Wirtschaft zur Alltäglichkeit geworden. Laut einer Umfrage ist die Mehrheit in
Deutschland, 68 Prozent, der Ansicht, dass Korruption, Schmiergeldzahlungen und Geldwäsche in den
vergangenen drei Jahren hierzulande sehr zugenommen haben [1].
Die Skandale in Banken und Konzernen lösen zu Recht den Zorn
und die Wut der Arbeiter und Angestellten aus. Skrupellos bedient sich das
Finanzkapital aus dem von der Lohnarbeit abgeschöpften Geldmitteln. Besonders enttäuschend und schmerzhaft
für Arbeiter und Angestellte ist es, wenn sich einzelne
Gewerkschaftsfunktionäre oder gar ganze Betriebsräte vom Kapital kaufen lassen[2]. Das parasitäre
imperialistische System zeigt sich nicht nur wieder an zunehmenden
Kriegsbeteiligungen, Kolonialismus und sozialem Kahlschlag, es zeigt sich u.a.
auch in der Zunahme von Korruptionsfällen. Korruption, also Bestechung, Filz,
Vorteilnahme, Geldwäsche, Steuerhinterziehung alles incl. persönlicher Bereicherung
ist in Deutschland zu einem alltäglichen und selbstverständlichen Instrument
der Konzerne und Banken geworden. Private Provisionen werden als übliches
Honorar für außergewöhnliche Leistungen ausgegeben, Schmiergeldzahlungen
für Aufträge und Subventionen werden als Arbeitsplatzsicherung verteidigt etc.
Eine neue Erscheinung im parasitären imperialistischen
System ist die Korruption bekanntlich keineswegs. Bei Enver Hoxha wurde sie in seinem Werk „Imperialismus
und Revolution“ wie folgt erwähnt: „Um ihrer Herrschaft den Weg zu ebnen,
schrecken diese Gesellschaften vor keinem Verbrechen zurück. Das reicht von der Organisation
von Verschwörungen über die Zersetzung der Wirtschaft bis dahin, dass sie einfach
hohe Beamte, politische und Gewerkschaftsführer kaufen, usw. [3].“
Wenn die Zeitungen auch täglich voll von Korruptionsskandalen
sind, so bleiben dennoch die allermeisten Fälle im Verborgenen. Die Mär, es
handle sich doch nur um Einzelfälle, ist selbst in den bürgerlichen Medien
nicht mehr haltbar. Zu lange ist die Liste in relativ kurzer Zeit angewachsen. Ein Skandal jagt den nächsten: EADS,
Mannesmann, Siemens und VW sind bekannte Beispiele. Die Liste über die in
kriminelle Aktivitäten verwickelten Konzerne und Banken lässt sich täglich verlängern:
BenQ, BMW, Commerzbank, DaimlerChrysler, Deutsche Bank, Heros, IKEA, Infineon,
Skoda und viele andere mehr. Und doch bleiben wie bereits erwähnt die meisten
Fälle ungenannt und ungeklärt.
Dies behaupten nicht schadenfrohe Systemkritiker und Systemgegner.
So äußert sich beispielsweise der Frankfurter Oberstaatsanwalt Wolfgang
Schaupensteiner, der sich bei der Verfolgung von Wirtschaftskriminellen den Namen
„Trüffelschwein“ erworben hat, zur Aufklärungsquote folgendermaßen: „Die Aufklärungsquote ist
gering. Ich schätze, dass 95 Prozent aller Fälle unerkannt bleiben. Vermutlich
ist das sogar noch optimistisch, die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher. [4]“.
Wenn man sich jetzt noch vorstellt welche Geldsummen hier
zum Fließen kommen, allein im Fall Siemens geht man bisher nachweislich von einem
Schwarzkassen-Netzwerk mit insgesamt über 420 Millionen Euro aus, dann sollte
uns Marxisten nicht nur daran liegen, diese kriminellen Individuen
anzuprangern, dieses System personell zu entlarven, sondern auch die
gesellschaftlichen Hintergründe und Ursachen aufzudecken, die ihre Wurzeln in
der kapitalistischen Produktionsweise haben. Die Korruption aufzudecken und
ihre Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten zu untersuchen und zu begreifen, wird
zudem auch für eine Zukunft im Sozialismus von hoher Wichtigkeit sein. [roab]
- Siehe hierzu auch Arbeit Zukunft 1-2007, Was haben
Millionäre an der Gewerkschaftsspitze
zu suchen? - Enver Hoxha, Imperialismus und Revolution, Verlag 8
Nentori, Tirana 1979, S.93/94. - Wirtschaftswoche vom 04.12.2006, Korruption ist
alltäglich, S.70.