Donald Rumsfeld räumte ein, dass die US-Regierung den
Aufstand im Irak unterschätzt habe: „Das Ausmaß ist deutlich höher als erwartet wurde.“
Seine Erklärung für die Malaise ist interessant. Schuld daran seien die
Türken. Ankara habe verhindert, dass die 4. US – Infanteriedivision von
der nördlich gelegenen Türkei aus in den Irak vorstoßen konnte. „Deshalb sind die Sunniten nördlich von Bagdad niemals richtig vom Krieg betroffen gewesen und eine unzureichende Zahl wurde getötet oder gefangen genommen“. Die in dem Gebiet lebenden Sunniten hätten auch nie „die volle Militärkraft“ der USA zu spüren bekommen. Sie würden nun den Aufstand im Irak schüren.
Nach den Wahlen im Irak bleiben 135.000 US-Soldaten bis auf weitere
dort stationiert. Der Krieg der Besatzer zur Befriedung des Landes wird
fortgesetzt ebenso wie der völkerrechtlich absolut legitime, ja
gerechte Krieg des irakischen Volkes gegen die Ölräuber und ihre
Besatzertruppen.
eni